Donnerstag 28. November 2024

Erwarten Sie Dank? Erwarten Sie Dank!

Sozialpredigt 28. Sonntag im Jahreskreis, 13. Oktober 2013

Evangelium: Lk 17,11-19

 

Autorin: Mag.a Lucia Göbesberger, Sozialreferat der Diözese Linz


Hast du auch „Danke“ gesagt? – Ein Satz, der mir schon des Öfteren über die Lippen gekommen ist und an den ich mich auch aus meinen Kindertagen erinnern kann. Wie oft hören Kinder wohl diese Frage? Wie oft haben Sie als Erwachsene sie vielleicht selbst schon verwendet oder gehört?

Diese Erziehungs-Frage klingt auch bei der gerade gehörten Heilungsgeschichte an. Noch dazu, wo in den Versen vorher über das Thema Dankbarkeit nachgedacht wird. Der vorhergehende Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage: Wann darf ich Dank erwarten? Die Antwort: Wer das getan hat, was geboten, was gefordert ist, soll sich nicht selbst rühmen. Es ist Pflicht das zu tun. Das heißt, Notwendiges darf erwartet werden. Es steht den Bedürftigen zu, sie brauchen und müssen es nicht erbetteln. Sie brauchen nicht auf Gunstbezeugungen der Gönner und Gönnerinnen zu warten. Die Anfrage, die sich daraus für unsere Gesellschaft bzw. unser Sozialsystem ergibt, könnte lauten: Ist ein gutes Leben unabhängig vom Ansehen der Person, von Staatsbürgerschaft, und anderen vorgeschriebenen Bedingungen möglich? Wird die Würde des Menschen geachtet?

Aber zurück zum Evangelium: Jesus ist bereits aufgebrochen aus seiner Heimat und befindet sich auf dem Weg Richtung Jerusalem. Er trifft zehn Menschen, die als Aussätzige gelten. Sie kommen ihm am Dorfeingang entgegen. Durch ihre Erkrankung sind sie von der „normalen“ Gemeinschaft, der Mehrheitsgesellschaft und ihren Vorteilen ausgeschlossen. Sie sind Ausgestoßene, sie sind sogar selbst Schuld an ihrem Unglück, da sie oder ihre nächsten Verwandten gesündigt haben. Diese erkrankten und ausgeschlossenen Menschen bitten ihn um sein Erbarmen, seine Barmherzigkeit. Er reagiert auf ihren Wunsch und ihr Vertrauen, lässt sich aber nicht tiefer auf sie ein, tritt nicht in intensiveren Kontakt mit ihnen. Er berührt sie auch nicht wie es in anderen Heilungsgeschichten berichtet wird. Eine äußerst kurze Begegnung und eine sehr schlichte Anweisung: „Geht, zeigt euch den Priestern!“ Für die Bittenden genügt das, sie vertrauen seinen Worten und befolgen, was Jesus ihnen sagt: Sie machen sich auf den Weg, ohne dass es erste Anzeichen einer Veränderung gibt. Mich beeindruckt dieses Vertrauen, ich hätte vermutlich erst gewartet, bis die beginnende Heilung sichtbar wird. Ob ich losgezogen wäre ohne erste Erfolgsaussichten, ich weiß es nicht. Gut, dass sie zuversichtlich waren und zu jenen gingen, die ihre Gesundheit bestätigen und ihnen das Mitleben, die (Re)Integration in die Dorfgemeinschaft erlauben konnten.

Ihr Vertrauen auf Jesu Worte wird belohnt, ihre Hoffnungen werden erfüllt. Sie gehören wieder dazu und können endlich wieder zurück zu ihren Lieben, zu den Familien und zum viel besseren Alltag im Dorf. Sie sind von ihrer Schuld befreit. Sie können wieder die bessere soziale und materielle Versorgung nutzen und genießen, zusätzlich zur neu erlangten Freiheit von ausschließenden Krankheits-Merkmalen. Der verloren geglaubte Alltag hat sie wieder: Vielleicht langweilig und nicht immer wertgeschätzt, aber doch beruhigend, gemütlicher, angenehmer.

