Sonntag 24. November 2024

Weltflüchtlingstag am 19. Jänner 2016

Autor: DSA Mag. Wilfried Scheidl, Leiter RegionalCaritas Oberösterreich

Sozialpredigt und Anregungen zum Weltflüchtlingstag am 19.1.2016

 

Bereits seit 1914 gibt es den Welttag des Migranten und Flüchtlings (auch: Welttag der Migranten und Flüchtlinge; kurz: Weltflüchtlingstag), ein jährlich am 19. Januar stattfindender, kirchlicher Gedenktag für Flüchtlinge und Migranten. Er wurde erstmals 1914 von Papst Benedikt XV. mit dem Dekret Ethnografica studia unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges ausgerufen. (Quelle: Wikipedia).

Die Predigt bezieht sich auf ein klassisches kirchliches Publikum, das ebenfalls heute oft verunsichert ist durch die Flüchtlingsströme quer durch Europa. Es ist dies aber nur eine Möglichkeit, sich diesem Tag zu nähern. Weitere Ideen und Anregungen finden Sie dazu am Ende.

Geschrieben wurde sie Mitte November 2015 in der Absicht, nicht bloß ein tagesaktuelles Thema aufzugreifen – in Zeiten wie diesen mögen die Schlagzeilen im Jänner schon wieder andere sein; die Inhalte werden auch dann noch gültig sein.

 

Als Evangeliumsstelle wird Mt 14,13-21 zugrunde gelegt: die erste Brotvermehrung.

 

Europa im Winter 2015/16: Angst essen Seele auf!? Oder sind noch Wunder möglich?

 

 

Angst essen Seele auf. Dieses Zitat aus einem Film von Fassbinder aus den 70er Jahren, zugleich auch der gleichnamige Filmtitel, scheint heute aktueller denn je. Immer mehr steigen die Ängste hoch bei vielen, die die Bilder von den Grenzen sehen: tausende von Menschen auf der Flucht, zigtausende, die nach Deutschland reisen, etliche davon, die auch in Österreich Asyl beantragen.

Wie geht das weiter, was kommt da noch auf uns zu, wie sollen wir das schaffen? All das wird derzeit in vielen Köpfen gedacht, und dem „Wir schaffen das“ von Angela Merkel entgegengehalten.

Und im Internet kursieren die schlimmsten Gerüchte, werden lustvoll schaudernd Schreckensszenarien werden die Wände gemalt, tausendfach angeklickt und geteilt, verstärkt von politischen Brandstiftern europaweit.

Ja, Angst macht sich breit, und sie macht wirklich kopflos, engt das Herz ein und führt letztlich zu seelenlosen Antworten. Fast scheint es, glauben wir den Scharfmachern, um das Wesentliche unserer Werte zu verteidigen, müssten wir selber unsere Werte über Bord werfen. Müssten wir wirklich unmenschlich werden, um das sogenannte christliche Abendland zu retten. Müssten wir zumachen, abriegeln, dürften wir uns die unmittelbaren Gesten der Menschlichkeit nicht mehr erlauben. Müssen wir es uns vor lauter Angst verbieten, zukünftig Obdachlose zu beherbergen, Hungrigen Essen zu geben, Verängstigten Schutzraum zu geben? Nur weil diese Arabisch sprechen? Nur weil sie von anderswo kommen? Oder die scheinbar „falsche“ Religion haben?

Verstärkt werden diese Ängste noch durch den Terrorismus, der seine Blutspur quer durch alle möglichen Länder zieht, und vor dem auch wir als Normalsterbliche nicht mehr gefeit sind. Es kann passieren, überall und ohne Vorwarnung. Und provoziert zu gnadenloser Vergeltung, zu hilflosen Versuchen, die Spirale der Gewalt weiter zu drehen.

 

Was hilft da gegen diese blühenden, wuchernden Ängste? Argumente, das Bewahren eines kühlen Kopfes – mag sein. Und schaden kann das allemal nicht. Argumente auf Basis von Fakten, die größeren Zusammenhänge mitdenken, nicht das bloße Nachplappern vom Hörensagen. Sich auseinandersetzen mit den Befürchtungen, im Großen und Kleinen geduldig Lösungen suchen und umsetzen. Aber das allein wird es nicht wenden können.

