Samstag 21. Dezember 2024

Bodenversiegelung in Österreich

Unsere Böden gelten nach den Meeren als die zweitgrößten Kohlenstoffspeicher der Welt.

Trotz dieser Tatsache schreitet die Versiegelung dieser immer weiter voran (Dombrowski, 2019). Eine Fläche in der Größe von Eisenstadt – soviel Boden wird durchschnittlich jährlich versiegelt (Umweltbundesamt, 2021). Welche Auswirkungen diese Entwicklung für uns hat, und was die Politik dagegen macht – oder auch nicht – darauf wird im folgenden Artikel eingegangen.

 

Bodenversiegelung in Zahlen

In Österreich sprechen wir täglich von 11,5 Hektar Fläche, oder anders gesagt von 12 großen Fußballfeldern, die der Bodenversiegelung zum Opfer fallen (Umweltbundesamt, 2021). Diese Flächen werden zu Straßen und Parkplätzen, Häusern, Gewerbegebieten oder Industrieanlagen verbaut. Im Jahr 2020 wurde insgesamt eine Fläche von rund 39kmversiegelt. Wie in Abbildung 2 dargestellt, haben Wohn- und Geschäftsgebiete gefolgt von Betriebsflächen und Straßen die größten Anteile der Flächeninanspruchnahme. Aufgrund von Umklassifizierungen ergab sich bei der Kategorie Bahn ein Defizit (Umweltbundesamt, 2021).

Abbildung 2: Flächenverbrauch im Jahr 2020. Quelle: eigene Darstellung. Abbildung 2: Flächenverbrauch im Jahr 2020. Quelle: eigene Darstellung.

Die Problematik der Bodenversiegelung ist längst bekannt, sowohl EU-weit als auch in Österreich gibt eine Zielvorgabe von 2,5 Hektar pro Tag. Bis dato ist Österreich jedoch Europameister im Flächenverbrauch. Beispielsweise ist Österreichs Straßennetz bereits doppelt so dicht, wie etwa in der Schweiz oder in Deutschland (Dzugan & Holzmüller, 2021).

 

Auswirkungen und Folgen der Bodenversiegelung

Die Bodenversiegelung gilt als eines der dringendsten ökologischen Problemen unserer Zeit. Warum das so ist? Es gibt eine Vielzahl von kurz- und langfristigen Problemen, die die Flächeninanspruchnahme mit sich bringt wie beispielsweise Hochwasser, Grundwasserbelastung oder das Vorantreiben des Klimawandels (Dzugan & Holzmüller, 2021). Zu den kurzfristigen Auswirkungen der Bodenversiegelung zählen:

Hochwasser
Ist der Boden erstmal versiegelt, so kann er kein Wasser mehr aufnehmen. Es zeigt sich bereits jetzt, dass dies bei Starkregen vermehrt zu Hochwasser führt. Dem gegenüber kann der Boden bei einer länger anhaltenden Trockenheit kein Wasser speichern – wodurch weniger Grundwasser entsteht (Dombrowski, 2019).
Mit der Unterbindung der Versickerung wird auch die natürliche Filterung von Schadstoffen im Boden verhindert. Die Versickerung muss deshalb mit Kanalsystemen ersetzt werden, wodurch das Hochwasserrisiko nochmals erhöht wird (Umweltbundesamt).

Hitze
In urbanen Gebieten absorbieren die versiegelten Böden die Wärme, wodurch es zu höheren Temperaturen kommt – dies wird auch als der urbane Hitzinsel-Effekt bezeichnet (Dombrowski, 2019). Ein weiteres Problem in städtischen Gebieten ist die erhöhte Staubbildung. Unversiegelte Böden binden diese und sind deshalb für eine verbesserte Luftqualität sehr wichtig (Umweltbundesamt, 2021).

Die bereits genannten Probleme sind relativ kurzfristige Effekte, welche wir bereits heute merken. Langfristig ergeben sich durch den Flächenverbrauch folgende Problematiken:

Verringerung der Agrarflächen
Siedlungen entstanden seit jeher in Regionen mit fruchtbarem Boden. Durch die Vergrößerung von Siedlungen, Städten und Dörfern geht somit ein Verlust von fruchtbarem Ackerland einher (Umweltbundesamt, 2021). Da aktuell jedes Jahr riesige Flächen versiegelt werden, kann das langfristig problematisch werden. Der österreichischen Landwirtschaft stehen somit immer weniger Flächen zur Verfügung, was in weiterer Folge zu einer Abhängigkeit von Nahrungsmittelimporten führt. Insbesondere bei steigenden Preisen oder in Krisenzeiten wie Corona wird deutlich, wie wichtig es ist, landwirtschaftliche Nutzungsflächen zu erhalten, um eine Unabhängigkeit zu gewährleisten (Reif, 2021).

