Offener Brief an die Clubobmänner der im Landtag vertretenen Parteien
Sehr geehrter Herr Clubobmann!
Das Bild in den OÖN vom 17.10. 2015 zeigt eine Riege Männer mit einer Quotenfrau am Verhandlungstisch. Obwohl diese Frau längst ihre politische Kompetenz bewiesen hat, ist ihr ein Platz in der neuen Landesregierung offenbar nicht sicher.
Die Oberösterreicher und Oberösterreicherinnen haben gewählt. Das Kräfteverhältnis zwischen den Parteien hat sich verändert, das Verhältnis von Männern und Frauen in Oberösterreichs Bevölkerung nicht.
Welche Mandate werden Frauen innehaben? Die Regierung sollte zumindest ansatzweise die Lebensrealität unserer Gesellschaft spiegeln.
So wie die Bilder der Verhandlungsrunde aussehen, ist da nicht viel zu erwarten. Da frag ich mich schon, wie Parteien in ihren Systemen mit Frauen umgehen. Männer in ihren Clubs wundern sich, dass so wenige Frauen Lust an Politik haben und schieben ihnen für diesen Zustand auch noch den schwarzen Peter zu. Da macht man sich etwas zu leicht!
Im letzten Jahr und besonders jetzt, nach der Wahl in Oberösterreich zeigt sich deutlich wie Männer in den Parteien Posten und Ämter verteilen. Sie teilen untereinander auf! Entgegen aller Beteuerungen Frauen den Weg in diese von Männern dominierten Clubs zu öffnen, werden Frauen hinausgekickt, wenn es um Machtverlust Einzelner oder bestimmter Gruppen geht.
Die Veränderung in Parteistrukturen und Prozessen ist längst überfällig, damit Frauen den ihnen zustehenden Platz einnehmen können.
Die Katholische Frauenbewegung fordert aus gegebenen Anlass alle maßgeblichen Parteien dringend auf Frauen an der Regierungsverantwortung zu beteiligen. Wir werden nicht aufhören, diese ungerechte Verteilung anzuprangern und immer wieder darauf hinweisen.
Mit besten Grüßen
Erika Kirchweger
Vorsitzende
Katholische Frauenbewegung in Oberösterreich