Umweltpreis der Diözese Linz für ökologische Friedhofsgestaltung verliehen
Der Umweltpreis der Diözese Linz wird für vorbildliche Projekte in einem bestimmten Bereich kirchlichen Umweltengagements vergeben und ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert.
Gestiftet wird der Preis von der Linz AG. Die Preisvergabe findet alle zwei Jahre statt. War der Preis 2019 dem Bereich „Ökofaires Fest“ gewidmet, wurde er heuer für „Ökologie am Friedhof“ vergeben.
„Der bewusste und sorgsame Umgang mit unserer Umwelt und allen Geschöpfen ist für Papst Franziskus in seiner Enzyklika ‚Laudato si´‘ ein Schlüsselfaktor. Das gilt auch für die Friedhöfe. Sie sind Naturoasen und wichtiger Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Wertvolle Grünflächen können gestaltet werden, die positive Auswirkungen auf Luft und Klima haben. Die Friedhöfe als Orte des Gedenkens und der Begegnung werden so lebendige Inseln der Ruhe für Menschen, Pflanzen und Tiere“, erklärt Lucia Göbesberger, Leiterin der Abteilung Gesellschaft und Theologie und Umweltreferentin der Diözese Linz, warum heuer Pfarren für ihre Friedhofsgestaltung mit dem „Laudato si‘ “-Preis ausgezeichnet wurden.
Einbezogen wurden dabei Kriterien wie Freiflächengestaltung, ökologische Planung und Pflege, Bewässerung, Beleuchtung, Mülltrennung bzw. -vermeidung oder Gestaltung der Beisetzungsstätten.
Bei einem Festakt im Pastoralamt in Linz wurde am 1. Oktober 2021zum zweiten Mal der mit 5.000 Euro dotierte „Laudato si‘ “-Preis vergeben, der von der Linz AG gestiftet wird. Über 30 Gäste waren zur festlichen Preisverleihung gekommen, unter ihnen Josef Schwabeneder, Leiter des Bereichs Bildung und Kultur im Pastoralamt der Diözese Linz, Josef Froschauer (Vorsitzender Fachausschuss Schöpfungsverantwortung des Pastoralrates der Diözese Linz) und Mario Wagenhuber (Linz AG). Die Jury, bestehend aus Lucia Göbesberger (Leiterin der Abteilung Gesellschaft und Theologie und Umweltreferentin der Diözese Linz), Michael Rosenberger (Vorstand des Instituts für Moraltheologie an der KU Linz und Umweltsprecher der Diözese Linz) sowie Gerlinde Larndorfer-Armbruster (Projektleiterin „Bodenbündnis in Oberösterreich“), vergab die Preise an die Gewinner*innen. Die Feier wurde nach Green Event-Kriterien ausgerichtet, das vegetarische Bio-Buffet von Kulinario begeisterte ebenso wie die Musik von „Folk and Pepper“.
Jurymitglied Michael Rosenberger betonte in seinen einführenden Worten, die schöpfungsgerechte Gestaltung von Friedhöfen sei eine große Herausforderung: „Es braucht das Zusammenwirken von Friedhofsverwaltung, liturgisch Verantwortlichen und Grabbesitzenden bis hin zu Bestattungsunternehmen – und es ist ein Projekt über Generationen.“ Bei näherem Hinsehen werde klar, dass auf einem Friedhof viele ökologische Aspekte Hand in Hand gingen: Umgang mit Wasser und Energie, Müll, Klimaschutz – Mobilität, Kremation versus Erdbestattung –, vor allem aber auch das oft vernachlässigte, aber zusammen mit dem Klimaschutz wichtigste Umweltthema Schutz der Artenvielfalt – der Friedhof ist Lebensraum für vielfältige Tiere und Pflanzen. Den Preistragenden seien bereits sehr gute Projekte gelungen, wie Gerlinde Larndorfer-Armbruster, die Expertin von „Bodenbündnis in Oberösterreich“, betonte.
Ausgezeichnetes Umweltengagement
Für die ökologische Gestaltung ihrer Friedhöfe ausgezeichnet wurden die Pfarren Laakirchen und Ternberg (beide 1. Preis) sowie die Pfarren Pennewang und Vöcklamarkt (beide 2. Preis).
Pfarre Laakirchen (1. Preis)
Die Pfarre Laakirchen erarbeitete bereits 2012 in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Laakirchen einen Masterplan für eine Aufwertung des Friedhofs. Dieser beinhaltet die Schaffung einer Begegnungszone mit Sitzplätzen, die mit heimischen Hecken und Bäumen als Schattenspender bepflanzt wurden. Es gibt eine Blumenwiese, die nur noch zweimal jährlich gemäht wird, damit die Blumen zur Blüte gelangen können; dabei wird stufenweise gearbeitet, damit die Insekten nicht auf einmal ihr Nahrungsangebot und ihren Unterschlupf verlieren. Auf den Wegen werden die Betonsteine so verlegt, dass dazwischen Wasser versickern kann. Die Nebenwege sind gekiest. Besonders hervorzuheben ist, dass an zahlreichen Standorten wertvolle ökologische Standorte errichtet wurden, wie zum Beispiel Steinhaufen oder begrünte Mauern. Die Preisgestaltung für die 10-Jahres-Gebühr wurde vereinheitlicht – Erdgräber sind nun nicht mehr teurer als Urnengräber. Laakirchen zeigt sehr eindrucksvoll, dass ein Friedhof wertvolle ökologische Nischen bieten und so zu einem Ort des Lebens und der Biodiversität werden kann.
