Donnerstag 8. August 2024

Volkshilfe: Großelternkarenz ist ein fatales Zeichen

Am 6. August, ist der Equal Pension Day 2024. Das ist jener Tag, ab dem Frauen im Vergleich zu Männern bis zum Jahresende keine Pension mehr erhalten.

 So viel geringer ist statistisch die durchschnittliche Pensionshöhe von Frauen – ein Gender Pension Gap von 40,09 Prozent. “Das heißt, Frauen erhalten auf das gesamte Jahr gerechnet 148 Tage weniger Pension als Männer. Damit liegt die durchschnittliche Frauenpension auch unter der Armutsgefährdungsschwelle”, so Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich. 

 

Strukturelle Ursachen von Altersarmut

“Es ist nicht so, dass wir nicht wissen, wie man Altersarmut von Frauen verhindert. Die Altersarmut von Frauen ist das Ergebnis konservativer Frauen- und Familienpolitik. Denn die Mischung aus ungerechter Bezahlung im Erwerbsleben, der Ungleichverteilung von Sorgearbeit für Kinder und pflegebedürftige Angehörige und fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen führen zu Altersarmut”, verweist der Direktor der Volkshilfe Österreich Erich Fenninger auf die strukturellen Ursachen von Altersarmut. Deshalb greifen eindimensionale Forderungen wie etwa das verpflichtende Pensions-Splitting zu kurz. 

 

“Altersarmut kann ein Leben in Isolation und Mangel bedeuten, 40,09 Prozent weniger Pension bedeutet weniger Teilhabe, weniger ausgewogene Ernährung, 40,09 Prozent weniger Ressourcen für professionelle Pflege und Betreuung”, so Fenninger weiter.

 

Es ist eine Frage der Gerechtigkeit, dass wir Frauen in diesem Land sozial absichern - Frauen, die ihr Leben bezahlt und unbezahlt gearbeitet haben”.

Insgesamt waren im Jahr 2023 17% aller Menschen über 65 Jahren armutsgefährdet. Das Armutsrisiko von pensionierten Frauen ist deutlich höher als jenes von Männern: 20% aller Frauen über 65 sind in Österreich von Armut gefährdet, während es unter den Männern 13% sind. Unter den alleinstehenden Pensionistinnen ist die Armutsgefährdung mit 28% sogar noch höher. (Statistik Austria 2024)  

 

Armut und Gesundheit

Ein Leben in Altersarmut hat gravierende Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit. Ein Teufelskreis entsteht, da ein schlechter Gesundheitszustand für die Betroffenen mehr Kosten verursacht, wodurch sich wiederum die finanzielle Situation verschärft. Eine scheinbar ausweglose Situation, unter der die Betroffenen auch psychisch stark leiden, wie diese Aussage einer armutsbetroffenen Pensionistin zeigt: “Naja, es gibt halt Tage, da bin ich also sehr down. Da denk i ma, wozu eigentlich noch?”. Auch die aktuellen EU-SILC Daten zeigen den Zusammenhang zwischen Armut und Gesundheitszustand im Alter. Während in der Gesamtbevölkerung 15% der über 65-Jährigen angeben, einen schlechten Gesundheitszustand zu haben, liegt dieser Wert unter den armutsgefährdeten Pensionist*innen bei 20%. (Statistik Austria 2024) 

 

Oma-Karenz verschärft das Altersarmutsproblem

"Der aktuelle Vorstoß, eine Großelternkarenz einzuführen, ist fatal", so Fenninger weiter. Denn jetzt soll jene Generation von Frauen, die schon viel zu wenig Möglichkeiten hatte, Pensionsbeiträge zu sammeln, noch mehr Abstriche bei der Pension machen. Das löst aber keines der beiden großen Probleme: zu wenig Care-Arbeit der Väter und zu wenige ganztägige elementare Bildungsplätze, vor allem für Kinder unter drei Jahren. Nur zehn Prozent der Väter gehen in Österreich bis zu drei Monate in Elternkarenz, nur ein Prozent länger als sechs. “Es braucht 40,09 Prozent weniger konservative Familienpolitik und 40,09 Prozent mehr Investitionen in die Gleichstellung von Frauen”, so Fenninger abschließend.  

 

SERVICE

Weitere Zahlen zum Thema Frauenarmut und Altersarmut finden Sie im Policy Paper der Volkshilfe Österreich

https://tinyurl.com/2b83hfmo

 

Quelle: Volkshilfe: Großelternkarenz ist ein fatales Zeichen | Volkshilfe Österreich, 05.08.2024 (ots.at)

 

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