Samstag 22. März 2025

Sorge um Österreichs beliebtes Leitungswasser

Österreich ist eine Nation des Leitungswasserkonsums und praktisch alle wissen dieses Privileg zu schätzen. Im Gegensatz zu den meisten Ländern sind wir gesegnet mit frischem Trinkwasser aus der Leitung. Noch.

Neueste Messungen zeigen eine erhöhte Belastung mit so genannten Ewigkeits-Chemikalien, auch PFAS genannt. Wie es die Bevölkerung mit dem Leitungswasserkonsum hält, und ob man über die Zukunft unseres Wassers besorgt ist, hat das österreichische Meinungsforschungsinstitut INTEGRAL in Kooperation mit der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 anlässlich des Weltwassertages am 22. März in einer aktuellen Onlinebefragung herausgefunden.

 

Wenngleich wir in vielen Statistiken beim Konsum von Alkohol oder Kaffee auf den vorderen Plätzen landen: Das Nummer 1 Getränk in Österreich ist Leitungswasser. 75% der Befragten genießen das kühle Nass aus der Leitung regelmäßig. Besonders beliebt ist Leitungswasser in den südlichen Bundesländern Steiermark und Kärnten und bei Befragten mit Matura-Abschluss. Den zweiten Platz im regelmäßigen Konsum belegt mit 70% Kaffee, mit deutlichem Abstand folgen Tee (49%), Mineral- und Sodawasser (46%) und Limonaden & Fruchtsäfte (39%). Alkoholische Getränke landen in den Eigenangaben mit 29% auf dem letzten Platz.

 

Aus dem Alltag ist unser Leitungswasser kaum wegzudenken: 73% aller Befragten trinken es täglich. Bei Frauen, 16-29-Jährigen und Personen mit Matura ist der tägliche Konsum sogar noch höher.

 

Entsprechend hoch angeschrieben ist es auch, im Alltag Wasser zu sparen: 87% achten darauf (29% sehr, 58% eher). Vor allem Frauen gehen mit dem kostbaren Gut sparsam um.

 

Hohe Wertschätzung für unser Leitungswasser, aber Zukunftssorgen

Praktisch alle Befragten - 96% - wissen es laut der aktuellen Studie zu schätzen, dass wir in Österreich über qualitativ hochwertiges Leitungswasser verfügen. Gleichsam ist 9 von 10 Befragten bewusst, dass der Leitungswasserkonsum die Umwelt schont. Dies ist insbesondere Befragten aus der Gruppe 16-29 Jahre bzw. mit Matura klar.

 

Gleichzeitig herrscht Bewusstsein darüber, dass das Privileg unseres hochwertigen Leitungswassers nicht in Stein gemeißelt ist: 55% haben Sorge, dass sich die Qualität unseres Trinkwassers künftig verschlechtern wird. Ein knappes Viertel (23%) hat bereits jetzt Bedenken, dass das Leitungswasser mit Chemikalien verunreinigt sein könnte.

 

Wasser: Eine Frage der Lebenswelt

Die Haltung zum Trinkwasser wird stark durch unsere Lebenswelt bestimmt. So sind es die nachhaltigkeitsorientierten gesellschaftlichen Gruppen, die besonders gerne Leitungswasser konsumieren. Dies zeigt eine Analyse nach Sinus-Milieus: Die gesellschaftskritischen Postmateriellen und die transformationswilligen Progressiven Realisten nutzen am häufigsten Trinkwasser aus der Leitung. Sie haben dabei stark im Blick, dass der Konsum von Leitungswasser die Umwelt schont. Hingegen sind die beiden Milieus der gesellschaftlichen Mitte, die Adaptiv-Pragmatischen und die Nostalgisch-Bürgerlichen, besonders besorgt hinsichtlich der Qualität des Leitungswassers und künftiger Qualitätsverschlechterungen. „Die Mitte ist sehr sicherheitsorientiert, das zeigt sich auch beim Leitungswasser. Komplexe Informationen aus den Medien lösen hier gewisse Sorgen aus.“, so Bertram Barth, Geschäftsführer von INTEGRAL.

 

91% befürworten PFAS-Verbot

Ein Thema von wachsender Bedeutung für das österreichische Trinkwasser sind die so genannten Ewigkeits-Chemikalien. Diese auch als PFAS bekannten chemischen Verbindungen finden in vielen Alltagsprodukten sowie in Kältetechnik und Pestiziden der Landwirtschaft Einsatz. Sie können von der Umwelt gar nicht oder nur unvollständig abgebaut werden. Darauf machen Umweltschutzorganisationen regelmäßig aufmerksam. 45% der Befragten haben davon schon gehört, insbesondere Befragte mit Matura sind sich dessen bewusst. „Angehörige des Postmateriellen Sinus-Milieus sind besonders gut informiert: Ganze 70% haben bereits von PFAS gehört.“, wirft dazu Sandra Cerny, Studienleiterin bei INTEGRAL, einen Blick auf die Lebenswelten.

