Rückschau Projektpartnerinnenbesuch aus El Salvador
"La Colectiva" ist eine von rund 100 Partnerorganisationen der Aktion Familienfasttag. In der Organisation arbeiten 45 Frauen und davon bilden 6 das Leitungsteam. Alina Menjivar ist mit 33 Jahren die Jüngste im Leitungsteam und war Anfang November in Oberösterreich zu Gast um von der Arbeit ihrer Organisation zu berichten.
Vielen Dank für das Interesse in Lambrechten, St. Marienkirchen an der Polsenz, St. Marien bei Neuhofen, im Dekanat Linz Nord und im Agrarbildungszentrum Hagenberg.
Wie das Motto "teilen spendet zukunft" der Aktion Familienfasttag in El Salvador wirksam wird hat Alina Menjivar anschaulich berichtet. Eine Zusammenfassung von Anneliese Schütz:
"La Colecitva" zeichnet aus, dass die Frauen zusammenarbeiten. Hauptsächlich arbeitet die Organisation mit Frauen am Land und deckt 7 von 14 Bundesländern in El Salvador mit ihrer Arbeit ab.
Die Frauen treffen sich, tauschen sich aus und mobilisieren sich in den Gruppen. Alina Menjivar hat das so verdeutlicht: „Wenn eine Frau alleine zur Gemeinde geht und ihren Zugang zu Wasser einfordert, dann hat das wenig Wirkung. Aber wenn 50 Frauen zur Gemeinde gehen und ihr Recht auf Wasser einfordern, dann wirkt das sehr wohl.“ In vielen Gemeinden haben Frauen bereits Teilhabe an der Entscheidung in der Wasserversorgung.
La Colectiva arbeitet auch mit anderen Organisationen und vielen öffentlichen Einrichtungen zusammen. So kann es gelingen, dass Veränderungen nachhaltig in das gesellschaftliche System übergehen.
„Zugang zu Wasser“ ist ein wichtiges Thema in El Salvador, weil die Versorgung an sich nicht so gut ausgebaut ist, der Regen nicht mehr so verlässlich kommt, aufgrund des Klimawandels und vor allem Frauen in ihrer Haus- und Sorgearbeit und der Feldarbeit von unzuverlässiger Wasserversorgung betroffen sind. Sie sind es die Wasser brauchen und sind gleichzeitig auch am Meisten von der Mitbestimmung ausgeschlossen.
La Colectiva unterstützt Frauen in ihrer landwirtschaftlichen Produktion, damit sie die Versorgung der Familie gewährleisten können und auch Produkte am Markt verkaufen können um eine wirtschaftliche Eigenständigkeit zu erlangen.
Die wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen durch die Landwirtschaft zu stärken, stärkt die ganze Familie. Weil Frauen immer für die Kinder und die Familie mitdenken und arbeiten.
La Colectiva betrachtet "Gewalt gegen Frauen" in einem sehr umfassenden Sinn. Neben körperlicher, psychischer, sexueller und wirtschaftlicher Gewalt gehört für sie auch die Anwendung von Gesetz zum Begriff "Gewalt".
In El Salvador besteht ein Gesetz, das jegliche Art von Schwangerschaftsabbrüchen unter Strafe stellt. Dazu gehören auch Fehlgeburten. La Colectiva nimmt sich gemeinsam mit anderen Organisationen besonders schwerwiegenden Fällen an, diese betreffen meist ganz junge Frauen. Im Jahr 2015 wurde eine Studie veröffentlicht, die aufzeigt, dass in einem Jahr 25.000 Teenager im Alter von 10-19 schwanger waren, diese Zahl ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch heute noch gültig. Schwangerschaften in diesem jungen Alter kommen durch sexuelle Gewalt und Vergewaltigung zustande.
Alina Menjivar hat bei ihrem Besuch in Oberösterreich beispielhaft von zwei jungen Frauen berichtet:
Imelda ist jetzt 20 Jahre alt. Sie sitzt seit 2,5 Jahren im Gefängnis. Sie wurde seitdem sie 12 Jahre alt war von ihrem Stiefvater vergewaltigt, sie wurde schwanger und vor zwei Jahren erlitt sie eine Fehlgeburt. Daraufhin wurde sie von ihrer Mutter ins Krankenhaus gebracht. Die Ärztin handelte nach dem Gesetz und hat die Polizei verständigt, diese brachte Imelda ins Gefängnis. Sie wurde für 20 Jahre angeklagt und beschuldigt den Schwangerschaftsabbruch absichtlich herbeigeführt zu haben.
Maria Teresa erging es ähnlich wie Imelda. Sie hatte eine Fehlgeburt und davor nicht einmal bemerkt, dass sie schwanger war, weil ihr Bauch nicht gewachsen ist. Auch direkt vom Krankenhaus wurde sie ins Gefängnis gebracht und nach einigen Jahren zu 40 Jahre Haft verurteilt. La Colectiva ist es gemeinsam mit anderen Organisationen gelungen den Fall neu aufzurollen und es konnte nachgewiesen werden, dass die Fehlgeburt aufgrund von gesundheitlichen Problemen zustande gekommen ist und nicht absichtlich von Maria Teresa herbeigeführt wurde. Nach der Freilassung beantrage sie Asyl in Schweden. Sie hatte berechtigterweise Angst, dass der Fall neue aufgemacht wird. Seitdem arbeitet sie von Schweden aus als Aktivistin.
La Colectiva, andere Organisationen, viele Frauen und viele Menschen stehen auf, wenn Unrecht geschieht und es zahlt sich aus. Schritt für Schritt können Veränderungen herbeigeführt werden, auch wenn der Weg zu einem "Leben frei von Gewalt" noch lang ist.