Gebäude und Verkehrsflächen OÖs benötigen fast 1.000 Quadratkilometer
Im Zeitraum 2018 bis 2020 wurden in Oberösterreich laut Umweltbundesamt im Schnitt zwei Hektar pro Tag verbaut. Insgesamt nehmen Gebäude- und Verkehrsflächen bereits 991 Quadratkilometer des Landes in Anspruch, davon sind 361 Quadratkilometer Verkehrsflächen. "Gemeinden, die Wohnraum in den Ortskernen schaffen und die Nahversorgung stärken statt Supermärkte auf der grünen Wiese zu bauen, beleben ihren Ort, stärken die lokale Wirtschaft und reduzieren den Bodenverbrauch. Zudem wird der Bevölkerung dadurch ermöglicht, mehr Alltagserledigungen klimafreundlich zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu machen statt mit dem Auto", stellt VCÖ-Experte Michael Schwendinger fest.
Bodenverbrauch und Flächenversiegelung sind ein österreichweites Problem. Allein der Verkehr verbraucht in Österreich bereits eine Fläche von rund 2.080 Quadratkilometer, machen VCÖ und Hagelversicherung aufmerksam. Der Flächenverbrauch des Verkehrs hat in Österreich seit dem Jahr 1990 um 460 Quadratkilometer auf bereits 2.080 Quadratkilometer zugenommen. 96 Prozent der Flächen nimmt der Kfz-Verkehr für Straßen und Parkplätze in Anspruch. "Als heutige Erwachsenen-Generationen haben wir die Verantwortung, sorgsamer mit unserer wertvollen Ressource Boden umzugehen. In der Vergangenheit wurden durch Zersiedelung und Straßenausbau große Flächen zubetoniert und produktive Böden zerstört. Wir sind es den kommenden Generationen schuldig, beim Flächenfraß die Notbremse zu ziehen", stellen der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung Kurt Weinberger und VCÖ-Experte Michael Schwendinger gemeinsam fest.
Die große Mehrheit der Österreicherinnen und Österreicher spricht sich für Maßnahmen gegen den massiven Bodenverbrauch durch den Kfz-Verkehr aus, wie eine repräsentative Umfrage von MARKET im Auftrag des VCÖ zeigt. 64 Prozent der Bevölkerung stimmen der Forderung zu, überdimensionierte Straßen zu verschmälern, um Platz für mehr Grün sowie für Infrastruktur zum Gehen und Radfahren zu schaffen. Dass der Rückbau von Straßen gut funktioniert, zeigen bereits einige Beispiele in Österreich. In Kärnten wurde eine überdimensionierte Landesstraße, die B83 bei Arnoldstein, von 9 auf 7,5 Meter verschmälert. Auch in Niederösterreich auf der B11 zwischen Gaaden und Heiligenkreuz und in Obsteig in Tirol auf der B189 wurde der Querschnitt der Landesstraßen reduziert. "Auf allen drei Straßen wurde ein Sicherheitsstreifen abgefräst und begrünt, der verbleibende Asphaltstreifen ist nun jeweils ein Radweg", sieht VCÖ-Experte Schwendinger darin eine sehr ressourcensparende Methode, die Infrastruktur für Gehen und Radfahren zu verbessern.
Sogar 84 Prozent von Österreichs Bevölkerung befürworten, dass das Zubetonieren von Grünflächen durch eine Versieglungsabgabe verteuert und die Schaffung von Grünflächen gefördert wird. Ebenfalls 84 Prozent sprechen sich dafür aus, dass eine weitere Zersiedelung durch gemeindeübergreifende Raumplanung verhindert werden soll. "Wenn wir nicht die Ursachen des Verkehrs lösen, werden Staus trotz Straßenbau und der damit verbundenen Naturzerstörung fortschreiten. Und in ein paar Jahren brauchen wir dann eine neue Umfahrung von der Umfahrung. Wir brauchen weitere Anreizsysteme, um den Autoverkehr zu reduzieren", weist Weinberger auf ein rasches Umdenken zu umweltgerechterer Mobilität hin.
"Die heutige Siedlungsentwicklung und der Infrastrukturausbau sind ein Vermächtnis an unsere Kinder und Enkelkinder. Angesichts der sich verschärfenden Klimakrise sind wir es den kommenden Generationen schuldig, die Infrastruktur- und Wohnbaupolitik in Einklang mit den Klimazielen zu bringen", erinnert VCÖ-Experte Schwendinger.
Quelle: VCÖ, www.vcoe.at