"Atomenergie ist und bleibt eine Hochrisikotechnologie. Nachhaltig sind da nur die Schäden." Das hat die Umweltbeauftragte der Diözese Graz-Seckau, Hemma Opis-Pieber, in einem Gastbeitrag für die steirische Kirchenzeitung "Sonntagsblatt" (Ausgabe 16. Jänner) betont. Die Theologin nahm darin Bezug auf den aktuell diskutierten Entwurf der Europäischen Union, wonach Atomenergie künftig in den Kriterienkatalog für ökologisches Wirtschaften aufgenommen werden soll. Diese Pläne seien, befand Opis-Pieber, "absurd".
Die EU-Taxonomie solle künftig eine glaubwürdige Orientierung für "grüne Investitionen" bieten. Zur Annahme, dass Atomenergie "grün" sei, könne man aber nur gelangen, wenn der umweltschädliche Uranbergbau mitsamt seinem enormen Energie-, Flächen- und Wasserverbrauch unberücksichtigt bleibe, betonte die Umweltbeauftragte. Die radioaktive und chemische Verseuchung gesamter Landstriche würde zudem in Regionen des Südens "ausgelagert".
Auch die Frage der Langzeitlagerung von radioaktivem Müll sei, siebzig Jahre nach Beginn des Atomzeitalters, weiterhin ungelöst. Atomenergie als nachhaltig zu deklarieren sei auch "ein Affront gegen das unermessliche Leid all jener Menschen weltweit, die radioaktive Verstrahlung unverschuldet erleiden müssen und dadurch ihre Lebensräume verloren haben".
Erneuerbaren Energieformen werde gerne vorgeworfen, Förderungen zu brauchen, um rentabel zu sein. Aber auch Atomreaktoren würden laut der Umweltbeauftragten massiv durch die EU gefördert - mit rund 500 Milliarden Euro bis 2050. Energien aus Sonne und Wind seien in wenigen Jahren billiger und technologisch ausgereifter geworden, unbegrenzt verfügbar und zur Anwendung bereit - "ohne Risiko, ohne Radioaktivität", unterstrich Opis-Pieber.