 

Gerade jetzt deshalb ein Blick auf die Geschichte der ersten Brotvermehrung von Jesus: die tausenden, die unterwegs sind, ihm nachlaufen, und jetzt am Abend dastehen. Was nun? Die Jünger sind vernünftig: Schick sie weg, sagen sie zu Jesus. Es sind zu viele. Sie sollen sich selber versorgen. Das Eigene, die fünf Brote und die beiden Fische, wie soll das reichen bei dieser großen Zahl an hungrigen Mäulern?

Kommen uns diese Sätze bekannt vor? Es reicht nicht mehr, es sind zu viele…was, wenn alle zu uns kommen…?

 

Jesus aber will sie nicht wegschicken. Ihr, sagt er, Ihr, die ihr zu mir gehört, gebt ihr ihnen zu essen!

Das geht aller Logik nach nicht. Der kümmerliche Vorrat von fünf Broten und zwei Fischen aber wird gebracht, und Jesus blickt in den Himmel. Er schaut weg vom Wenigen, das da vor uns liegt und blickt hinauf. Es scheint, nur so kann es gelingen. Nicht aus eigener Kraft kann das geschafft werden, nur aus der Verbindung zum Himmel, zu Gott, zum Göttlichen wird das Wunder möglich. Das Wunder, dass es für alle reicht. Das wenige, das zusammengelegt wird, und geteilt wird jenseits der üblichen Logik. Die Dynamik des offenen Herzens und das Wissen, dass wir es nicht aus unserer Kraft schaffen können, nicht schaffen müssen und schaffen sollen, daraus wird es genug für alle. Daraus wird das Wunder möglich.

Es ist ein solches Wunder, dass wir erleben seit dem Sommer: tausende Menschen teilen das Wenige, und es reicht irgendwie für die vielen tausenden, die kommen. Zahlreiche Menschen, Junge und Alte, Alteingesessene und Neuzugezogene teilen Nahrung, Kleidung, Wohnraum, Aufmerksamkeit, und jeden Tag werden zahllose kleine Wundergeschichten möglich gemacht. Viele machen auf, lassen sich ein, kommen an ihre Grenzen, und erfahren doch: es ist möglich, solche Wunder zu wirken. Die geteilte Mahlzeit, der geteilte Wohnraum, der geöffnete Pfarrhof, die geteilte Zeit – man gibt, und es geht nicht aus. So erleben wir das im Herbst 2015 auch in Linz: bis Mitte November haben wir als Caritas hier bereits in einen Zeitraum von zwei Wochen bereits ca. 1.500 Übernachtungen privat organisiert für obdachlose Asylwerber – in Pfarren, bei Privatpersonen und Vereinen. Jeden Abend, wo das gelingt, ein geteiltes Stück Brot mehr!


Nur solche Erfahrungen helfen gegen die Angst, denke ich. Es hilft das konkrete Tun, das sich Einlassen auf das, was eben jetzt notwendig erscheint. Es hilft nicht das Hocken vor dem Bildschirm und das gelähmte Hinstarren auf die Statistiken. Es hilft nicht, sich abzuarbeiten an den großen Lösungen, und darüber die konkrete Tat zu übersehen. Es hilft nicht, sich zu beteiligen am Schwarzer Peter Spiel: wer ist schuld und sollte was tun? Es hilft das Anpacken: dann wird die Angst reduziert, dann kommt man wieder ins Tun, dann wird möglich, was man vor einem Jahr noch als unmöglich betrachtet hätte. Wer hätte daran geglaubt, was möglich ist auch an Gutem in unserem Land? Angst essen Seele auf, aber Vertrauen und Tun ermöglicht wieder Raum für die Seele.

Das Wunder der Brotvermehrung ist heute für uns keine hübsche Geschichte aus alter Vorzeit: sie ist ein Ernstfall des Glaubens für uns. Trauen wir dieser Geschichte, trauen wir dem „Himmel“, dass er unsere Angst und Lähmung überwinden kann! Wer etwas tut, wird das bestätigen können: ich mache einfach, ich gebe, ich spende, ich engagiere mich. Ich weiß nicht, ob das für alle reicht, ich habe keine Generallösung für das Thema. Aber indem ich ein kleines Stück Brot, ein kleines Stück Fisch gebe, hoffe, ich, dass am Ende was Gutes rauskommt, dass am Ende Tausende satt werden.

