Jede*r Mensch hat das Recht auf ausreichende, angemessene und gesunde Nahrung sowie frei von Hunger zu sein. Das grundlegende Recht auf Nahrung ist ein Menschenrecht. Anlässlich des Welternährungstags weist die Caritas darauf hin, dass es bei der Reduktion von Hunger weltweit zu einem Stillstand gekommen ist.
Mit bis zu 783 Millionen Menschen, die weltweit an Hunger leiden, blieb diese Zahl zum Vorjahr relativ unverändert, liegt jedoch immer noch weit über dem Niveau von vor der Corona-Pandemie. Aktuell sind 9,2 Prozent der Weltbevölkerung von Hunger betroffen, im Vergleich zu 7,9 Prozent vor der Pandemie. Die wirtschaftliche Erholung von der Pandemie hat dazu beigetragen, dass die Gesamtzahl etwas gesunken ist, aber es besteht kein Zweifel daran, dass die bescheidenen Fortschritte durch die steigenden Lebensmittel- und Energiepreise, die durch den Krieg in der Ukraine noch verstärkt wurden, untergraben wurden. Besonders dramatisch ist der Befund für Afrika – wo der Hunger in allen Teilregionen auch 2022 zugenommen hat.
Andreas Knapp, Caritas Österreich-Generalsekretär für Internationale Programme: „Die Vereinten Nationen hatten sich eigentlich zum Ziel gesetzt, dass bis 2030 niemand mehr Hunger leiden muss auf der Welt. Dieses Ziel scheint in weiter Ferne. 29,6 Prozent der Weltbevölkerung, also 2,4 Milliarden Menschen, sind stark oder mäßig von Ernährungsunsicherheit betroffen. Konflikte und Kriege, die extreme Inflation, die Corona-Pandemie und immer stärker auch die Klimakrise treiben den Hunger für die Menschen weltweit an, speziell in Afrika. Das dürfen wir nicht hinnehmen!“
Wie groß die Interdependenzen in der globalen Nahrungsmittelversorgung sind, hat der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine deutlich gemacht: Der Krieg hat erhebliche Auswirkungen auf die globalen Nahrungsmittelmärkte durch den weltweit rasanten Preisanstieg bei Lebensmitteln, Treibstoff und Düngemitteln. Einige Länder des globalen Südens sind auf direkte Importe von Getreide auch aus der Ukraine, der sogenannten „Kornkammer Europas“, angewiesen; andere leiden unter den extrem gestiegenen Getreidepreisen durch die weltweite Verknappung.
Doch allen voran gibt es einen Treiber, der die weltweite Hungersnot verschärft: Die Klimakrise und die Umweltkatastrophen, die sie mit sich bringt, zerstören die Existenzgrundlage vieler Menschen. Knapp: „Obwohl sie am wenigsten dazu beitragen, leiden Menschen im Globalen Süden am meisten unter den Auswirkungen der Klimakrise, während die Hauptverursacher der Klimakrise in den Industrienationen sitzen. Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit und der Treiber für Hunger weltweit. Denn für viele Kleinbäuer*innen im Globalen Süden ist die Landwirtschaft die einzige Lebensgrundlage – fällt die Ernte durch Hitze oder Überschwemmungen aus, können sie sich nicht mehr angemessen ernähren.“
Knapp: „Gerade die Industrienationen dürfen sich mit dieser Ungerechtigkeit nicht abfinden, sondern müssen endlich ihre globale Verantwortung wahrnehmen und handeln – sowohl im Bereich Klimaschutz als auch in der Entwicklungszusammenarbeit. Gerade in Zeiten weltweit multipler und sich verstärkender Krisen sind weitgreifende Maßnahmen zur Beseitigung des Hungers erforderlich. Grundvoraussetzung: Investitionen in eine langfristige Entwicklungszusammenarbeit, damit klima- und hungerbedingten Krisen vorgebeugt werden kann. Wir schlagen konkret vor, das Niveau des Auslandskatastrophenfonds (AKF) mit 105 Millionen Euro auch im nächsten Jahr wieder zu erreichen und gleichzeitig die bilateralen Mittel für präventiv wirkende Entwicklungszusammenarbeit schrittweise auszubauen.“
Eine jährliche Erhöhung der Mittel der Austrian Development Agency (ADA) um 25 Millionen Euro für vier Jahre sei zentral, um eine effektivere, längerfristige Krisenbekämpfung zu ermöglichen, so Knapp weiter. „In diesem Zusammenhang begrüßen wir als Caritas auch ganz ausdrücklich die kürzlich verabschiedete Strategie der Humanitären Hilfe, die ein wichtiger Schritt ist, um Ressourcen in Zukunft schneller und planbarer einzusetzen und somit gezielter auf Hunger- und Klima-Krisen reagieren zu können.“
Die Caritas hilft in den ärmsten Regionen der Welt Menschen, die durch Konflikte, Krisen und Klimakatastrophen in den Hunger getrieben werden. Kleinbäuer*innen werden in langfristigen Projekten beispielsweise durch diversifizierten Anbau, Verbesserung der Wasserverwaltung, trockenheitsresistentes Saatgut und die Stärkung lokaler Lebensmittelsysteme und Vermarktung ihrer Produkte dabei unterstützt, ihre Lebensgrundlage und Erträge langfristig zu sichern und die Landwirtschaft an die Klimakrise anzupassen. Die Caritas leistet auch Nothilfe, damit Menschen in Krisensituationen u.a. sicheren Zugang zu Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser und medizinischer Versorgung haben.