Vier Jahre lang arbeitslos. Es war die Hölle!
Arbeitslosigkeit bzw. die Suche nach einer passenden Lehrstelle ist für viele Jugendliche ein schwieriger Einstieg in das (Arbeits)Leben. Dabei geht es auf der einen Seite um die Entwicklung der eigenen Lebens- und Berufsperspektiven, auf der anderen Seite um den Aufbau des eigenen Selbstwertgefühls und der Selbstsicherheit. Psychosoziale Probleme, Süchte, Defizite bei schulischen Kenntnissen, Interaktionsprobleme im sozialen Umfeld verbunden mit Rückzugstendenzen sowie gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Druck führen dazu, dass vor allem junge Menschen überfordert sind und sich nichts mehr zutrauen. Dadurch sind diese Jugendlichen nicht in der Lage ohne professionelle Unterstützung Perspektiven für ihr Leben und ihre berufliche Zukunft zu entwickeln.
„Ich war vier Jahre lang arbeitslos und habe auch eine Zeit lang auf der Straße gelebt.
Es war die Hölle!“
Das ganzheitlich orientierte und niederschwellige Betreuungskonzept im Jugendprojekt JU-CAN setzt konkret bei der individuellen Begleitung und Unterstützung der Jugendlichen an. Mit den Jugendlichen wird ein ganz persönlicher Plan erarbeitet, der auf ihre privaten und beruflichen Ziele abgestimmt ist. Denn die Gründe für das Scheitern beim Einstieg in die Arbeitswelt sind meist vielfältig.
„Ich verbrachte ein Jahr lang damit, gegen den Wunsch anzukämpfen mir eine Lehrstelle zu suchen, da sonst meine Mutter die Mindestsicherung verloren hätte. Unser finanzieler Rahmen war so eingeschränkt.“
Mehr Stabilität im Leben erreichen können, „Lebensorientierung“ finden, Zukunftspläne skizzieren und persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten erkennen lernen, das sind die wesentlichen Ziele in der Arbeit mit den Jugendlichen. Dabei wird besonders darauf geachtet, die Stärken der Jugendlichen und deren Ressourcen herauszuarbeiten. Mit den Jugendlichen werden auch die stärkenden Faktoren erarbeitet. Was und wer gibt mir Halt im Leben? Wo stehe ich? Wer steht hinter mir?
„Seit ich im JU-CAN bin, habe ich mich um 100 Prozent geändert. Ich bin selbstbewusster und positiver geworden. Ich weiß jetzt, was ich will. Ich bin so froh, dass sich dadurch die Beziehung zu meiner Familie wieder verbessert hat.“
Bekommen Jugendliche keine Lehr- oder Arbeitsstelle, startet ihre berufliche Karriere mit der bitteren Erfahrung von Arbeitslosigkeit. Diese wirkt noch lange nach und verursacht Wunden, die möglicherweise im gesamten Arbeitsleben nicht mehr ganz verheilen mit Auswirkungen auf ein vermindertes Selbstbewusstsein sowie psychischen Erkrankungen und Suchtproblemen. Daraus ergibt sich oft auch eine finanzielle Benachteiligung, da diese Menschen meist nur geringe Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Die Teilhabe an der Gesellschaft wird ihnen damit verwehrt.
„Da ich keinen Hauptschulabschluss habe, hatte ich Angst, dass ich keine Lehrstelle finde und dass ich noch lange arbeitslos bin. Die Aussicht auf eine Lehrstelle macht mich sehr glücklich. Ich schaue jetzt wieder positiver in die Zukunft, auch wenn ich noch einen weiten Weg vor mir habe.“
Jugendarbeitslosigkeit ist eines der Kernprobleme der heutigen Gesellschaft. Dies hat Konsequenzen bei der Befindlichkeit der Betroffenen, den Folgewirkungen im späteren Arbeitsleben und bei ökonomischen Belastungen. Arbeitslosigkeit am Beginn des Berufslebens hat nicht zu unterschätzende Auswirkungen auf die politische und gesellschaftliche Teilhabe der Betroffenen. Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit müssen deshalb in unserer Gesellschaft und in der Politik äußerste Priorität haben.
Das Jugendprojekt JU-CAN wurde 2010 als ein niederschwelliges Projekt für arbeitslose Jugendliche in Linz gegründet. Das Kursangebot richtet sich an ausgrenzungsgefährdete Jugendliche, deren Einstiegschancen in die Arbeitswelt aufgrund psychosozialer Problemlagen eher gering sind. Grundlage für die Arbeit im JU-CAN ist ein ganzheitlich orientiertes Betreuungs- und Bildungskonzept.
Barbara Mitterndorfer-Ehrenfellner, Referentin Bischöfliche Arbeitslosenstiftung und Projektentwicklerin im Jugendprojekt JU-CAN