Immer mehr Pfarren und Gemeinden stellen sich rund 80 Jahre nach dem Ende des Nationalsozialismus die Frage nach dem Kriegerdenkmal im eigenen Ort. Wem wird wie gedacht? Wer wird vom Gedenken ausgeschlossen? Wie sieht ein zeitgemäßes Gedenken an die Gefallenen der beiden Weltkriege aus? Wie wird den Opfern des NS-Regimes aus der Pfarre bzw. Gemeinde gedacht? Um diesen Fragen nachzugehen, laden die Diözese Linz und das Maximilianhaus Puchheim am 22. November 2024 zur Veranstaltung "Neue Perspektiven auf Kriegerdenkmäler: Geschichte, Transformation und Gedenkkultur" ein. Drei Programmteile widmen sich der kritischen Reflexion der Gedenkkultur:
Im ersten Teil beschäftigt sich der Historiker und Theologe Andreas Schmoller mit grundlegendem Orientierungswissen. Sein Vortrag bietet eine Mischung aus Fakten und erklärenden Überblicken, insbesondere über den Krieg gegen die Sowjetunion. Wie schlug sich das Geschehen in der NS-Propaganda, aber auch in der Feldpost der Soldaten und schließlich den Traumata der Heimkehrer nieder? Welche Position nahm die Katholische Kirche gegenüber den NS-Kriegen ein?
Den zweiten Teil der Veranstaltung gestaltet der Historiker Clemens Gruber, der sich vor allem mit Kriegerdenkmälern in Oberösterreich wissenschaftlich auseinandergesetzt hat. Was hat sich in den letzten Jahren in der Neubewertung dieser Erinnerungsstätten verändert? Sind sie noch die "ideologischen Platzhirsche", die für Jahrzehnte wichtige Leitlinien im Umgang mit der jüngeren Vergangenheit vorgegeben haben, oder gibt es einen Bedeutungsverlust? Projekte in ausgewählten Gemeinden geben einen Einblick in Themen, Herausforderungen und Möglichkeiten.
Im dritten Teil präsentiert Martina Gelsinger vom Fachbereich Kunst und Kultur der Diözese Linz zusammen mit den Künstler:innen Moritz Matschke und Hubert Lobnig sowie Rosa Andraschek und Simon Nagy Projekte und Entwurfskonzepte, die zusammen mit Pfarren und Gemeinden vor der Umsetzungsphase stehen. Sie berichten über ihre Herangehensweise und die Herausforderungen, die sich mit den Begriffen "Kontextualisierung" und "Transformation" stellen. Mit gestalterischen Mitteln wird eine neue Sicht auf Bestehendes und Vertrautes eröffnet, die zum "Darüber-Reden" anregt. Kunst wird zur "Sprache der Erinnerung", und übernimmt wichtige Aufgaben für die Gegenwart.
Die Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten, die mehr über die komplexen Fragen des Gedenkens erfahren und sich an einer zukunftsorientierten Diskussion beteiligen möchten.
Datum: Freitag, 22. November 2024, 16.00 bis 21.00 Uhr
Zeitplan:
16:00 – 16:50 Wie war das damals mit dem Krieg?
Andreas Schmoller
16:55 – 17:45 Erinnerungsstätten in heutiger Zeit
Clemens Gruber
18:15 – 19:45 Neukontextualisierung von Kriegerdenkmälern Martina Gelsinger
Hubert Lobnig/Moritz Matschke und Rosa Andraschek/Simon Nagy präsentieren aktuelle Konzepte im Umgang mit bestehenden Kriegerdenkmälern
20:00 – 20:45 Ausblicke auf eine neue Gedenkkultur
Podiumsgespräch
Referierende:
Mag. Dr. Andreas Schmoller,
Studium der Theologie (Religionspädagogik), Romanistik (Französisch) und Geschichte in Salzburg und Fribourg. Langjähriger Mitarbeiter des Zeitgeschichte Museums und der KZ-Gedenkstätte Ebensee sowie an Projekten zu Nationalsozialismus und Holocaust an der Universität Salzburg, seit 2018 Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts an der Katholischen Privat-Universität Linz.
Mag.Phil. Clemens Gruber,
Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Wien
Seit 2018 Unterrichtstätigkeit an einem Wiener Gymnasium für die Fächer Deutsch & GSPB
Freiberuflicher Historiker mit Schwerpunkt Zeitgeschichte & Erinnerungskultur
Dr.in Martina Gelsinger
Kunstgeschichtestudium in Salzburg und Linz, Kunstreferentin in der Diözese Linz, Ausstellungskuratorin und Kunstvermittlerin
Hubert Lobnig/Moritz Matschke und Rosa Andraschek/Simon Nagy
Künstler:innen die Kontextualiesierungen von Kriegerdenkmälern umgesetzt haben und diese präsentieren.
Beitrag: € 15,-
Anmeldung erforderlich!
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Eine Veranstaltiung in Zusammenarbeit mit den diözesanen Fachbereichen Kunst und Kultur / Gesellschaft und Soziales sowie dem Franz und Franziska Jägerstätter-Institut der KU Linz.