Klimawandel als Brennpunkt globaler Gerechtigkeit
Für das Österreichische Studienförderungsnetzwerk ist Scheuer ist innerhalb der Bischofskonferenz der zuständige Referatsbischof.
Die noch bis Sonntag, 5. September 2021 dauernde Sommertagung dreht sich um das Generalthema "Wasser", und auch Scheuer nahm darauf Bezug. "Gerade beim Wasser sind Ästhetik, Politik, Ethik, Ökonomie und Spiritualität zu verbinden", so der Bischof in seiner Predigt. Konflikte um Wasser, Öl, Rohstoffe und Lebensräume führten in manchen Ländern schnell zu Kriegen, zugleich sei Wasser schon immer auch mit Naturkatastrophen verbunden gewesen, wie auch die Überschwemmungen des heurigen Sommers gezeigt hätten. In anderen Regionen sei die Trockenheit und Dürre ein großes Problem, hier werde Wasser zum umkämpften Rohstoff. Scheuer: "Täglich werden wir daran erinnert, dass im Bereich der Umwelt etwas geschehen muss."
Dabei sei Wasser die "Grundlage allen Lebens", sei ein "Menschenrecht" und gehöre "allen, auch zukünftigen Generationen", verwies Scheuer auf die Enzyklika "Laudato si". In dieser greife Papst Franziskus beim Kapitel zur Wasserfrage die "Vernutzung" der Natur durch die Menschen auf und mache deutlich, "dass wir nicht so weiter wirtschaften können wie bisher". Die Beschädigung der Natur hänge eng mit der Kultur zusammen, die das menschliche Zusammenleben gestalte. "Wenn in der Gesellschaft die 'Humanökologie' respektiert wird, profitiert davon auch die Umweltökologie", betonte der Bischof. Auch der Papst spreche von einer recht verstandenen Ökologie des Menschen.
Es wäre jedoch fatal, die Wasserfrage ausschließlich als ethisches oder politisches Problem zu sehen, fuhr Scheuer fort. Eine "Spiritualität der Schöpfung" dürfe nicht die "Freude, Dankbarkeit und ein Gespür für das Schöne, der Geschmack am Guten" vergessen oder ausblenden. In der Bibel spiele Wasser von der Urflut bis hin zu vielen Jesusgeschichten eine wichtige Rolle, und viele Gelehrte hätten das Wasser ebenso in den Mittelpunkt gestellt. So verwies Scheuer etwa auf Franz von Assisi, der im Sonnengesang das "keusche, demütige Wasser" der "Schwester Quelle" pries. Thomas von Aquin habe spekuliert, ob sich Schmerz und Traurigkeit "durch Schlaf und Bäder lindern" ließen, während Teresa von Avila Wasser und Bewässerung zur Erläuterung geistlicher Erfahrungen und Prozesse verwendete. Auch in der Volksfrömmigkeit hätten Heilige wie Christophorus, Florian oder Johannes Nepomuk einen speziellen Bezug zum Wasser, erinnerte Scheuer.
UNO-Angaben aus dem Jahr 2009 zufolge haben rund 783 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, während sogar 2,6 Milliarden Menschen ohne jedwede sanitäre Grundversorgung leben. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO beläuft sich weltweit die Zahl der jährlichen Toten in Folge von unsauberem Trinkwasser und schlechten hygienischen Bedingungen auf acht Millionen Menschen, davon 1,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren. Momentan leiden weltweit bereits mehr als eine Milliarde Menschen unter extremer Wasserknappheit; nach Schätzungen der OECD wird es im Jahr 2030 die Hälfte der Weltbevölkerung sein.
Infos: www.proscientia.at
Gedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Thema Wasser zum Nachlesen