CO2-Speicher
Als zweitgrößter Kohlenstoffspeicher kann der Boden mehr Kohlenstoff als unsere Bäume und Wälder aufnehmen. Moor und moorähnliche Böden können im Vergleich zu mineralischen Böden am meisten Kohlenstoff aufnehmen, gefolgt von Grünland und Böden in Wäldern. Bei einer Versiegelung des Bodens wird einerseits Kohlenstoff freigesetzt, andererseits kann kein weiterer Kohlenstoff aufgenommen werden (Zinke, 2019). Und: Versiegelter Boden ist unweigerlich verloren, denn eine Entsiegelung würde Jahrtausende dauern. Bäume können wieder angepflanzt werden – Boden hingegen kann nie wieder hergestellt werden (Dombrowski, 2019). Diese Tatsachen treiben den Klimawandel enorm voran – denn der Boden wird sowohl als CO2- als auch Wasserspeicher unbrauchbar (Dzugan & Holzmüller, 2021).

Verlust der Artenvielfalt
Nicht zuletzt gehen durch die Versiegelung von Boden Kulturlandschaften und wertvolle Lebensräume verloren: Artenreiches Grünland, Streuobstwiesen sowie das dramatische Artensterben von Tieren und Pflanzen – alleine seit 1986 sind rund 70 Prozent bereits verschwunden (Dzugan & Holzmüller, 2021).

 

Entgegenwirken der Politik

2,5 Hektar Flächenverbrauch pro Tag – dieses Ziel ist nicht mehr neu, sondern gibt es bereits seit 2002. Passiert ist seither aber nur wenig (Reif, 2021). Warum das so ist? Ein entscheidendes Problem ist mit Sicherheit die Zuständigkeit. Laut der österreichischen Verfassung liegt die allgemeine Raumordnungskompetenz nämlich bei den Ländern und die örtliche Raumplanung sogar in den Gemeinden (Pflügl, 2021). So kommt es, dass sich die eigentliche Kompetenz des Bundes auf die Fachplanungskompetenzen, zu denen beispielsweise Bundesstraßen und Forstwesen zählen, beschränkt. Dadurch wurde in den letzten Jahren viel über das Thema gesprochen, aber nur wenig getan wurde (Putschögl & Zoidl, 2020).

 

Die Bundesregierung möchte das Thema nun ernsthaft angehen – im Oktober dieses Jahres wurde die erste österreichische Bodenschutzstrategie auf den Weg gebracht – mit dem konkreten Ziel bis 2030 den Bodenverbrauch auf 2,5 Hektar zu verringern (BVZ, 2021). Es wurde ein Beschluss zwischen Bund, Länder und Gemeinden gefasst, in Zukunft soll eine verpflichtende Handlungsanleitung erstellt werden inklusive konkreter Aktivitäten, Zielen sowie Meilenstein bis zum Jahr 2030 (BVZ, 2021).


Klingt gut? Grundsätzlich ist es mit Sicherheit positiv zu bewerten, dass das Problem nun endlich auch seitens der Politik behandelt wird und Maßnahmen gesetzt werden. Aber auch bei dieser neuen Strategie handelt es sich am Ende des Tages viel mehr um Empfehlungen, als um rechtlich bindende Regeln (Pflügl, 2021). Genau diesen Punkt kritisieren auch Umweltorganisationen wie Greenpeace oder der WWF Österreich (BVZ, 2021).

 

Es stellt sich die Frage, wie ernst es der Politik wirklich ist – eine Antwort darauf kann jedoch nicht gegeben werden. Aber dass die derzeitige Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) den Bau des Lobau-Tunnels derzeit stoppt, unter anderen mit dem Argument des Bodenschutzes, zeigt deutlich, dass sich definitiv was tut. Und das ist ja schon mehr als in den letzten Jahren (Wenzel, 2021).

 

Fazit

Probleme, die mit der Bodenversieglung einhergehen, sind bereits in den letzten Jahren immer sichtbarer geworden. Langfristig braucht es in zahlreichen Bereichen neue Konzepte und Lösungen, um insgesamt der Bodenversiegelung entgegenzuwirken und klimafreundlicher zu agieren – für entsprechende Rahmenbedingungen trägt die Politik die Verantwortung. Aber natürlich sollte sich auch jeder und jede einzelne von uns bewusst machen, was es bedeutet, eine Fläche zuzubetonieren oder ein großes Haus zu bauen und vor allem selbst für Handlungen Verantwortung  übernehmen.

 

Quelle: https://imbstudent.donau-uni.ac.at/lessemissions2/bodenversiegelung-in-oesterreich/#Auswirkungen%20und%20Folgen%20Der%20Bodenversiegelung

 

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