Auch kirchliche Umweltbeauftragte gegen Lebensmittelverschwendung
Das türkis-grüne Kabinett hatte sich bereits im Regierungsprogramm Schritte gegen Lebensmittelverschwendung vorgenommen und am Mittwoch im Ministerrat erste Beschlüsse dazu gefasst: Demnach soll eine Koordinierungsstelle unter Leitung des Klimaschutz- und Umweltministeriums eingerichtet werden, die zusammen mit dem Agrar-, Sozial- und Wirtschaftsressort sowie mit Wissenschaft und Forschung dem Missstand entgegenwirken soll, dass bis zu einer Million Tonnen Lebensmittel pro Jahr in Österreich weggeworfen werden.
Um der Lebensmittelverschwendung grundsätzlich entgegenzuwirken, braucht es nach den Worten von Markus Gerhartinger, der auch Umweltbeauftragter der Erzdiözese Wien ist, unterschiedlichste Lösungsansätze. Vor allem müsse der Wert der Lebensmittel wieder bewusst gemacht werden. Denn in den Lebensmitteln stecke viel Arbeit - insbesondere jene der in der Landwirtschaft Tätigen. "Die Lebensmittel kommen nicht aus dem Regal, sondern von den Bauern und Bäuerinnen", betonte Gerhartinger.
Dort sollte auch der nachhaltige Umgang mit Nahrung beginnen, der in genussvolles Essen münden soll. Geschmack und Ernährungswert vertrügen sich zum Teil schlecht mit langen Handelswegen. Regionaler und nachhaltiger Produktion sei somit Vorrang zu geben, appellierte der kirchliche Umweltexperte. Um diese zu fördern, gelte es das Förder- und Steuersystem genau unter die Lupe zu nehmen und die richtigen Anreize zu setzen.
Für Kostenwahrheit sorgen
Mit Sicherheit brauche die Lebensmittelproduktion Kostenwahrheit, forderte Gerhartinger: nicht nur in Bezug auf den Transport, sondern schon davor am Feld und in der Tierhaltung. Angesichts von Raubbau am Regenwald, dem Einsatz von Pestiziden und Humusverlust sollte noch stärker die Bedeutung des Bio-Landbaues herausgestrichen werden. Nur ein sorgsamerer Umgang mit Grund und Boden kann nach den Worten des Umweltbeauftragten die umweltschädlichen Aspekte in der Landwirtschaft verringern. Dabei dürfe nicht vergessen werden, dass qualitätsvolle Lebensmittel für Menschen mit geringem Einkommen leistbar bleiben bzw. werden.
Kritische Worte fand Gerhartinger auch für den Handel: Rabattschlachten würden zum Kauf von großen Mengen verführen, die dann gar nicht gegessen werden. Auch die Dumpingpreise im Lebensmittelhandel würden dazu führen, den Wert der Nahrung zu verkennen und achtloses Wegwerfen zu begünstigen.
Die Verschwendung liege aber auch an der Unkenntnis über die Genießbarkeit von Lebensmitteln, deren Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist. Außerdem müsse wieder verstärkt Kochen gelernt werden - "und zwar auch mit Resten", wie Gerhartinger anregte.
Für den kirchlichen Bereich wünscht sich der Fachmann, dass die Pfarren bei ihren Festen immer stärker auf regionale, biologische und faire Produkte setzen und auch vollwertige vegetarische Alternativen bieten. Die heimischen Umweltbeauftragten hätten dazu bereits 2018 den Flyer "natürlich feiern. Pfarrfeste schöpfungsfreundlich gestalten" herausgebracht, der an Interessierte gerne zugeschickt werde.
Quelle: Auch kirchliche Umweltbeauftragte gegen Lebensmittelverschwendung (kathpress.at)