Arbeitslosigkeit 2022
Die Zahl der von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen hat sich trotz der Krisen positiv entwickelt. Sie sind so niedrig wie seit 10 Jahren nicht mehr, beim AMS sind viele offene Stellen gemeldet und zahlreiche Branchen melden einen Fachkräftemangel. Das spiegelt eine sehr rasche Erholung nach den dramatischen Entwicklungen durch die Corona Krise wider. Es zeigen sich allerdings gravierende Unterschiede, bei welchen Gruppen diese positive Entwicklung noch nicht oder kaum angekommen ist. Menschen mit geringer Qualifikation oder gesundheitlichen Einschränkungen, Ältere, Frauen mit Kinderbetreuungspflichten oder Menschen mit Migrationshintergrund sind besonders von Arbeitslosigkeit und der damit oft einhergehenden Armut betroffen.
Im Interesse der Betroffenen und der Unternehmen braucht es Unterstützungsprogramme, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. Die Politik ist gefordert sich den Grundproblemen von langzeitarbeitslosen Menschen zu widmen. Denn diejenigen, die bis jetzt noch keine Arbeit gefunden haben, brauchen intensivere Unterstützung und Begleitung. Es braucht Angebote von Seiten des AMS, die eine stufenweise (Re-)Integration in die Arbeitswelt ermöglichen und eine Begleitung für Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen während der ersten Monate.
Im Jahresdurchschnitt waren 263.121 (-20,7%) Menschen lt. AMS arbeitslos gemeldet und 69.524 (-1,2%) Personen in Schulungen.
- Die verdeckte Arbeitslosigkeit inkl. Schulungsteilnehmer:nnen, arbeitslose Menschen im Krankenstand, etc. lag um etwa 110.000 höher. So waren tatsächlich 373.000 Menschen auf der Suche nach einem Arbeitsplatz.
- Im Jahresdurchschnitt waren österreichweit 861.042 Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen, in Oberösterreich 114.697.
- Offene gemeldete Stellen: 125.503 (+32%)
- Jugendarbeitslosigkeit bis 25 Jahre: 25.518 (-15,6%)
- Offene Lehrstellen: 9.694 (+33,8%) sofort verfügbar, 10.677 (+8,4%) nicht sofort verfügbar.
Arbeitslosigkeit langfristig
Die Entwicklung der Arbeitslosigkeit von 1946 bis 2022 wird an der Grafik unten ersichtlich. In den letzten Jahren wurden viele Gruppen aus den offiziellen Arbeitslosenzahlen herausgerechnet, dadurch verzerrt sich das Bild im langjährigen Vergleich. Daher ist die Kurve mit den verdecketen Zahlen eingefügt, die ein realistischeres Bild der Lage in der Arbeitswelt gibt.
Download Statistik Arbeitslosigkeit in Österreich inkl. verdeckter Arbeitslosigkeit 1950 - 2022
Arbeitslosigkeit ist ein gesellschaftliches Problem, das aufgrund des Mangels von Arbeitsplätzen auftritt. Oftmals wird dieses Problem aber individualisiert, als wären die betroffenen Menschen alleine Schuld an ihrer Arbeitslosigkeit.
Einige kommen mit dieser Situation zurecht, viele aber erleben eine Krise. Neben den materiellen Sorgen, die mit dem unregelmäßigen Einkommen verbunden sind, gerät oftmals die Psyche in Gefahr. Sinkendes Selbstbewusstsein ist das häufigste Zeichen. Viele Betroffene schildern, dass sie alles unternommen haben, was ihnen möglich ist, um einen passenden Arbeitsplatz zu bekommen. Doch sind ihre Aussichten in der Arbeitswelt sehr schlecht, es fehlen für etwa 700.000 Menschen passende Arbeitsplätze.
Ein realistisches Bild der Arbeitslosigkeit entsteht, wenn mehr als nur die durch viele Maßnahmen gering gehaltene Arbeitslosenquote des AMS betrachtet wird. Gruppen wie die SchulungsteilnehmerInnen, ein Teil der PensionsvorschussbezieherInnen, Arbeitslose im Krankenstand oder mit Bezugssperre, Lehrstellensuchende und ÜbergangsgeldbezieherInnen müssen zu den Arbeitslosen dazugezählt werden.
Daneben gibt es noch einige Gruppen, die Arbeit suchen und in der Statistik nicht erfasst sind: nicht arbeitslos gemeldete Wiedereinsteigerinnen, Schul- und UniversitätsabsolventInnen, sogenannte Scheinselbständige, Personen mit Kurzzeitdienstverhältnissen, nicht arbeitslosenversicherte geringfügig Beschäftigte, SozialhilfebezieherInnen, etc.
Die International Labour Organisation (ILO) erhebt nach dem "Labour Force"-Konzept weitere Gruppen von arbeitssuchenden Menschen, die gerne arbeiten würden und binnen zweier Wochen eine Arbeit annehmen könnten. In der WIFO-Studie würden im Jahr 2006 in Österreich etwa 244.000 und in Oberösterreich etwa 34.000 Menschen gerne arbeiten. Dabei sind arbeitsmarktnahe und auch arbeitsmarktfernere Personengruppen (ILO U4 - U6) berücksichtigt, die bei der Mikrozensuserhebung angaben, dass sie grundsätzlich gerne arbeiten würden. Im Jahr 2012 waren dies bereits 310.400 Personen in Österreich, davon etwa 52.000 in Oberösterreich.