 

Das nimmt nichts weg von den Verantwortlichkeiten der zuständigen Stellen, soll auch nicht zudecken, wo Behörden oder Politik versagen. Aber es gilt der Satz: Gebt ihr Ihnen zu essen! Kein Plädoyer für unpolitisches Handeln, und Zudecken von strukturellen Missständen, aber ein Aufruf, über das Grundsätzliche nicht die konkrete Not vor der Haustür zu übersehen.

Wer, wenn nicht wir, die wir versuchen, so wie wir es eben vermögen uns auf der Spur Jesu zu halten, hätten ein Gegengift gegen die grassierenden Ängste. Wir haben einen Himmel über uns, unser Blick muss nicht am Boden der oft trostlosen Realitäten klebenbleiben. Wir müssen nicht gut sein aus eigenen Kräften, sondern können auf eine andere uns zuwachsende Kraft bauen.

In unserer Ohnmacht setzen wir unser Vertrauen auf eine andere Kraft und überwinden so die Angst. Zweifelnd, nicht siegesgewiss, an die Grenzen kommend – und wer könnte das leugnen, der sich damit näher beschäftigt - aber doch: Wunder sind möglich, werden tagtäglich geschenkt. Das geteilte Brot geht nicht aus!

Es reicht für alle.

 

 

Kontexte:

Gebet von Margot Käßmann anlässlich der Terroranschläge von Paris am 13.11.2015

Großer Gott,

fassungslos sehen wir,
wie Terror unendliches Leid über Menschen bringt.
Angst und Unsicherheit greifen um sich.
Wir fragen uns, wie Frieden kommen soll in diese tosende Welt.

Gib den Menschen Trost und Kraft,
die Angehörige verloren haben,
die verletzt sind,
die Entsetzliches erleben mussten,
und auch denen, die ihnen beistehen.

Hilf, dass sie spüren: Wir weinen mit ihnen und beten für sie.
Gib den Verantwortlichen in der Politik Weisheit,
die richtigen Entscheidungen zu treffen für die Menschen und für den Frieden.

Stärke die Sicherheitskräfte,
Polizistinnen und Polizisten,
die sich bemühen, weiteren Terror zu verhindern.

Lass uns vereint sein als Menschen in Europa,
die die Freiheit unserer Gesellschaft lieben.
Hilf, dass wir nicht verführt werden zu Feindbildern,
Hass und Ausgrenzung,
sondern Einigkeit bewahren
und gemeinsam für die Würde jedes Menschen einstehen.

Lass nicht zu, Gott,
dass Dein Name missbraucht wird für Terror und Mord.
Hilf, dass Religionen sich dazu nicht verführen lassen,
sondern die Liebe zu allen Deinen Geschöpfen sichtbar machen.

Gib uns den Mut, dass Juden, Christen und Muslime
im Miteinander und entschlossen für den Frieden eintreten.
In der Stille bringen wir vor Dich, Gott,
was uns im Herzen bewegt.

Nimm Du unser Gebet auf
und lass die Welt Deinen Segen erfahren.
Dir vertrauen wir uns an
angesichts von Tränen, Verzweiflung und Leid
in diesen Stunden der Unruhe und der Angst.

Amen.

Mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens

Herr, macht mich zu einem Werkzeug deines Friedens.
Wo Hass herrscht, lass mich Liebe entfachen.
Wo Beleidigung herrscht, lass mich Vergebung entfachen.
Wo Zerstrittenheit herrscht, lass mich Einigkeit entfachen.
Wo Irrtum herrscht, lass mich Wahrheit entfachen.
Wo Zweifel herrscht, lass mich Glauben entfachen.
Wo Verzweiflung herrscht, lass mich Hoffnung entfachen.
Wo Finsternis herrscht, lass mich Dein Licht entfachen.
Wo Kummer herrscht, lass mich Freude entfachen.

O Herr, lass mich trachten:
nicht nur, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste,
nicht nur, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe,
nicht nur, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe,
denn wer gibt, der empfängt,
wer sich selbst vergisst, der findet,
wer verzeiht, dem wird verziehen,
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.

 

Das Gebet, oft Franz von Assisi zugeschrieben, stammt aus Frankreich, 1912 erstmals erschienen; es stellt einen Gegenpol dar zur damals aufkommenden Kriegsbegeisterung, wie sie dann beim Ausbruch des ersten Weltkriegs offen zutage getreten ist.

