Weniger ist mehr
Viele junge Menschen in Österreich ernähren sich bereits nach dem Motto „weniger ist mehr“. Im Vergleich zum Durchschnitt der Bevölkerung verzichten doppelt so viele der 15- bis 29-Jährigen auf Fleisch. Betrachtet man allerdings den gesamten Fleischkonsum, so essen die Menschen mit zunehmendem Alter weniger Fleisch. Menschen über 65 Jahre essen fast nur halb so viel Fleisch wie 20-Jährige.
Insgesamt müssen wir zu einem deutlich verringerten Fleischkonsum kommen. Dafür können und sollten wir dann für Fleisch und andere hochwertige Lebensmittel deutlich mehr bezahlen.
Fünf Mal mehr. Der Gewinn einer fleischärmeren Ernährung
Eine fleischärmere Ernährung wirkt sich auf viele Bereiche sehr positiv aus, wenn dabei auf Qualität für Umwelt und Tiere, Regionalität, faire Preise und bei pflanzlichen Lebensmitteln zusätzlich auf Saisonalität geachtet wird:
- Heimische Viehbäuerinnen und -bauern erhalten bessere Einkommen.
- Kleinbäuerinnen und -bauern in den ärmeren Ländern können regionale Märkte beliefern und werden unabhängiger von den Weltmarktpreisen. Der Hunger in diesen Ländern wird so signifikant verringert.
- Konsument*innen erhalten ihre Vitalität und sind weniger anfällig für Krankheiten.
- Tierhaltung kann viel artgerechter betrieben werden.
- Klima und Umwelt werden weniger belastet und die Artenvielfalt gefördert.
Erkennbarkeit und Bezahlbarkeit. Die Mitverantwortung der Politik
Damit die Konsument*innen beim Fleischkonsum eine informierte Entscheidung treffen können, bedarf es für alle Fleischprodukte einer verpflichtenden Kennzeichnung über Herkunft und Haltungsbedingungen der Tiere. Das darf nicht nur frisches Fleisch und frische Wurst betreffen, sondern muss auch für verarbeitete Lebensmittel und für Fleisch in der Gastronomie gelten.
Ebenso wichtig ist die Weiterentwicklung der finanziellen Rahmenbedingungen für die Landwirtschaft. Sowohl die Fördermittel der Europäischen Union als auch jene der Republik Österreich sind derzeit nicht genügend auf ökologische und tierwohlorientierte Kriterien ausgerichtet. Viele Landwirt*innen würden gern mehr für Umwelt und Tiere tun – das muss aber ökonomisch tragbar sein.
Der Wert der Lebensmittel. Bewusste Ernährung
Es ist dringend notwendig, den Lebensmitteln und insbesondere dem Fleisch wieder mehr Wert zu geben. Wert, der sich in Wertschätzung und in Geldwerten ausdrückt. Wenn Landwirt*innen Tiere artgerecht und umweltschonend halten, dann ist das teurer, verdient aber auch einen deutlich höheren Preis. Zugleich ist der Preis allein nicht alles – wir leben auch von Anerkennung.
Eine bewusstere Ernährung wäre in diesem Sinne ein Zeichen des Respekts vor und der Gerechtigkeit für Landwirt*innen und ihre Tiere. Sie wäre Ausdruck einer größeren Dankbarkeit gegenüber denen, die uns versorgen, der Schöpfung, die uns nährt, und dem Schöpfer, der uns erhält. Und schließlich wäre sie ein Weg zu größerem Genuss – denn genießen kann man umso besser, je maßvoller man isst und je mehr man dabei ein gutes Gewissen haben kann.
(F.d.I.v.Viola Haas, Katholische Jungschar/Kinderpastoral
Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger, diözesaner Umweltsprecher)