Arbeitslos zu sein ist kein Honiglecken...
…obwohl das von mancher Seite immer wieder behauptet wird. Ich spreche aus eigener Erfahrung. Ich bin mit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 arbeitslos geworden. Corona war nicht schuld. Ich hatte gesundheitliche Probleme, schaffte den Weg ins Büro nicht mehr. Diagnosen wurden gestellt, Burnout ist ja mittlerweile zu einer Standarddiagnose geworden. Ich sehe das differenzierter, vielleicht würde es chronisches Erschöpfungssyndrom besser treffen. Die Ursachen sind mannigfaltig, liegen sowohl im privaten wie auch beruflichen Umfeld.
Arbeitslos seit fast eineinhalb Jahren
Mittlerweile dauert die Arbeitslosigkeit schon fast eineinhalb Jahre an, unterbrochen von Krankenständen und Krankenhausaufenthalten. Massiv sind halt die finanziellen Einbußen die damit einhergehen. Eine zu teure Wohnung, keinen Anspruch auf Wohnbeihilfe weil der Quadratmeterpreis der Mietwohnung um 30 Cent über einer Bemessungsgrundlage liegt die seit Jahren nicht angepasst wurde. Das ist nur eine der Hürden die einem in den Weg gelegt werden um über die Runden zu kommen.
Netzwerke und Corona-Hilfen
Aber ich habe auch von den Maßnahmen im Zuge der Corona-Krise profitiert, es gab zweimal eine Sonderzahlung des Arbeitsmarktservice, und dann doch auch eine auf drei Monate begrenzte Covid-Wohnkostenhilfe, die die Bezahlung der Miete etwas erleichterte.
Am meisten profitiert habe ich jedoch von einem Netzwerk, das sich um mich herum bildete. Unterstützung von Freunden und Familie war hier besonders wichtig, aber auch die Unterstützung von Hilfsorganisationen wie dem Roten Kreuz oder der Caritas. Ganz besonders dankbar bin ich auch Fit2Work, eine Einrichtung dich mittlerweile beinahe ein Jahr dabei unterstützt ins Berufsleben zurückzufinden und mir auch Therapieangebote vermittelte. Natürlich darf man die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des AMS Linz nicht vergessen, die einen wirklich tollen Job machen. Auch Stellen wie die Schuldnerberatung Linz oder die Wohnplattform Linz waren und sind mir eine große Hilfe.
Verständnis von meinem Umfeld
Ich merke schon, dass mir in meinem Umfeld Verständnis für meine Situation entgegengebracht wird. Es war natürlich vor allem in Zeiten der Lockdowns fast unmöglich geeignete Stellenangebote zu finden. Ja, und meine gesundheitlichen Probleme haben die Situation auch nicht gerade erleichtert. Aber es gibt auch in diversen Medien und Foren immer wieder Vorwürfe, dass vor allem Langzeitarbeitslose mit allen Tricks versuchen Arbeit zu vermeiden. Es wird einige wenige geben die sich so verhalten, aber sicher auch nicht mehr als Unternehmer die mit allen Tricks versuchen die Arbeitnehmer auszubeuten.
Mittlerweile bin ich umgezogen, in eine schöne Wohnung einer Gemeinnützigen Wohnungsgesellschaft mit leistbarer Miete und auch mit Anspruch auf Wohnbeihilfe. Gesundheitlich bin ich noch nicht ganz dort wo ich hinmöchte, aber es geht voran.
Leopold Spoliti, 59 Jahre