Nun das sind nur Vermutungen, denn was neun der Geheilten, Reintegrierten wirklich getan und gedacht haben, wird nicht erzählt. Nur was sie nicht getan haben, was aber Jesu gehofft hätte, wird berichtet.

Im Evangelium ist zu lesen: „Es sind doch alle zehn rein geworden. Wo sind die übrigen neun.“ Genau diese Stelle löste bei mir den Gedanken „Zumindest Danke hätten sie sagen können“ aus. Denn nur einer hat den Hoffnungen und Erwartungen Jesu entsprochen und ist umgekehrt und dieser Eine ist außerdem noch Samariter. Nur er kehrte um und lobte Gott.

Sich für Geschenke zu bedanken gehört sich, ist bewährte und erwartete Gewohnheit. Ich kann also mit Dank rechnen, darf ihn erwarten. Auch wenn man sich manchmal mehr für den dahinter stehenden guten Willen, denn für das Geschenk selbst bedankt. Sich zu bedanken, lenkt den Blick auf die Vorteile, die wir durch die vielen größeren und kleineren Geschenke und Freuden haben. Meines Erachtens ein sehr wichtiger Beitrag zur eigenen Lebens-Zufriedenheit. Trotzdem ist klar, geschenkt wird nicht wegen des erwarteten Dankes, der ist an sich nicht geschuldet. Der oder die Beschenkte wird nicht schuldig, wird nicht zur SchuldnerIn. So weit so gut. Und der oder die Beschenkte darf mit dem Geschenk tun, was sie oder er möchte? Schon? Wie lange heben Sie Bücher auf, die Sie eigentlich nicht interessieren oder Ziergegenstände, die ihnen eigentlich nicht gefallen? Wie lange muss ich das aufheben, es achten? Richtig spannend wird es, wenn unser Geschenk nicht so verwendet wird, wie wir es uns vorstellen. Wenn das geschenkte Geld für Dinge verwendet wird, die ich aber schon gar nicht für wichtig, richtig und gut halte. Dürfen sie tun, was sie wollen? Dürfen sich Kinder mit dem geschenkten Geld „Klumpert“ kaufen oder Suchtkranke Alkohol? Lieber dann doch nichts spenden oder muss ich das hinnehmen? Es ist also nicht nur die Frage, ob Sie Dank erwarten, sondern auch noch welche Umgang mit dem Geschenk Sie erwarten.

Zurück zum Bibeltext: Was erwartet Jesus? Dass alle zehn kommen und Danke sagen? Jesus hofft nicht nur auf Dankesbekundungen allein, sondern hofft, dass sie verstehen und umkehren und mit ihm, mit Gott am Aufbau des Reiches Gottes mitwirken. An den Anfängen des Reiches Gottes, die es zu gestalten gilt, hier und jetzt. Auch wenn er die Umkehr nicht bewirken kann, handelt er weiter gemäß der Barmherzigkeit und der Bewahrung des Lebens. Jesus lässt sich nicht seiner Zuversicht berauben, verdammt aber auch nicht jene, die andere Wege beschreiten. Heilung ist nicht nur eine einfache Gabe, sie ist mehr und kann den Boden für die Hinwendung zu Gott bereiten.

Die Frage an uns ist letztlich, was wir aus dem Geschenk unseres Lebens, der Mitgeschöpfe und der Schöpfung machen, in Rahmen der uns geschenkten Freiheit.

 

Gesellschaft & Soziales
4020 Linz
Kapuzinerstraße 84
Telefon: 0732/7610-3251
Telefax: 0732/7610-3779
Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

Fachbereich Kommunikation
Herrenstraße 19
Postfach 251
4021 Linz
https://www.dioezese-linz.at/
Darstellung: