Samstag 21. Dezember 2024

Ärzte ohne Grenzen: Unsere Hilfe in der Ukraine

Mehr als 2,8 Millionen Menschen sind bereits laut Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR vor dem Krieg in der Ukraine ins Ausland geflohen. Zivilist*innen in Mariupol und anderen ukrainischen Orten müssen unbedingt geschützt werden.

Sie brauchen sichere Fluchtwege. Gleichzeitig dringen wir darauf, dass Zivilist*innen zu jeder Zeit geschützt werden müssen – nicht nur in für humanitäre Korridore ausgewiesenen Zeiten! Humanitäre Hilfe muss die Zivilbevölkerung zu jeder Zeit erreichen können, und humanitäre Helfer*innen sowie medizinische Einrichtungen müssen geschützt werden.

 

Unsere regulären Programme in der Ukraine haben wir ausgesetzt und leisten angesichts der aktuellen Lage nun Nothilfe. Unsere Notfallkoordinatorin Anja Wolz berichtet etwa aus Lwiw im Westen der Ukraine: "Hier erhalte ich zahlreiche Anrufe von Krankenhäusern mit dringenden Unterstützungsappellen. Wir befinden uns in einem drängenden Wettlauf gegen die Zeit, um die richtigen medizinischen Güter an die richtigen Orte zu bringen, bevor die Hilfe militärisch eingeschlossene Städte nicht mehr erreichen kann."

 

Auf Notfallhilfe spezialisierte Teams von uns sind auch in Polen, Ungarn, der Slowakei und der Republik Moldau präsent. Weitere Mitarbeiter*innen halten sich in Russland und Belarus bereit, um Hilfe zu leisten.

 

So helfen wir

  • Wir liefern Hilfsgüter in die Ukraine: Bereits am Sonntag, den 6. März, erreichte ein Transport mit Materialien zur Behandlung von Verletzten die ukrainische Hauptstadt. Auch in Mariupol und Kramatorsk konnten wir Krankenhäuser beliefern. Von Lwiw aus sind wir dabei, 160 Kubikmeter Material - mehr als 2.000 Schlafsäcke, mehr als 3.500 Thermo-Fleece-Decken, Tausende andere Kleidungsstücke sowie mehr als 500 Zelte und Hygieneartikel - ins Land zu bringen. Sie sollen an lokale Organisationen der Zivilgesellschaft gehen. Die werden sie wiederum an Menschen verteilen, die nach Lwiw geflohen sind oder an den ukrainischen Grenzen Schlange stehen. Dort herrschen nachts Temperaturen von bis zu minus sieben Grad Celsius, die Geflüchteten gefährlich werden können.
  • Wir versuchen Mitarbeiter*innen, darunter Chirurg*innen ins Land zu bringen. In Lwiw ist z.B. unser erstes chirurgisches Team eingetroffen. Nun müssen wir zu ihrer Sicherheit in den kommenden Tagen mehrere Standorte und Optionen für einen Einsatz abwägen.
  • Wir schicken mobile Kliniken in die Ukraine.
  • Unsere Mitarbeiter*innen in der Ukraine schauen, wo der größte Handlungsbedarf besteht. Ein Netzwerk von Medizinier*innen an verschiedenen Orten im Land unterstützt uns.
  • Wir helfen den Geflüchteten und anderen Helfer*innen an den Grenzen in Polen, Ungarn, der Slowakei und der Republik Moldau: Zum Beispiel liefern wir Hilfsgüter zum Bau von Notunterkünften in Polen.

Unsere Priorität in der Ukraine: Hilfsgüter liefern und Verletzte versorgen

 

Ukraine Krieg Lieferung von Hilfsgütern und medizinischem Material auf ihrem Weg nach Kiew

Medizinische Hilfsgüter werden in unserem Lager in Lwiw auf Züge mit dem Ziel Kiew verladen.
©MSF

 

Der Mangel an Medikamenten und an anderem medizinischem Material ist in den ukrainischen Krankenhäusern zu spüren. Deshalb liegt eine unserer Priorität auf der Lieferung von Hilfsgütern zur Versorgung von Verletzten, genauso wie für chronisch erkrankte Menschen. Lastwagen mit Material zur chirurgischen Versorgung vieler Verletzter sind bereits in Kiew angekommen. In der ukrainischen Hauptstadt, in Mariupol und in Kramatorsk haben wir Krankenhäuser mit medizinischem Material beliefert. Weitere Hilfslieferungen werden vorbereitet. Im Westen des Landes richten wir Lagerräume ein. Die Priorität soll auf der Versorgung von Verletzten liegen.

 

Gleichzeitig ermitteln unsere Teams in der Ukraine den medizinischen Bedarf im Land. Außerdem stehen wir mit Kliniken in der Ostukraine in Kontakt, um sie durch Trainings für die Versorgung von Verletzten zu unterstützen. Mitarbeiter*innen sind in der Hauptstadt Kiew und in anderen Städten wie Schytomyr und Severodonetsk. Wir versuchen, weiteres Personal wie Chirurg*innen ins Land zu bringen. Da sich die Lage in den Kampfgebieten schnell ändert, beobachten wir kontinuierlich die Dynamiken, um unsere Mitarbeiter*innen zu schützen. Neben unseren Mitarbeiter*innen vor Ort unterstützt uns ein Netzwerk von Mediziner*innen aus medizinischen Einrichtungen an mehreren Orten der Ukraine dabei, zu ermitteln, wo der größte Handlungsbedarf besteht.