Pfarre Ternberg (1. Preis)
Die Pfarre Ternberg arbeitet seit 2018 an einer ganzheitlichen und gut durchdachten Umgestaltung des Friedhofs. Die Umlaufpumpe des Brunnens beim Haupteingang wird mit Strom aus der Photovoltaik-Anlage vom Dach des Pfarrhofs gespeist. Auf elektrische Beleuchtung wird auf dem Friedhof komplett verzichtet. Die drei Wasserentnahmestellen sind künstlerisch gestaltet und weisen so auf die Kostbarkeit des Wassers hin. Die Bänke auf dem Friedhof sind aus einheimischem Holz gefertigt. Die Urnenbestattung findet jetzt unter neu gepflanzten Bäumen statt – sehr naturnah! Baumpflanzungen auf freiwerdenden Grabflächen sind in Planung. Die Friedhofsmauer ist teilweise mit Weinreben begrünt – für das menschliche Auge wohltuend, für Insekten ein Lebensraum. Einmalig ist ein alter E-Rasenmäher, der zu einer Schredder-Maschine umgebaut wurde. Blumentöpfe werden das ganze Jahr hindurch geschreddert, leere Kerzendosen vor allem im Winter, wenn das verbleibende Wachs durch die kühlen Temperaturen gut herausgeklopft werden kann. Der Verkauf ökologischer Grabkerzen ist in Vorbereitung. Eine ansprechende Infotafel wirbt mit praktischen Tipps für die ökologische Gestaltung der Gräber.
Pfarre Pennewang (2. Platz)
Die Pfarre Pennewang überzeugte durch die umfassende Planung. Der sorgsame Umgang mit der Fläche zeigt sich in einer Blumenwiese und Bäumen. Gelungen ist die Trockensteinmauer, die Lebensraum und Sitzgelegenheit darstellt. Hervorzuheben ist auch die künstlerische Gestaltung der Aufbahrungshalle, die den Schöpfungsbezug eines Friedhofes abbildet: Die Künstlerin Regula Dettwiler gestaltete für die Aufbahrungshalle u. a. einen Wandbehang aus 1.000 regionalen Frühlings-, Sommer- und Herbstblumen, die von der Pfarrbevölkerung nach persönlichen Vorlieben gesammelt und gepresst der Künstlerin übergeben wurden.
Pfarre Vöcklamarkt (2. Platz)
In Vöcklamarkt werden neue heimische Bäume und Sträucher (z. B. Felsenbirne) gepflanzt und Sitzgelegenheiten aus Eiche errichtet. Für die Weggestaltung wird gestampfter Schotter verwendet, sodass Wasser versickern kann. Beim personalisierten Gemeinschaftsgrab wurde ein Beet mit Kräutern und heimischen Wildpflanzen gestaltet – ein wichtiges Beispiel, wie eine naturnahe Grabgestaltung aussehen kann. Dieses Thema wird auch regelmäßig im Pfarrblatt angesprochen. Der Verkauf von Grabkerzen am Schriftenstand der Pfarrkirche wurde trotz finanzieller Einbußen auf ausschließlich wieder befüllbare Glaslichter umgestellt. Die aufgelassene Grabkapelle wurde durch die Architekten MUTWEG unter Beachtung der ökologischen Bauweise renoviert; dabei wurde auf die Verwendung von Zement verzichtet und wo möglich nur ortsansässige Baufirmen beauftragt.
Die Preisträger erhielten neben dem Preisgeld, das von der Linz AG gesponsert wurde, einen Gutschein des „Bodenbündnisses in Oberösterreich“ für eine Begehung mit einem Landschaftsplaner und einer Biologin sowie die Möglichkeit, eine Tafel aufzustellen, die die Hintergründe einer ökologischen Friedhofsgestaltung erläutert.
Friedhöfe bieten viele Gestaltungsmöglichkeiten
Vor der Preisverleihung hielt DI Markus Kumpfmüller, Landschaftsarchitekt aus Steyr, den Festvortrag. Markus Kumpfmüller sieht Friedhöfe auch als Orte des Friedens mit der gesamten Umwelt, den Mitmenschen, den Vorfahren, den Nachkommen, den gegenwärtigen Generationen und den Tieren und Pflanzen. Er führte aus, dass es viele Gestaltungsorte- und -möglichkeiten auf einem Friedhof gebe: von der Einfriedung über die Gedenkorte bis hin zu den Parkplätzen. Sie alle würden bei entsprechender Gestaltung Lebensräume für verschiedenste Tiere und Pflanzen bieten. Dabei stellten etwa die Wege eine große Herausforderung dar. Kumpfmüller betonte, dass bei richtiger Dimensionierung die Nutzung die Pflege weitgehend ersetzen könne. Er ermutigte dazu, natürliche Entwicklungen zuzulassen und wieder einen Blick für die natürliche Schönheit zu entwickeln.