Klimagerechtigkeit
Die "Allianz für Klimagerechtigkeit" erhofft sich eine Einigung auf Ziele, Regeln und Maßnahmen, die das Erreichen der Pariser Klimaziele mit Synergien zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen der UN-Agenda 2030 sicherstellen.
Wien/Sharm El Sheikh, 03.11.2022 (KAP) Eine Einigung auf Ziele, Regeln und Maßnahmen, die das Erreichen der Pariser Klimaziele mit Synergien zu den Nachhaltigen Entwicklungszielen der UN-Agenda 2030 sicherstellen: Das erhofft sich die "Allianz für Klimagerechtigkeit" von der am Sonntag startenden UN-Klimakonferenz COP27 in Sharm El Sheikh in Ägypten.
Klimaexperte Martin Krenn von der KOO forderte in einer Online-Pressekonferenz der Allianz am Donnerstag mehr Geld zur Unterstützung von armutsbetroffenen Ländern: "Um als Weltgemeinschaft der Klimakrise als der zentralen Herausforderung dieses Jahrhunderts zu begegnen, müssen die Industrienationen - allen voran die EU mit Österreich - bestehenden Verpflichtungen nachkommen."
Neben einem Beitrag von 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr für "Klimafinanzierung" brauche es eine Verdoppelung der finanziellen Mittel für Anpassungsmaßnahmen, sagte Krenn. Dabei geht es etwa um die finanzielle Unterstützung von Entwicklungsländern zur Bewältigung der großen Transformation in Richtung treibhausgasarme Entwicklung und den Schutz der Bevölkerung vor den Folgen der Klimakrise.
Zudem müsse man "ergebnisorientiert für ein neues und detailliertes wissenschafts- und bedürfnisbasiertes Finanzziel ab 2025 verhandeln und nicht zuletzt die finanzielle Unterstützung bei unwiederbringlichen Schäden und Verlusten", forderte der KOO-Klimareferent. Gerade die von 6. bis 18. November angesetzte Klimakonferenz in Afrika habe die Chance, "eine Plattform zur Äußerung dieses umfangreichen Unterstützungsbedarfs der afrikanischen Länder und generell der ärmsten Länder der Welt zu werden".
Krenn erinnerte daran, dass zunehmende Fluten und Dürren fortlaufend die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen, insbesondere in Ländern des Globalen Südens zerstören; geschehen etwa im vergangenen Sommer in Pakistan, Nigeria oder am Horn von Afrika. "Während alle Staaten der Welt massive Investitionen in den Klimaschutz und die Anpassung an die Klimakrise tätigen müssen, sind gerade jene Staaten, welche am wenigsten zur Erderhitzung beigetragen haben, am stärksten von den Auswirkungen betroffen, weil sie aufgrund ihrer geografischen Lage und ihrer eingeschränkten Ressourcen dem viel weniger entgegensetzen können", erklärte Krenn.
Zunehmende Bedrohung
Care-Klimaexpertin Marlene Achoki aus Kenia wies auf die wachsende Bedrohung des Klimawandels für Ernährungssysteme im Globalen Süden hin. Verluste und Schäden sind für Millionen Menschen in Kenia, im Südsudan bis hin zu Somalia tägliche Realität, berichtete sie: "Steigende Temperaturen, weniger Niederschläge, Dürren und Überschwemmungen schmälern landwirtschaftliche Erträge, unterbrechen die Lebensmittelversorgung und verursachen chronischen Hunger und Unterernährung." Besonders betroffen seien Frauen und Mädchen. "Der Erfolg der COP27 wird davon abhängen, ob die Anliegen Afrikas gehört und erfüllt werden. Afrika ist der am meisten gefährdete Kontinent der Welt, der am wenigsten zum Klimawandel beigetragen hat."
WWF-Klimasprecher Thomas Zehetner forderte eine umfassende Klimapolitik, eine stärkere Berücksichtigung des Naturschutzes und den Abbau aller umweltschädlichen Subventionen. "Das Ziel dieser Klimakonferenz muss die Begrenzung der globalen Erhitzung auf 1,5 Grad sein, um die schlimmsten Folgen der Klimakrise zu verhindern." Dafür brauche es stärkere nationale Klimapläne und einen Ausstieg aus allen fossilen Energieträgern. Zugleich forderte er stärkere Verankerung des Schutzes der Naturräume als Klimaschutz-Maßnahme auf allen Ebenen.
Joachim Raich, Südwind-Sprecher für Klimagerechtigkeit, wünscht sich einen strukturellen Wandel: Die Debatte, wer zahlt, werde seit mehr als 30 Jahren aufgeschoben. "Die reichen Länder dürfen sich nicht länger vor der Verantwortung drücken!" Klimagerechtigkeit müsse die Grundlage für jedes politische Handeln bilden. "Geld alleine kann ausbeuterische Wirtschaftspraktiken nicht ausgleichen." Südwind fordert, dass Wirtschafts-, Entwicklungs- und Migrationspolitik im Einklang mit Menschenrechten, Klima- und Biodiversitätsschutz stehen. Zudem soll ein internationales Schutzsystem für Millionen Menschen, die schon heute aufgrund der Klimakrise ihr Zuhause verlassen müssen, aufgebaut werden.
Mehr Infos: www.klima-allianz.at