 

Einigkeit herrscht in der Bevölkerung darüber, dass PFAS-Verbindungen verboten werden sollten: Insgesamt möchten 91% die so genannten Ewigkeits-Chemikalien verboten wissen, 54% sogar sicher.

Für den Pestizid- und Chemie-Experten Helmut Burtscher-Schaden von GLOBAL 2000 zeigt dieses Ergebnis ganz deutlich: "Die Österreicherinnen und Österreicher schätzen hochwertiges Leitungswasser - und sie wollen es geschützt wissen. Das bestärkt uns in unserem Einsatz für ein Verbot gefährlicher Ewigkeits-Chemikalien, allen voran die sogenannten PFAS-Pestizide. Wir werden alles daransetzen, weitere Belastungen unserer Gewässer durch PFAS zu verhindern. Nur so lässt sich die Qualität unseres Trinkwassers langfristig sichern.“

 

Hintergrund

Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 hat im vergangenen Sommer in einer Untersuchung von österreichischem Leitungswasser die bis dahin wenig beachtete und kaum erforschte Ewigkeits-Chemikalie TFA (Trifluoracetat) in allen analysierten Stichproben nachgewiesen.

TFA ist das nicht weiter abbaubare Endprodukt des Zerfalls anderer PFAS-Verbindungen, etwa aus der Kältetechnik oder aus Pestiziden. Die im Trinkwasser vorgefundenen Konzentrationen von TFA lagen um Größenordnungen über den durchschnittlichen Belastungen anderer PFAS. Vergleichbare Ergebnisse zeigen auch Untersuchungen aus Belgien und der Schweiz. Anders als für andere PFAS, die bereits im österreichischen Trinkwasser untersucht werden und ab 2026 Grenzwerte erhalten, gibt es für TFA noch keinen Grenzwert.

 

Zur Belastung des Grundwassers mit TFA tragen laut einer Studie des deutschen Umweltbundesamts vor allem Pestizide aus der Landwirtschaft bei, mit einem potenziellen jährlichen Anteil von 76%, gefolgt von Regenwasser mit 17% sowie Kläranlagen und Gülle mit je 3%. Hingegen lässt sich die Kontamination von Grundwasser durch andere PFAS als TFA sehr oft auf industrielle Emissionen, Feuerlöschschäume, Deponiesickerwasser oder Abwasser aus Kläranlagen zurückführen.

 

Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) prüft derzeit einen Vorschlag für ein EU-weites "Gruppenverbot" für über 10.000 PFAS-Verbindungen. PFAS-Pestizide wären nach derzeitigem Stand jedoch von diesem Verbot ausgenommen.

 

Methodischer Hinweis

Dies sind Ergebnisse aus der INTEGRAL Eigenforschung, für die zwischen 23. Jänner und 11. Februar 2025 n=1.000 Personen aus dem Austrian Onlinepool online befragt wurden, repräsentativ für die österreichische Wohnbevölkerung im Alter von 16 bis 75 Jahren.

 

Über INTEGRAL

INTEGRAL ist ein Full-Service-Institut und Anbieter maßgeschneiderter Marktforschungslösungen auf wissenschaftlicher Basis, von der Datenerhebung bis zur Lieferung handlungsrelevanter Informationen und Empfehlungen. INTEGRAL kooperiert eng mit den Schwesterunternehmen SINUS Markt- und Sozialforschung in Heidelberg und Berlin und OPINION Market Research & Consulting, Nürnberg (INTEGRAL-SINUS-OPINION Gruppe). In Kooperation mit dem Heidelberger SINUS-Institut, dessen Mehrheitsanteile INTEGRAL im Jahr 2009 übernommen hat, engagiert sich der österreichische Marktforscher intensiv in der Sinus-Milieu Forschung. Die Ergebnisse bieten Marketingentscheidern aus Unternehmen, Medien und Politik wettbewerbsrelevante Informationen über Märkte und Zielgruppen.

 

Quelle: Sorge um Österreichs beliebtes Leitungswasser
Gesellschaft & Soziales
4020 Linz
Kapuzinerstraße 84
Telefon: 0732/7610-3251
Telefax: 0732/7610-3779
Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

Herrenstraße 19
4020 Linz
https://www.dioezese-linz.at/
Darstellung: