Straßenaktion am Taubenmarkt

Vielfältige Gespräche
Das Plus solcher Straßenaktionen ist es, einer Vielfalt von Menschen mit unterschiedlichen Meinungen zu begegnen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen: Menschen, die selbst betroffen sind, andere, die sich für Informationen und konkrete Zahlen interessieren und auch mit jenen, die einfache Schuldzuweisungen vornehmen. "Hier sachlich korrekte Information zu bieten und Zusammenhänge aufzeigen zu können ist mit ein Grund für die Bischöfliche Arbeitslosenstiftung, bei dieser Aktion dabei zu sein" sagt Christian Winkler.
Fokus Jugendarbeitslosigkeit
Das Anliegen des Projektes "Stellenwert ? Jugend will Arbeit" ist die Situation Arbeit suchender Jugendlicher. Mit einer Österreich-weiten SMS-Aktion will das Projekt Stellenwert Jugendlichen die Möglichkeit geben, ihre Meinung zum Thema Jugend will Arbeit per SMS an die Neue Bundesregierung zu schicken. Hauptforderung von Stellenwert ist die Schaffung eines "Fonds Zukunft Lehre". Mit diesem Fonds können neue Arbeits- und Ausbildungsplätze für Arbeit suchende Jugendliche geschaffen werden und damit die für die Wirtschaft dringend benötigten Fachkräfte ausgebildet werden.
Mit einem alternativen Maibaumumzug und dem Aufstellen eines Baumes gelang es, viele Passanten auf die Problematik Arbeit suchender Jugendlicher in unserem Land aufmerksam zu machen. (www.stellenwert.at)
Pressemeldung:
Arbeitslos zu sein beeinflusst alle Lebensbereiche und gilt nach wie vor als gesellschaftliches Stigma. Wie geht es arbeitslosen Menschen in dieser Situation? Einmal im Jahr soll der Blick der Öffentlichkeit verstärkt auf die Betroffenen selbst gelenkt und ihre Lebenswirklichkeit sichtbar gemacht werden. Aus diesem Grund rufen verschiedene Organisationen am 30. April zum Tag der Arbeitslosen auf.
Vollbeschäftigung!?
Erfreulicherweise geht zurzeit die Arbeitslosigkeit zurück. Doch liegen die Arbeitslosenzahlen nach langjährigem Anstieg auf hohem Niveau: etwa 330.000 ? in der Statistik erfasste - arbeitslose Menschen (=ergänzte Arbeitslosenzahl) in Österreich sind mehr als 10 mal so viele wie beim Tiefststand 1973 und etwa 6 mal so viele wie in Zeiten der Vollbeschäftigung in den 1970er Jahren (siehe Grafik Seite 2). Christian Winkler: "An den tatsächlichen Arbeitslosenzahlen sind die Erfolge der Maßnahmen der Bundesregierung zu messen, die zur Senkung der Arbeitslosigkeit angekündigt worden sind."
Qualifizierung arbeitsloser Menschen
Der von manchen Betrieben geäußerte Fachkräftemangel ist nur die eine Seite. Auf der anderen Seite gibt es genug arbeitslose Menschen, die gerne einen neuen Beruf erlernen wollen und mit einer guten Qualifikation den Wiedereinstieg schaffen könnten. Da ist die angekündigte Qualifizierungsoffensive ein guter Beginn.
Für bildungsfernere arbeitslose Menschen braucht es angepasste Qualifizierungsmaßnahmen mit der Auffrischung schulischer Kenntnisse oder z. B. der Unterstützung, das Lernen (wieder) zu lernen. Etwa 46% der arbeitslosen Menschen haben nur Pflichtschulabschluss und weitere 35% einen Lehrabschluss, der leider aber dzt. nicht nachgefragt ist.
Christian Winkler: "Der politische Wille ist noch stärker gefordert, Bildungsangebote zu konzipieren, zu finanzieren und durchzuführen, die zu einem Berufsabschluss führen und somit eine nachhaltige Integration in die Arbeitswelt ermöglichen. Die angekündigte Aufstockung der Ausbildungsstellen im Metallbereich ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Derzeit wird aber noch zu viel in kurze Kurse investiert (Bewerbungstrainings, Staplerschein, etc.), die in Summe zwar viel Geld kosten aber für qualifizierte Stellen nicht die geforderte Ausbildung bringen."
Betroffene in den Blick nehmen
Selten sind mangelndes Bemühen oder fehlende Eigeninitiative des einzelnen Menschen der Grund für die Arbeitslosigkeit: Tatsache ist, dass nach wie vor zu wenige Arbeitsplätze vorhanden sind. Die Meinung, wer arbeitslos ist, sei selbst schuld, entbehrt jeder objektiven Wahrheit. Arbeitslosigkeit hat sicher nichts zu tun mit "liegen in einer Hängematte" (Zitat BM Bartenstein), Arbeitslosigkeit ist enormer Stress, wie auch eine aktuelle Studie des Institutes für Sozialpolitik der UNI Linz belegt.
Trotzdem empfinden viele Arbeitslose ihre Situation als persönliches Versagen und reagieren mit psychischen und physischen Störungen. Finanzielle Einbußen, Verlust der gesellschaftlichen Anerkennung, zunehmende Isolation und die Angst vor der Zukunft wollen bewältigt werden. Geringe Selbstbestimmungsmöglichkeit als Empfänger von Arbeitslosengeld geht mit abnehmendem Selbstwertgefühl einher, wenn sich Absagen häufen und Hoffnungslosigkeit entsteht.
Ansprechpartner und weitere Informationen:
Christian Winkler, Geschäftsführer,
e-mail: christian.winkler@dioezese-linz.at
Telefon: 0732 / 78 13 70 oder 0676 / 8776 1910
"Ich habe es geschafft", dachte ich. Leider sollte ich mich täuschen. Gestern hat sich das Damoklesschwert "Arbeitslosigkeit" wieder ein paar Millimeter mehr gesenkt. Eigentlich habe ich gedacht, es wäre keines mehr da. Jetzt hab ich wieder schlaflose Nächte.
Warum? Gestern hat mich mein Chef wieder daran erinnert, dass ich ein befristetes Dienstverhältnis habe. In dem Augenblick, wo man es eingeht, ist man froh das "rettende Ufer" des Arbeitsverhältnisses erreicht zu haben. Man gibt sich der Illusion hin, es geschafft zu haben. Endlich wieder ein "normaler" Mensch zu sein, eine/r, der/die ein Leben hat.
Vorher sucht man verzweifelt und alles, was man bekommt, sind Absagen. Sie werden einem schon richtig vertraut und die Enttäuschung zum besten Freund. Wenn die Hoffnung nicht wäre, man würde aufgeben. Aber mit jedem Brief hofft man wieder und damit auf das Glück, Arbeit zu bekommen. Und dann, wenn man sie endlich hat, dann so etwas. Ein befristetes Dienstverhältnis und wieder die Angst, verloren zu sein, in einer Gesellschaft, die nach Einkommen und Prestige urteilt, die dem Jugendwahn und dem Konsum verfallen ist. Und ein Arbeitsloser/ eine Arbeitslose? Kein Geld, keine Zukunft, kein Prestige. Nichts. Eine Einbahnstraße. Wenn Du einmal ein gewisses Alter erreicht hast, kannst Du nur mehr hoffen auf ein kleines Fünkchen Glück, denn mehr kann es nicht mehr sein, die Wahrscheinlichkeit eine Arbeit zu bekommen ist minimal. Und wenn Du dann doch eines bekommst, das befristet ist, sitzt Dir wieder die Angst im Nacken, denn geschafft hast Du es dann leider noch immer nicht. Zu nahe ist wieder die Hoffnungslosigkeit der Arbeitslosigkeit und damit ein Teufelskreis, der einem Menschen ganz schön zusetzen kann. Österreich ist eines der reichsten Länder der Welt. Da könnte doch wirklich jeder eine Arbeit haben. Hat nicht jeder ein Recht auf ein menschenwürdiges Leben?"