(Quelle: http://amen-online.de/ Übersetzung: Olaf Schmid-Wischhöfer)

 

Durst nach gerechtem Frieden

 

Gott, Heilige Weisheit,
wir bitten Dich für die Opfer von Bequemlichkeit, Hass und Egoismus überall in der Welt.

In vielen Ländern dieser Erde leiden Menschen unter Terror und Krieg. Sie leben in der Angst, die nächste Woche nicht mehr lebend zu erreichen, sie trauern um Angehörige, die bei Selbstmordattentaten oder im Krieg starben. Frauen werden vergewaltigt, Säuglinge sterben, Männer werden zum Militärdienst gezwungen, Kinder haben keine andere Perspektive, als sich als Kindersoldaten dem Bürgerkrieg anzuschließen. All dies ist keine Naturkatastrophe, sondern von Menschen gesteuert, die das Leiden ausnutzen und durch Halbwahrheiten Angst zu Hass verdrehen.

Gott, Heilige Weisheit,
öffne die Münder zum Widerspruch gegen vorschnelle Schuldzuweisungen und tödlichen Hass. Lass Deinen Geist der Gerechtigkeit durch die Herzen wehen, damit der Durst nach gerechtem Frieden nie aufhöre.

Tag für Tag kämpfen viele Menschen gegen Hunger und Verelendung. Unzählige Menschen leiden unter dem globalisierten Wirtschaftssystem, das arme Länder mehr und mehr ins Elend treibt. Oft sehen wir nur die Probleme unserer Wirtschaft und übersehen dabei, wie viel größer das Elend bei unseren Handelspartnern ist.

Gott, Heilige Weisheit,
öffne Augen und Ohren für die Leiden unserer Mitmenschen. Erfülle unsere Herzen mit mitfühlender Weisheit, schenke uns Aufrichtigkeit und Selbstkritik.

Gott, das Böse dieser Welt wird allzu oft auch noch in deinem Namen verübt. Unter Berufung auf dich wurden und werden überall fast auf der Welt Frauen diskriminiert, Minderheiten unterdrückt, Andersgläubige verfolgt, Terroranschläge verübt, Ungerechtigkeiten gerechtfertigt und Opfer zu vorschnellem Verzeihen genötigt.

Umgekehrt begeben sich immer wieder viele Menschen in größte Gefahr, wenn sie sich zu Recht auf Deinen Namen berufen und gegen solches Unrecht protestieren.

Gott, Heilige Weisheit,
stärke diejenigen, die in Deinem Namen gegen Ungerechtigkeiten ankämpfen, und schenke ihnen Freunde und Mitstreiterinnen. Erfülle unsere Herzen mit mutiger Weisheit, schenke uns Tapferkeit und Ausdauer.

Überall auf der Welt leiden Menschen an unheilbaren Krankheiten. Ihre Verwandten und Freunde müssen hilflos zuschauen, und würden doch gern helfen. Auch gibt es viele Menschen, denen psychische Konflikte den Weg in die Zukunft versperren. Hier fühlen wir uns hilflos und ratlos.

Gott, Heilige Weisheit,
heile, was zerbrochen ist, und steh denen bei, für die es keinen Trost gibt. Lass Deinen Geist des Trostes durch unsere Herzen wehen, damit bereits jetzt die Heilung beginnt, die Du dereinst vollenden wirst.

(Quelle: Olaf Jan Schmidt-Wischhöfer, nach einer Vorlage von Christina Biere, 2000; http://amen-online.de/)

 


Ziehende Landschaft

Man muss weggehen können
Und doch sein wie ein Baum
Als bliebe die Wurzel im Boden
Als zöge die Landschaft und wir stünden fest
Man muss den Atem anhalten
Bis der Wind nachlässt
Und die fremde Luft
Um uns zu kreisen beginnt.
Bis das Spiel von Licht und Schatten
Von Grün und Blau
Die alten Muster zeigt
Und wir zu Hause sind
Wo es auch sei
Und niedersitzen können und uns anlehnen
Als sei es an das Grab unsrer Mutter

Quelle: Hilde Domin, Gesammelte Gedichte, Frankfurt am Main 1987.

