Amsterdam, Venedig oder Cornwall – einige beliebte Tourismus-Destinationen kämpfen seit Längerem mit einem enormen Besucher:innenandrang.
Dieser sogenannte „Overtourism“ belastet die örtliche Infrastruktur, die ansässige Bevölkerung und nicht zuletzt die Umwelt. Und schadet damit oftmals dem Idyll, das man eigentlich besuchen wollte. Welche Destinationen heuer - zumindest in der Hauptsaison - eine Pause vertragen können, erfährst du in folgendem Beitrag.
Was ist eigentlich „overtourism“? Der Begriff beschreibt, „wenn ein beliebtes Reiseziel oder eine Sehenswürdigkeit von Touristen auf nicht nachhaltige Weise überrannt wird.“[1]
Die Zahlen der Nächtigungen sind während der Covid-19-Pandemie weltweit rapide eingebrochen, nähern sich langsam aber wieder den Werten von 2018 an. Gleichzeitig kämpfen einige (Tourismus-)Destinationen neben hohen Besucher:innenaufkommen aktuell mit den Auswirkungen von Naturkatastrophen und dem Klimawandel, der sich durch Waldbrände, extreme Trockenheit oder starke Regenfälle äußert und die Lage zusätzlich zuspitzt.
Das US-amerikanische Reisemagazin „Fodor’s“hat eine Liste mit Regionen zusammengestellt, die Reisende 2023 überdenken sollten und zwar in drei Kategorien:
Naturlandschaften, die eine Pause brauchen, um sich zu erholen
kulturelle Hotspots, die überfüllt und von Ressourcenknappheit geplagt sind
Orte, die von Wasserknappheit betroffen sind
Amsterdam, Niederlande
Rund 18 Millionen Menschen besuchen die malerische Stadt in den Niederlanden jedes Jahr, die selbst rund 1 Million Einwohner:innen zählt. Die Stadt hat sich in den letzten Jahren zudem zu einer beliebten Destination für Junggesellen-Abschiede und Partygruppen entwickelt. Die Bevölkerung und die Infrastruktur leiden unter dem Ansturm. Um dem entgegenzuwirken, führte Amsterdam als weltweit erste Stadt eine Touristen-Quote pro Jahr ein – ab Mai 2023 gilt auf den Straßen in der Innenstadt zudem ein Cannabis-Verbot und mittels einer „Stay Away“-Kampagne will die Stadt unliebsame Tourist:innen fernhalten.
Antarktis
Die Antarktis fällt einem nicht als erstes ein, wenn man an Tourismus-Hotspots denkt – doch die Touristen konzentrieren sich auf einen kleinen Teil der Antarktis: die Antarktische Halbinsel, wo viele Orte durch die Auswirkungen des Klimawandels und einen dramatischen Artenschwund bereits unter starkem Stress stehen. Durch die Menschen vor Ort wird die Schneeschmelze weiter vorangetrieben und der Schnee durch Ruß durch den Schiff- und Flugverkehr verschmutzt.
Cornwall, England
Die idyllischen Sandstrände und malerischen Hafendörfer in Cornwall locken zahlreiche Besucherinnen und Besucher an, doch die Infrastruktur mit ihren vielen schmalen Gassen und wenig Parkmöglichkeiten stößt dabei an ihre Grenzen – Staus und Müllberge sind die Folge.
Von Dürre betroffene europäische Regionen
Die Auswirkungen des Klimawandels waren 2022 in Europa stark zu spüren: durch Dürre, Wasserknappheit und Waldbrände im Mittelmeerraum – u.a. waren der Norden Italiens, Spanien und die griechischen Inseln betroffen und hatten es schwer, den erhöhten Wasserbedarf durch Tourist:innen im Hochsommer zu decken. Auch für diesen Sommer ist mit Wasserknappheit zu rechnen. Niedrige Wasserstände auf Rhein und Donau führten im Vorjahr außerdem dazu, dass die Flusskreuzfahrtindustrie zum Teil auf Busse ausweichen musste. Hinsichtlich der Umweltauswirkungen sind Reisen per Kreuzfahrtschiff ohnedies nicht zu empfehlen.
Phi Phi Leh, Thailand
Thailand gilt als beliebtes Urlaubsziel und die vielen Besucher:innen hinterlassen Spuren. So musste der beliebte Strand Maya Bay auf der Insel Phi Phi Leh (bekannt geworden durch den Film „The Beach“) 2018 geschlossen werden, damit sich die Natur regenerieren konnte. Während der Pandemie erholten sich die thailändischen Naturparks von den vielen Menschen, die sonst täglich vor Ort sind, damit das so bleibt will das Land die Parks künftig für mindestens einen Monat pro Jahr für Besucher:innen schließen.
Lake Mead-Region, USA
Auch der mittlere Westen der USA hat mit Rekordhitze und niedrigen Wasserständen zu kämpfen – was sich negativ auf den Wasserstand in den beiden größten Stauseen des Landes, Lake Mead und Lake Powell, auswirkte.
Lake Tahoe in Kalifornien, USA
Während der Covid19-Pandemie erlebte der Lake Tahoe, der als einer der schönsten Seen der USA gilt, einen riesigen Besucher:innen-Ansturm. Dieser hat zu einem enormen Verkehrsaufkommen entlang des Sees geführt und die Wanderwege und Strände verstopft. Durch den vermehrten Verkehr haben sich Feinsedimente gelöst bzw. werden Auspuffgasse in die Luft emittiert, die den kobaltblauen See verschmutzen.
Maui, Hawai
Auf der Insel Maui ist Wasser eine knappe Ressource und die Lebenserhaltungskosten steigen durch den Tourismus für Einwohner:innen rapide an.
Normandie (Steilküsten), Frankreich
Frankreich kämpft mit einer dramatischen Küstenerosion, die weniger mit dem Wetter zu tun hat, sondern durch zu viele Tourist:innen ausgelöst wird. Es kommt zudem immer häufiger zu Erdrutschen, die auf zu viel Fußgängerverkehr zurückzuführen sind.
Venedig, Italien
Die beliebte Lagunenstadt kämpft bereits seit Längerem mit den Auswirkungen von „overtourism“ – nicht zuletzt durch Kreuzfahrtschiffe, die die Stadt mit Besucher:innen fluten. Im Sommer 2021 wurden große Kreuzfahrtschiffe aus dem historischen Zentrum verbannt, dennoch besuchen im Schnitt 80.000 Besucher:innen pro Tag die kleine Lagunenstadt, was einem Verhältnis von 370 Besucher:innen pro Einwohner:in entspricht.