Autoritäres Denken überwinden
Am 17. September war Johannes Chudoba, Friedensdiener in Kroatien und Bosnien 1996/97, bei Urbi@Orbi zu Gast. Sein Buch "Sovereignty: Overcoming Authoritarianism - A Family Perspective" kommt vor Weihnachten auf Englisch heraus (nähere Infos unter jchudoba.com). Die deutsche Version, die gemeinsam mit Übersetzern an den Unis Graz, Innsbruck und Wien erarbeitet wird, soll rechtzeitig vor dem 70. Jubiläum des Staatsvertrages im Mai 2025 erscheinen.
In seinem sehr persönlichen Vortrag zeichnete der Autor an Hand der Geschichte seiner Familie ein Bild der Auswirkungen der autoritären Erziehungsmethoden im 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts auf einzelne und die Gesellschaft. Viel war da die Rede von einer Gesellschaft, die geprägt war von Menschen, denen von Geburt an statt einem Urvertrauen eine Urangst mitgegeben wurde. Die Grundannahme war: "Der Mensch ist schlecht und muss - nötigenfalls mit Gewalt - zur Disziplin und Pflichterfüllung erzogen werden."
Das Buch erzählt vor allem davon, dass es in erster Linie den Frauen der Kriegs- und Nachkriegsgeneration zu verdanken ist, dass sich die Erziehungsmethoden in Schule und Familie und dadurch die Grundeinstellungen in der Gesellschaft seitdem entscheidend verändert haben. Die Autoritätshörigkeit ist nun nicht mehr so hoch, die Anfälligkeit für (populistische) Verführer ist - wenn auch unter anderen Vorzeichen - jedoch geblieben.
Es folgte ein intensiver Austausch über persönliche und gesellschaftliche Handlungsoptionen gegen autoritäre Tendenzen.