 

Mythen und Fakten zum Thema Asyl

 

  1. AsylwerberInnen bekommen jede Menge Taschengeld!
    Werden die Flüchtlinge in einem Quartier untergebracht, in welchem ihnen neben der Unterkunft auch die Verpflegung zur Verfügung gestellt wird, erhalten sie ein monatliches Taschengeld in Höhe von 40 € pro Person. In einem Selbstversorger-Quartier entfällt das Taschengeld, allerdings bekommen sie Lebensmittelgeld, Erwachsene täglich 5,50 €, Minderjährige 121 € monatlich. Einmal jährlich erhalten sie dazu Bekleidungsgutscheine im Wert von 150 € sowie pro Schulkind 200 Euro Schulgeld im Jahr.

 

  1. Sie haben aber offenbar Geld, um sich Markenkleidung zu kaufen…
    Markenkleidung stammt fast immer aus Kleiderspenden – dankenswerter Weise erhalten wir sehr gut erhaltene Kleidungsstücke von SpenderInnen. Gerade junge AsylwerberInnen erhoffen sich durch das Tragen von Markenkleidung, von gleichaltrigen Einheimischen mehr akzeptiert zu werden.

 

  1. Man hört immer wieder, dass die Caritas für AsylwerberInnen teure Handys bezahlt!
    Als Caritas bezahlen wir keinesfalls Handys für Asylwerber und geben dafür auch keine Gutscheine aus. Sie erhalten von uns nur die Leistungen aus der Grundversorgung (finanziert durch die öffentliche Hand) ausbezahlt – siehe oben. Auch Gesprächsgebühren werden nicht von der Caritas bezahlt.

Grundsätzlich haben Handys für Flüchtlinge aber eine höhere Priorität als andere Dinge, weil es für sie meist die einzige Möglichkeit ist, den Kontakt zu Familie und Freunden aufrecht zu erhalten. Der Vorteil eines Smartphones ist, dass sie über Skype oder Viber gratis mit ihren Familien telefonieren können. Daher wird das Geld für ein Handy auch manchmal zusammengespart, manche Asylwerber konnten sich auch Erspartes auf die Reise mitnehmen. Viele hatten auch schon zu Hause ein Smartphone, das sie natürlich mitgenommen haben. Und ein gebrauchtes Smartphone erhält man schon ab 30 Euro.

 

  1. 80 Prozent der AsylwerberInnen sind Wirtschaftsflüchtlinge
    Die meisten Menschen, die in Österreich derzeit einen Asylantrag stellen, kommen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. Die „Annerkennungsquote“ ist bei diesen Ländern sehr hoch – das bedeutet, dass die Menschen bei uns Asyl erhalten, weil sie aus Ihrer Heimat vor Krieg und/oder Terror flüchten. Im vergangenen Jahr wurden in Österreich 39% der Asylanträge positiv entschieden.

 

  1. AsylwerberInnen wollen sich nicht integrieren und auch nicht Deutsch lernen!
    Auf Seite der AsylwerberInnen ist die Motivation meist sehr hoch, die sprachliche Hürde zu überwinden, um sich schneller integrieren zu können. Von der Caritas und anderen Organisationen werden kostenlose Deutschkurse – oft auch unter Mithilfe von Ehrenamtlichen – angeboten, allerdings sind diese in der Regel stark überlaufen. Kostenpflichtige Angebote können AsylwerberInnen nicht in Anspruch nehmen. Generell ist Integration natürlich ein Prozess, der nicht nur von einer Seite ausgehen kann, sondern auch die Bereitschaft des „Gegenübers“ und gegenseitiges Aufeinander-Zugehen erfordert. In den Flüchtlingshäusern der Caritas gibt es viele Beispiele, wie ein gutes Miteinander gelingen kann.

 

  1. AsylwerberInnen sind alle kriminell!
    Die Zahlen rund um die Kriminalität in Österreich werden in zwei verschiedenen Statistiken erfasst: in der polizeilichen und der gerichtlichen Kriminalstatistik. Wie viele Flüchtlinge und Asylsuchende in Österreich verurteilt wurden und damit kriminell sind, geht aber aus keiner der beiden Statistiken hervor. Fakt ist: Flüchtlinge, die in Österreich ankommen, haben oft einen langen Fluchtweg und traumatische Erlebnisse hinter sich. Sie sind auf der Suche nach Schutz und Sicherheit für sich und ihre Familien. Sie sind nicht bereit, dies durch Straftaten zu gefährden. Und natürlich gelten für Asylsuchende und Flüchtlinge dieselben Gesetze wie für alle anderen auch. Wenn jemand – ganz gleich ob Asylsuchender, Tourist oder österreichischer Staatsbürger – eine kriminelle Tat begeht, wird er nach den österreichischen Gesetzen bestraft. 

