Einführung:
Sieht man es an unserem alltäglichen Leben, dass wir von der Botschaft Jesu erfasst und geprägt sind?
Vom Hl Franziskus ist der Satz überliefert: Verkündet das Evangelium – wenn es nicht anders geht - auch durch Worte. Damit ist auf den Punkt gebracht, worauf es ankommt.
Damit wir unseren Glauben HEUTE, das heißt jeden Tag aufs Neue, in die Tat umsetzen können, brauchen wir immer wieder Stärkung und jemanden, der:die uns Mut macht. Lassen wir uns durch diese Feier stärken und ermutigen!
Weil man in unseren Taten unseren Glauben oft zu wenig erkennen kann, bitten wir Gott im Kyrie um Vergebung:
Lesung aus dem „Buch der modernen Gesellschaft“: (oder als Predigteinstieg/Verfasser: Herbert Altmann)
So kam er auch in seinen Heimatort und ging am Festtag in den Versammlungsraum. Dort reichte man ihm ein Buch zum Vorlesen. Er schlug das Buch auf und fand die Stelle, wo es heißt:
Der Geist des Kapitals ruht auf mir, denn die Finanzwelt hat mich gesalbt.
Sie hat mich gesandt, damit ich den Armen verkünde: Ihr seid selbst schuld und ohne Fleiß kein Preis! Ihr wisst ja, Geiz ist geil und wir haben nichts zu verschenken.
Sie hat mich gesandt, damit ich den Gefangenen sage: Keine Gnade vor dem Recht! Keine Milderung der Strafe. Ihr seid ohnehin zu keiner Änderung fähig.
Den Blinden und Behinderten soll ich ausrichten: Tut mir leid für euch, aber so ist das Leben nun mal. Pech gehabt!
Sie haben mich gesandt, damit ich die Schwachen und Verzagten wegrationalisiere und ein Jubeljahr für die Starken und Mächtigen ausrufe.
Dann schloss er das Buch, gab es dem Diener zurück und setzte sich.
Die Augen aller waren auf ihn gerichtet. Da begann er ihnen darzulegen: Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.
Predigt:
Voraussichtlich wird in diesen Tagen (Wochen) die Regierungserklärung der neuen Regierung in Österreich stattfinden. Auch die Angelobung des US-amerikanischen Präsidenten hat erst vor wenigen Tagen (am 20.1.) stattgefunden,
Immer wenn etwas Neues beginnen soll, ist es üblich und durchaus sinnvoll einen Überblick über die wichtigsten Themen, Inhalte und Ziele zu geben. Was soll umgesetzt werden? Wofür oder Wogegen treten wir ein? Bis wann soll was verwirklicht sein? …
Auch Jesus scheint dies schon gewusst zu haben. Zumindest lässt der Evangelist Lukas Jesus am Beginn seiner Tätigkeit eine solch programmatische Rede in der Heimatsynagoge von Nazareth halten.
Seine Rede ist überraschend kurz. Ihre Inhalte sind nicht mal neu, er findet sie ja schon beim Propheten Jesaja vor.
Neu und für seine Zuhörer wohl überraschend, ist nur sein Kommentar dazu:
HEUTE hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt ERFÜLLT.
Damit erhebt er einen unerhörten Anspruch für seine Person:
Ich beginne sofort und unverzüglich mit der Umsetzung und Verwirklichung der prophetischen Verheißungen! Es gilt keine Zeit zu verlieren – ab sofort geht es los!
Und Ja, ihr könnt den Erfolg sofort sehen und überprüfen!
Wenn wir noch mal einen Blick auf das, was sich da in Jesus erfüllt hat, werfen, ist es notwendig, sich auch bewusst zu machen, dass es dazu auch ein Gegenprogramm gibt. Ich habe versucht es in der Lesung zusammenzufassen.
Jesu Frohbotschaft steht eine gesellschaftliche Drohbotschaft gegenüber. Die Regierungserklärungen in Österreich und den USA verheißen für die Armen und Notleidenden wenig Gutes: (Bitte je nach Regierungserklärung einfügen, das könnte möglicherweise sein: Sparpakete, Einstellung von Unterstützungen und Förderungen werden sich negativ auf ihre Lebenssituation auswirken. Und auch noch konkretere schon bekannte Maßnahmen können hier angeführt werden) (Anmerkung Red.)
Nur so wird die Sprengkraft, die sich in Jesu Botschaft findet, deutlich sichtbar. Als Christ:innen leben wir in der Spannung zwischen einer „Option für die Reichen“, wie sie von vielen Politiker:innen vertreten wird, und der „Option für die Armen“, wie sie von Jesus programmatisch verkündet wird.
