Umweltleitbild der Diözese Linz
Die Situation
Die Erde ermöglicht unser Leben. Die Umwelt ist auch Mitwelt. Wir Menschen sind Teil der Natur und brauchen den Planeten als Lebensgrundlage.
Der menschliche Umgang mit der Erde war von Ehrfurcht und Dankbarkeit geprägt, aber auch von einem zähen Ringen um die notwendigen Lebensmittel. Erfindungen haben das Leben für die Menschen erleichtert. Das stete Wachstum und die immer neuen Erfindungen für und im Interesse der Menschen haben den Blick auf die Grenzen des Wachstums verstellt. Dabei ist der Eigenwert der Natur und die Begrenztheit von Wissen, Machbarkeit und Ressourcen aus dem Blick geraten. Das hat schwerwiegende Konsequenzen: An manchen Orten zeigt sich bereits deutlich, dass wir die Erde übernutzt haben.
Erste Warnungen im Bericht des Club of Rome von 1972 führten zu erstaunen und erschrecken. Ensprechend gehandelt wurde und wird in nur geringem Ausmaß. Auf der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 wurde das vielversprechende Klimaschutzabkommen (Kyoto-Protokoll) beschlossen, das … auslaufen wird. Die Weltklimakonferenz sollen ein Folgeabkommen herbeiführen. Doch bisher konnten kaum Einigungen erzielt werden und wenn dann nicht mit den erforderlichen Konsequenzen. Die Informationen sind da – zum Beispiel in den Berichten des Weltklimarates (IPCC), aber die Bereitschaft die nötigen Einschnitte zu machen und die entsprechenden Veränderungen einzuleiten, fehlen vielfach auf politischer Ebene und aber auch bei uns selbst.
Ziel muss sein, das gute Leben der einen zu ermöglichen. Das heißt eine verbesserte Gesundheitsversorgung, Ernährungssicherheit, Bildung usw. zu sichern. Der andere Teil der Menschheit muss das Maß halten lernen. Hier muss eine Philosophie des Genug, jene des „immer mehr“ ablösen.
Angesichts dieser Situation beschloss der Pastoralrat der Diözese Linz 1996 das Umweltleitbild. 2005 trat die Diözese Linz dem Klimabündnis bei. Inzwischen sind auch mehrere Pfarren Mitglied im Klimabündnis. Sie haben einen umfassenden Energiecheck gemacht und sich Ziele gesetzt, die regelmäßig von Klimabündnis überprüft werden.
Unser Glaube als Grund des kirchlichen Engagement
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute ... sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“ (II. Vaticanum, Pastoralkonstitution, Gaudium et Spes 1).
Die Kirche verpflichtet sich selbst, sich mit den Hoffnungen und Nöten der Welt auseinanderzusetzen. Dies entspringt dem Glauben, dass Gott sich selbst die Sorgen der Menschen zu eigen macht. Dieser Glaube, der die letzte Verantwortung für unser aller Leben der Welt in die Hände Gottes legt, befreit, fasziniert und verpflichtet zugleich.
Er befreit uns von überzogenen und falschen Verantwortungsgefühlen, die aus der Versuchung kommen, sich die Welt und Umwelt selber herstellen zu wollen. Er befreit uns von solchen Einstellungen, die zu Gefühlen der Ohnmacht und der Überforderung beitragen.
Der biblische Glaube fasziniert und führt zum Staunen und zum Lob des Schöpfers:
„Seh‘ ich den Himmel, das Werk deiner Finger,
Mond und Sterne, die du befestigt:
Was ist der Mensch, dass du an ihn denkst,
des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?
Du hast ihn nur wenig geringer gemacht als Gott,
hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt.
Du hast ihn als Herrscher eingesetzt über das Werk deiner Hände,
hast ihm alles zu Füßen gelegt.“
(Psalm 8,4-7)
Dieses Staunen führt nicht zur Angst und zur Infragestellung des Menschen, sondern zum Bewusstsein, dass ihm die von Gott geschaffene Welt als eine Gabe anvertraut ist. Sie soll dem Menschen zur Umwelt und zur Heimat werden.
Daher verpflichtet der Glaube zur Gestaltung dieser Welt. Allerdings wurde der mit dem Segen verbundene Herrschaftsauftrag Gottes an den MENSCHEN (vgl. Genesis 1,28) lange Zeit als „Freibrief zur gnadenlosen Beherrschung der Natur“ missverstanden. Wir Menschen sind sowohl Teil der Schöpfung als auch Ebenbild Gottes. Im Bild des zweiten Schöpfungsgedichts wurde der Mensch in den Garten Eden gestellt, „damit er ihn behüte und bebaue“ (Genesis 2,15). Der Auftrag zur Gestaltung der Welt kann demnach nur noch als die Aufgabe, „die Welt in Gerechtigkeit und Heiligkeit zu regieren (...) und auf Gott hinzuordnen“ (Gaudium et Spes 34/1), interpretiert werden.
Leitziele der Diözese Linz zur „Bewahrung und Gestaltung der Schöpfung“
Die Diözese Linz will:
- die globalen Bedrohungen der Schöpfung und ihre Ursachen bewusst machen,
- die strukturelle Dimension der Problematik durchschaubar machen,
- die Menschen in der Hoffnung stärken und ermutigen, an den Problemlösungen aktiv mitzuwirken,
- und zu persönlicher Verhaltensänderung motivieren.
Kirche als „Sauerteig“ will die vorhandenen kirchlichen Kommunikationsstrukturen für die verstärkte Information über Umweltfragen und Lösungsansätze nutzen.
Kirche Pilotprojekte unterstützen als konkrete Beiträge zu einem umweltschonenden und nachhaltigen Handeln.