Quelle: Caritas Oberösterreich

 

Weitere Anregungen:

 

Dieser Tag bietet einen guten Anlass, den Gottesdienst bewusst zu gestalten mit Blick auf die Menschen vor Ort, die eine Migrationsgeschichte haben. In immer mehr Pfarrgemeinden gibt es Flüchtlingsunterkünfte, leben Menschen mit vielerlei Migrationserfahrungen mit- und auch nebeneinander, ist das Leben bunter geworden über die Jahre.

Wenn es bereits Kontakte gibt auf lokaler Ebene, empfiehlt es sich, solche Menschen einzuladen in den Gottesdienst, evtl. auch zu einem interreligiösem Gebet, sofern vorstellbar.

Auch ist es eine Möglichkeit, Menschen ihre Geschichte erzählen zu lassen, wie ist es ihn ergangen beim Ankommen in einem neuen, für sie fremden Land. Was bewegt sie heute, was macht es ihnen leicht und schwer, hier unter uns zu leben? Das wird nur möglich sein bei entsprechender Vertrautheit und guter vorhergehender Abklärung, um nicht Leute auch auszusetzen oder bloßzustellen. Andererseits zeigt sich: es sind Menschen, die uns berühren, es sind die Begegnungen, die helfen, Klischeebilder und Vorurteile zu überwinden. Es werden nicht die klugen Argumente sein, die Frieden stiften können gegen die Angst, sondern die Begegnungen von Mensch zu Mensch.

Der Phantasie, hier Begegnung zu ermöglichen, sind keine Grenzen gesetzt. Auch die Möglichkeit nach dem Gottesdienst zusammen zu kommen, z.B. bei einer Agape, einem Pfarrcafe, einem gemeinsam zu bereiteten Essen mit Speisen aus verschiedenen Ländern könnte zu diesem Anlass bewusst genutzt werden.

 

Eine andere Möglichkeit ist es, Menschen erzählen zu lassen, die sich engagieren in diesem Bereich – was nehmen sie wahr, wie geht es ihnen in ihren Aktivitäten, was haben sie dazu gelernt? Wie nehmen sie die Nöte derer wahr, die derzeit zu uns kommen. Hier ist sozusagen ein Filter dazwischen geschaltet, wenn es nicht sinnvoll erscheint, direkt Betroffene selber zu Wort kommen zu lassen. In immer mehr Gemeinden engagieren sich Frauen und Männer, und können auch dazu beitragen, die Angst vor Begegnung und dem Hinschauen zu verringern.

Wenn das nicht möglich ist, kann auch überlegt werden, Leute zur Ansprache in die Gottesdienste einzuladen, die in diesen Bereichen beruflich tätig sind.

 

Oft sind Organisationen im Bereich von Flüchtlingshilfe und Integrationsprojekten wie die Caritas, Volkshilfe etc. auch bereit, hier Kontakte herzustellen, sofern sie nicht schon bestehen. Auch die lokalen Moscheegemeinden oder Communities rund um Gebetshäuser können ein Anknüpfungspunkt sein, hier gemeinsam ins Gespräch zu kommen.

Gerne unterstützt auch die jeweilige RegionalCaritas vor Ort, um zu schauen, was an konkreten Schritten möglich sein könnte.

Es gilt prinzipiell: nichts übers Knie brechen! Die lokalen Möglichkeiten und Ideen aufzugreifen, und sich behutsam auf den Weg zu machen, bzw. ihn gemeinsam weiter zu gehen. Die Konkretisierung wird und muss vor Ort erfolgen, die ExpertInnen dafür sind letztlich all die Menschen, die vor Ort leben; Profis von außen können evtl. Tipps geben oder Erfahrungen weitergeben, aber die Umsetzung muss aus dem Wollen der Menschen im entsprechenden Sozialraum erfolgen.

 

 

Hilfreiche Links:

http://www.dioezese-linz.at/portal/zu/fluchtasyl

http://www.caritas-linz.at/hilfe-angebote/asylwerberinnen/informationen-zum-thema-fluchtasyl/

http://www.caritas-linz.at/hilfe-angebote/regionalcaritas/

 

Download als pdf:

 

 

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