 

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9. März 2022: Mobile Kliniken von Ärzte ohne Grenzen sind unterwegs in die Ukraine.

 

Berichte unserer Notfallkoordinatoren über die Lage in Mariupol

Wir wissen von unseren Mitarbeiter*innen in Mariupol, dass sie verzweifelt versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Währenddessen dauern die schweren Angriffe an und die Lebensmittelvorräte werden gefährlich knapp. Es gibt kein Wasser, keinen Strom und keine Heizung. Internet- und Telefondienste sind unterbrochen. Krankenhäuser, Supermärkte und Wohnhäuser wurden schwer beschädigt. Es ist nicht möglich, Hilfsgüter in die Stadt zu bringen.

Die Sicherheit und die Würde der Menschen muss geachtet werden. Wir haben an den Fronten so vieler Kriegsgebiete gearbeitet und dort unermessliches Leid gesehen. Wir haben gesehen, welche Folgen es hat, wenn Menschen zwischen den Fronten gefangen sind. Deshalb lautet unser Appell: Verschont das Leben der Zivilbevölkerung!
- Laurent Ligozat, Notfallkoordinator

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Ein Mitarbeiter vor Ort berichtet am 12.03.2022 über die aktuelle humanitäre Lage in Mariupol.

 

Verletzte behandeln: Medizinische Hilfe für Krankenhäuser in Odessa

Wir werden die Krankenhäuser in Odessa dabei unterstützen, Verwundete und Verletzte zu behandeln. Die Kliniken sind gut ausgestattet und modern, doch auf die Behandlung von Kriegsverletzten nicht vorbereitet. Der Krieg wirkt sich auch auf die Lieferung von Medikamenten und warmen Mahlzeiten für die Patient*innen aus. Am 6. März traf eine unserer ersten Lieferungen mit Medikamenten und medizinischem Material in Odessa ein.

 

Medizinische Hilfe für Krankenhäuser in Odessa, Ukraine

Carla Melki war als Notfallkoordinatorin in Odessa unterwegs, um unsere Hilfe in der Hafenstadt an den Bedarf anzupassen.
©MSF

Die Stadt bereitet sich auf einen Angriff und eine Belagerung vor. Mit fast einer Million Einwohner*innen ist Odessa die drittgrößte Stadt der Ukraine. Hier liegt ein strategisch wichtiger Hafen. Niemand macht sich also irgendwelche Illusionen darüber, was demnächst passieren wird. Alle bereiten sich auf das Schlimmste vor.

- Carla Melki, unsere Nothilfekoordinatorin zu Besuch in Odessa

Medizinische Versorgung in der Ostukraine

Unsere früheren Programme in Sjewjerodonezk (HIV-Behandlung), in Schytomyr (Tuberkulose-Behandlung) und in Donezk (medizinische Gesundheitsversorgung für vom Konflikt betroffene Gemeinden) mussten wir vorerst einstellen. Wir haben alles in unserer Macht Stehende getan, um eine gewisse Kontinuität in der Versorgung der Patient*innen zu gewährleisten. Der Bedarf war bereits vor den jüngsten Ereignissen hoch, da die Menschen in der Ostukraine seit acht Jahren in einem Konflikt leben. Wir sind sehr besorgt über die Auswirkungen, die der Krieg in der jetzt erneut besonders betroffenen Ostukraine auf die Patient*innen hat, von denen viele älter sind und an chronischen Krankheiten leiden. 

 

Hilfe für Flüchtlinge an den Grenzen zu Polen und Moldawien

 

Flüchtlinge am Bahnhof im Lwiw auf dem Weg nach Polen

Lwiw am 27. Februar 2022: Hunderte Menschen fliehen vor dem Krieg in der Ukraine. Am Bahnhof in Lwiw warten sie auf einen Zug, der sie nach Polen bringt.
©Emin Ozmen/Magnum Photos

 

Auf beiden Seiten der Grenze haben wir Projekte gestartet. Zu Fuß, in Autos und Bussen überqueren Tausende Menschen die Grenze nach Polen. Einige sind mit Kindern und Babys unterwegs. Die Jüngsten sind nicht einmal 25 Tage alt. Die Menschen leiden unter den eisigen Temperaturen, sie sind müde und erschöpft. 

 

Wir haben einem polnischen Empfangszentrum Hilfsgüter zum Bau von Notunterkünften zur Verfügung gestellt und arbeiten nun daran, die Unterstützung auszubauen. Wir kaufen vor Ort ein, planen die Verteilung von Decken und Hygienesets zu verstärken und spenden Hilfsgüter auch an andere Helfer*innen.

 

Wir planen auch, medizinische Hilfe zu leisten. Wir sehen die große lokale und internationale Solidarität mit den Geflüchteten, deren Bedürfnisse momentan gut gedeckt scheinen.

 

Hilfe an der Grenze zu Moldawien

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An der Grenze zu Moldawien haben wir ein medizinisches Zentrum eingerichtet und Orte zum Ausruhen für die geflüchteten Menschen.

 

Hilfe an der Grenze zu Russland und Belarus

Entlang der ukrainischen Grenze zu Russland und Belarus sowie im Süden Russlands nehmen unsere Teams eine Lagebeurteilung vor. Im Süden Russlands haben sie einige Spenden wie Lebensmittel, Hygienesets und Medikamente für Geflüchtete bereitgestellt.

 

Stand: 14.3.2022

 

Quelle: https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/unsere-arbeit/einsatzlaender/ukraine
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