Eine Allianz aus Greenpeace, Re-Use Austria und Klimarat fordert alle österreichischen EU-Parlamentarier:innen auf, am 12. Juli für eine starke Ökodesign-Verordnung und ein rasches Vernichtungsverbot für neuwertige Ware abzustimmen. Die Bundesregierung müsse zudem die professionelle Vermarktung von Re-Use-Produkten stärker fördern, den Reparaturbonus dauerhaft sichern und auf weitere Produktgruppen wie Kleidung oder Möbel ausdehnen, so die Allianz. Re-Use Austria (vormals RepaNet), die Dachorganisation von sozialwirtschaftlichen Re-Use-Betrieben wie etwa Carla- oder Volkshilfe-Shops, steht der Regierung bei der Umsetzung der Ökodesign-Verordnung mit ihrer langjährigen Expertise zur Verfügung, um zum Beispiel eine sinnvolle Weitergabe von “geretteten Produkten” zu organisieren.
“Während immer mehr Menschen jeden Cent umdrehen müssen, verfeuern internationale Konzerne tagtäglich wertvolle Ressourcen. Produkte, die mit viel Material-, Energie-, und Arbeitseinsatz erzeugt werden, landen oftmals direkt in der Müllverbrennung. Dieses verschwenderische Geschäftsmodell ist absurd”, erklärt Jasmin Duregger, Klimaexpertin bei Greenpeace in Österreich. Ein Vernichtungsverbot müsse die klimaschädliche Praxis stoppen und Unternehmen dazu verpflichten, transparent offenzulegen, was mit überschüssigen oder retournierten Waren passiert, fordert Greenpeace. Das Vernichtungsverbot wurde in der EU und in Österreich in den letzten Monaten intensiv diskutiert - jetzt ist eine Umsetzung auf EU-Ebene in der Ökodesign-Verordnung in Reichweite. “Die EU-Ministerinnen und -Minister für Handel und Umwelt haben sich auf strengere Ökodesign Anforderungen und ein Vernichtungsverbot für Kleidung geeinigt. Das ist ein erster Erfolg, jetzt muss das Parlament dieses Verbot auch auf weitere Produktgruppen wie Elektrogeräte und Spielzeug ausweiten - denn jedes verschwendete Produkt ist eines zu viel”, so Duregger.
Mathias Neitsch, Geschäftsführer von Re-Use Austria: “Wir müssen an der Quelle des Problems ansetzen und die Überproduktion stoppen. Die EU muss die Rahmenbedingungen schaffen, dass Produkte lange verwendet, leistbar repariert und einfach weitergegeben werden können. Und die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass die Maßnahmen in Österreich rasch und effektiv umgesetzt werden. Der Reparaturbonus ist ein erster Schritt, aber die generelle Förderung des noch immer stark benachteiligten Re-Use-Verkaufs muss noch auf ein deutlich zukunftswirksameres Niveau gehoben werden”.
Edith Siebenstich, Obfrau des Vereins Klimarat: “Im Klimarat gab es bei wenigen Themen so schnell ein einstimmiges Ergebnis wie beim Vernichtungsverbot. Es ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit, dass manche Unternehmen Waren lieber entsorgen, als sie Menschen zu geben, die sie nutzen können - gerade in Zeiten von Teuerung, Energiekrise und inmitten der eskalierenden Klimakrise. Die EU-Parlamentarierinnen und Parlamentarier müssen am Montag einen wichtigen Schritt für den Klimaschutz setzen”. Im Verein Klimarat haben sich 45 der Klimarat-Mitglieder:innen zusammengeschlossen, um sich auch nach dem offiziellen Ende des vom Klimaschutzministerium organisierten Klimarats 2022 für die Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen einzusetzen.
Hintergrundinfo:
Allein 2021 wurden laut Greenpeace-Berechnung in Österreich rund 4,6 Millionen Kilogramm ungenutzter Bekleidung vernichtet. Das müsse ein Ende haben, denn die Produktion von Konsumartikeln ist ein massiver Treiber der Klima- und Naturkrise. Die Textilindustrie allein ist weltweit für mehr als 1,2 Milliarden Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr verantwortlich. Insgesamt belaufen sich die konsumbasierten Treibhausgasemissionen in Österreich pro Jahr auf mindestens 120 Millionen Tonnen. Im Pro-Kopf-Vergleich liegt Österreich damit unter den Top 25 Ländern mit dem höchsten Treibhausgas-Fußabdruck weltweit.