Es geht ihm um einen grundlegenden Wandel der gesellschaftlichen Verhältnisse. Im heutigen Evangelium ist die Kernbotschaft der ganzen Bibel auf den Punkt gebracht.
Wo Gottes Wort wirksam wird, verändern sich die Verhältnisse von Grund auf. Es entstehen neue Lebensräume und neue Lebensmöglichkeiten eröffnen sich für die angesprochenen Menschen.
Dies wird in den folgenden Erzählungen des Evangeliums immer wieder spürbar, wenn sie davon berichten, wie Jesus den Menschen, heilend, aufrichtend, vergebend, ... begegnet. In diesen Begegnungen löst er seine programmatische Rede durch sein Handeln ein. Hier ist einer, der seine Versprechen auch einlöst! In Jesus wird spürbar, wie es ist, wenn der Himmel auf Erden Wirklichkeit wird.
Wie auch immer die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingen aussehen, eines muss klar sein: Uns als Christ:innen, uns als Kirche, die in der Spur Jesu leben wollen, muss dieses „HEUTE hat sich ERFÜLLT“ der Maßstab des Handelns sein.
Auch für unsere Zeit und Situation gilt das Kriterium der nachprüfbaren Lebensverbesserung für die Armen und Notleidenden.
Nur wenn durch unser Handeln etwas von dieser Botschaft Jesu spürbar und erfahrbar wird, wird unsere Verkündigung glaubwürdig bleiben.
Ich bin überzeugt davon, dass dies der einzige Weg ist, um die gegenwärtige Glaubwürdigkeitskrise der Kirche zu überwinden.
Wie könnte das konkret ausschauen? Ein paar Anregungen dazu: (gerne ergänzen)
1.
Den Armen eine gute Nachricht bringen:
Caritas-Mitarbeiter:innen verteilen Lebensmittelgutscheine an bedürftige Menschen. Hilfstransporte in die Krisengebiete mit Lebensmitteln, Kleidern, Spielsachen, Haushaltsgegenständen, ... werden organisiert.
Sie können aber auch beim Einkauf von Kaffee, Schokolade, Bananen, ... auf das Fair Trade Siegel achten, die den Produzent:innen gerechte Preise garantieren. Nicht zuletzt wird im Teilen von Geld durch verschiedene Spenden ein Zeichen dieser guten Nachricht gesetzt.
2.
Den Gefangenen Entlassung verkünden:
Strafentlassene haben es oft schwer, Arbeit und Wohnung zu finden, weil ihnen viele Vorurteilen entgegengebracht werden. Vorurteile zu hinterfragen, sich auf diesen konkreten Menschen mit seiner Lebensgeschichte einzulassen, ist sicher ein herausfordernder Prozess.
Sich für, wegen ihres Gewissens politisch verfolgte/eingesperrte, Menschen und verfolgte Glaubensgeschwister einzusetzen, sollte für jede:n Christen:Christin ebenso selbstverständlich sein, wie das Engagement gegen Folter und Todesstrafe.
3.
Den Blinden das Augenlicht verkünden:
Die Christoffel Blindenmission unterstützen, die in armen Gegenden kostenlose Augenoperationen anbietet.
Es gibt auch eine geistig-psychische Blindheit. Menschen, die keinen Ausweg sehen, die keinen Hoffnungsschimmer erkennen können, die frustriert resignieren wollen, Menschen eine neue Sichtweise auf ihre Probleme zu eröffnen, ist oft hilfreicher als so mancher Aktionismus. Das sehen zu lernen, was wirklich zählt und wichtig ist im Leben, kann neue Perspektiven eröffnen.
4.
Die Zerschlagenen in Freiheit setzten:
Menschen, in ihrem Trauerprozess geduldig begleiten, ihre Tränen zulassen.
Menschen, die an ihrem Selbstwert zweifeln, immer wieder ehrlich loben und bestärken.
Einsamen, alten, kranken Menschen einfach ein wenig von seiner eigenen Lebenszeit schenken, ...
5.
Ein Gnadenjahr des Herrn ausrufen:
Hier bin ich mit meiner Weisheit auch am Ende.
Mir ist nur ein Satz in den Sinn gekommen, der dieses „Heute hat sich erfüllt“ wohl ganz treffend umschreibt.
Er lautet schlicht und ergreifend: „ES GIBT NICHTS GUTES – AUSSER MAN TUT ES!“
Amen.
Download: Sozialpredigt