Endlich eine passende Arbeit!

Leopold ist Mitarbeiter im Publikumsservice im Theater Tribüne, Linz
Leopold war vor seiner jetzigen Anstellung 2 ½ Jahre arbeitslos. Mit 62 Jahren und einer längeren Krankheit waren seine Chancen auf eine passende Arbeit sehr gering, sogar das AMS legte ihm eine vorzeitige Pensionierung nahe. Er bekam auf alle seine Bewerbungen Absagen oder die Unternehmen reagierten gar nicht.
„Das Schlimmste an der Arbeitslosigkeit ist die Lethargie und die Antriebslosigkeit!“
Anfang 2022 hat sich Leopold durch Beratung und mit Unterstützung der Arbeitslosenstiftung entschieden sein Leben zu ändern. Er wollte aus der, ihn sehr belastenden, Arbeitslosigkeit heraus, um nicht daran zu zerbrechen.
Leopold begann mit einem Abnehmprogramm, und nach einigen Monaten wog er um 27 Kilogramm weniger. Die gesundheitlichen Beschwerden verringerten sich zusehends und das Engagement, eine gute Arbeit zu finden, steigerte sich. Leopold bekam einen Platz im Beratungsprojekt fit2work, mit professioneller Begleitung von Sozialarbeiter:innen und Psycholog:innen konnte er sich neu orientieren. Er überarbeitete sein Bewerbungsschreiben und er formulierte direkt: „Achten Sie nicht auf mein Alter und geben Sie mir bitte eine Chance auf ein persönliches Bewerbungsgespräch.“
Dieser Satz hat für Leopold viel verändert. Die Unternehmen reagierten plötzlich auf seine Bewerbungen und luden ihn zu einem persönlichen Kennenlernen ein. Bei einem AMS-Termin glaubte es sein Berater kaum, als Leopold zu ihm sagte, dass er sich sehr fit fühle und er es sich wieder zutraut Arbeit aufzunehmen. Eine vorzeitige Pensionierung war so kein Thema mehr.
Theater „Tribüne“
Das Theater Tribüne suchte nach den Corona bedingten Lockdowns neuen Mitarbeiter:innen. Hier arbeitet ein kleines Team, daher ist es sehr wichtig, dass die Zusammenarbeit gut klappt und gegenseitiges Vertrauen besteht.
Auf die Stellenausschreibungen bewarben sich 15 arbeitssuchende Menschen. Nicht alle Bewerber:innen passten zur ausgeschriebenen Stelle im Büro. Drei von ihnen wurden auf Teilzeitbasis angestellt. Unter ihnen war Leopold.
„Die Chemie muss stimmen und meine Mitarbeiter:innen müssen zum Theater passen!“
Für den Theaterchef Rudi Müllehner sind Alter oder Lücken im Lebenslauf kein Thema. Im Gegenteil, für ihn bringen diese Mitarbeiter:innen viele wertvolle Erfahrungen mit, die sie im Team und in der Arbeit einbringen.
„Mein Leben war noch nie besser als heute!“
Seit seiner Fixanstellung im Theater geht es im Leben von Leopold wieder bergauf. Seine Arbeit erfüllt ihn, gibt im wieder einen Lebenssinn und eine Perspektive. An seiner finanziellen Situation arbeitet er mit Hilfe der Schuldnerberatung, gesundheitlich ist es ihm noch nie besser gegangen. Sein Hobby, das literarisches Arbeiten, bereitet ihm wieder Freude. Auch mit seiner Familie gibt es seit seinem Wiedereinstieg ins Berufsleben ein gutes Miteinander.
Aktuell bekommen trotz der vielen offenen Stellen viele arbeitssuchende Menschen keine Chance auf Beschäftigung. Sie brauchen daher ganzheitliche und individuelle Unterstützung, um wieder eine Zukunftsperspektive entwickeln zu können. Es gibt zu wenige Stellen, die ganzheitlich unterstützen und sich umfassend der Probleme arbeitssuchender Menschen annehmen.
Andererseits zeigt dieses Beispiel, dass es unumgänglich ist, dass sich die Unternehmen den neuen Lebenssituationen und Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter:innen anpassen, um neue zu finden.
Matthias wird Einzelhandelskaufmann
Matthias brach die NMS in der 3. Klasse ab, es folgten zwei Jahre ohne jegliche Beschäftigung. Er kam ohne Zukunftsperspektive zu JU-CAN. Am Beginn wurde er von den Trainer:innen motiviert, regelmäßig zu kommen. Matthias fühlte sich schnell im Arbeitstraining wohl, arbeitete gut im Team und veränderte seine Kommunikations- und Umgangsformen zum Positiven.
„Die Arbeit macht mir Spaß. Ich bin dankbar dafür.“
Rasch erstellte er seine Bewerbungsunterlagen, um sich für eine Lehrstelle im Einzelhandel zu bewerben. Nach kurzer Zeit bekam er das Angebot in zwei Unternehmen zu schnuppern und überzeugte dabei mit seinem Auftreten und seinen Fähigkeiten. Matthias bekam die Zusage für eine Lehrstelle und absolviert mittlerweile seit sechs Monaten erfolgreich seine Ausbildung.
Diana holt den Schulabschluss nach
Diana machte ihren NMS-Abschluss nach dem ASO-Lehrplan. Um ihre Chancen auf eine Lehrstelle zu verbessern, verfolgte sie beharrlich ihr Ziel den Pflichtschulabschluss nachzuholen. Diana schaffte die Einstiegsprüfung in den Pflichtschulabschlusskurs, in dem sie bei der Erreichung ihres Vorhabens optimal unterstützt wird. Jetzt steht Diana vor ihrer letzten Prüfung, und ihr Ziel, eine Lehrstelle im Einzelhandel zu bekommen, ist dadurch sehr nahe gerückt. Ihre Selbständigkeit und ihre Fähigkeit Feedback und Kritik annehmen zu können, konnte Diana im Arbeitstraining im Jugendprojekt JU-CAN verbessern.
Mustafa wird Maschinenbautechniker
Mustafa interessierte sich zu Beginn für eine Lehrstelle im IT-Bereich oder in einem Büro. Viele Bewerbungen blieben aber unbeantwortet. Er bekam keine Chance. Die Trainer:innen unterstützten ihn bei der Erweiterung seiner Berufsorientierung. Er bewarb sich bei Firmen in der Metallbranche und erhielt bald darauf die Zusage für eine Lehrstelle. Nach Ablauf der Kurszeit bis zum Lehrstellenantritt wurde Mustafa intensiv betreut, somit gelang ein erfolgreicher Start in die Lehre. Ohne die intensive Unterstützung hätte Mustafa keine Lehrstelle erhalten.
Anna wird Betriebslogistikerin
Anna beendete vor ein paar Monaten das Jugendprojekt JU-CAN. Während der Kurszeit konnte sie mit intensiver Unterstützung der Trainer:innen viele einschneidende Lebensentscheidungen treffen. Anna lernte bei JU-CAN die Chancen einer Psychotherapie kennen und erfuhr, welchen Nutzen sie daraus ziehen kann. Sie nahm dieses Angebot gerne an. In der Nachbetreuung erzählte sie von der Wiederaufnahme ihrer Psychotherapie aufgrund der positiven Erfahrungen bei JU-CAN.
Kurz nach ihrem Ausstieg bei JU-CAN begann Anna mit einer Lehre zur Betriebslogistikerin. Die Arbeit macht ihr sehr viel Spaß und sie ist sehr dankbar ist für das Leben, das sie nun führen kann.
Der Textauszug stammt aus der Zeitschrift info 136 | Dezember 2022.