Termine statt.
Termine statt.
„Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Dieser Satz, den der Verfasser des Briefs, der dem Apostel Paulus zugeschrieben wird, in der heutigen Lesung an die Gemeinde in Thesdem Thessalónich schreibt, provoziert und polarisiert. Es gibt vermutlich die einen, die lautstark ihre salónich Zustimmung kundtun. Aber auch die anderen, die schockiert den Kopf schütteln, weil das so gar nicht in ihre christliche Weltanschauung passt. Wenn man den Satz so herausnimmt und für sich betrachtet, kann man durchaus die Frage stellen: Was hat sich Paulus, bezieund beziehungsweise der Verfasser, da gedacht? Welches Menschenbild steckt da dahinter? Muss hungsweise man sich das Leben erst verdienen? Auch, wenn man die komplette Lesung betrachtet, bietet sie der Gruppe, derer die Zustimmen noch ausreichend Argumentationsstoff. Paulus schreibt von einem „unordentlichen Leben“, von Menschen, die „alles Mögliche treiben“. Das klingt doch nach einer sehr kritischen und vorwurfsvollen Botschaft und nicht nach einer, die eint.
Liebe Gottesdienstgemeinde,
ich möchte Sie nun einladen, dass wir gemeinsam den historischen Kontext betrachten, in dem unser Text eingebettet ist. Möglicherweise zeigt sich dadurch, welche Botschaft Paulus vermitteln wollte. Dadurch müssen wir zuerst zurückblicken auf den ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher. Dieser Brief, der vermutlich tatsächlich aus der Feder des Apostels stammt, möchte die Gemeinde auf die bevorstehende Endzeit vorbereiten. Schon in 1 Thess 2,9 schreibt er, wie die Apostel Tag und Nacht gearbeitet haben, um den Menschen nicht zur Last zu fallen und das Evangelium zu verkünden. Das wiederholt er auch im heutigen Lesungstext. Zur Zeit des zweiten Briefs, soll es Apostel gegeben haben, die sich durch ihren Status Vorteile erhofften. Die Endzeit schien so nahe und so konnte man sich ruhig etwas zurücklehnen. Das könnte mit einem „unordentlichen Leben“ geman gemeint sein und darauf bezieht sich die Aussage „Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen.“ Die Apostel dürfen sich nicht auf ihrem Status ausruhen und sollen neben dem Verkünden des Evangeliums, nicht den Menschen zur Last fallen, sonneben sondern „in Ruhe ihrer Arbeit“ nachzugehen und „ihr eigenes Brot zu essen“.
Diese Botschaft an die Verkünder*innen des Evangeliums von damals lässt sich also nicht einfach so auf unsere heutige Zeit übertragen und vor allem lässt sie sich nicht als Botschaft an Menschen, die sich auf Arbeitssuche befinden, verwenden.
Was also sollen wir heute, an diesem Tag, mit dem Lesungstext anfangen?
Eine Möglichkeit wäre, einen Diskurs über Arbeit zu beginnen. Welche HerausforEine Herausforderungen und Fragen stellen sich heutzutage mit Blick auf die Arbeit, beziehungsderungen beziehungsweise die Arbeitswelt und damit verbunden auf die Gesellschaft?
weise Nehmen wir Bezug auf diesen letzten Satz der Lesung. Was kann es denn bedeuNehmen bedeuten in Ruhe der eigenen Arbeit nachzukommen? Die Antwort darauf beginnt ten immer mit einer weiteren Frage: Was ist denn die mir eigene Arbeit? Dabei gilt es, den Begriff der Arbeit zu öffnen und über reine Erwerbsarbeit hinauszudenken. Ja, Arbeit ist mehr als der Beruf, mit dem ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Arbeit ist, philosophisch gedacht, eine schöpferische Tätigkeit – etwas Gestaltendes, das Bedeutendes hervorbringt. Arbeit ist auch lebenserhaltend und lebensverbesBedeutendes lebensverbessernd. Und in der Arbeit kann sich der Mensch verwirklichen, ohne darin aufzusernd. aufzugehen. Gleichzeitig ist der Arbeitsbegriff auch mit Mühsal und Pflicht beladenen gehen. – was anstregend (aber nicht nur) an die Erwerbsarbeit gekoppelt ist. Beides sind Dimensionen der Arbeit. Und beides muss man ernstnehmen. Eine mir eigene ArDimensionen Arbeit ist möglicherweise eine solche, bei der der schöpferische Aspekt überwiegt. beit Ich kann mich darin verwirklichen und betrachte sie als sinnstiftend. Das ist immer ein persönliches Befinden. Das bedeutet jedoch nicht, dass diese persönlich beein bedeutenden Tätigkeiten keinen Mehrwert für die Gesellschaft haben. Im Gegenteil: deutenden Ganz oft wird durch diese, nicht selten unbezahlte, Arbeit ein riesiger gesellschaftGanz gesellschaftlicher Beitrag geleistet und es wäre an der Zeit, manche dieser auch besser oder licher überhaupt zu vergüten. Als Beispiele kann man hier Betreuungsaufgaben als Elternteil oder die Pflege von Angehörigen sehen. Aber auch andere Tätigkeiten, die unter den Begriff des Ehrenamts fallen, wie zum Beispiel Feuerwehr, Arbeit in der Pfarre, Vereinsarbeit, etc., sind hier zu nennen. Wenn man eine solche Tätigkeit, eine solche Arbeit für sich gefunden hat, ist es wichtig dieser auch nachzugehen. Dabei kann auch die Gesellschaft oder das direkte Umfeld Einfluss nehmen, indem es als Unterstützung dient. Das kann idealerweise schon im Jugendalter bei der Berufssuche sein. Es muss im Laufe des Lebens aber immer wieder neu betrachtet werden.
Jetzt könnte der Vorwurf kommen, es sei naiv zu sagen, dass jede*r einer erfüllenJetzt erfüllenden Arbeit nachgehen soll. Wer würde dann Arbeiten erledigen, die niemand als den erfüllend sieht? In Zeiten, in denen in vielen Bereichen immer wieder von Arbeitserfüllend Arbeitskräftemangel zu hören, ist das ja durchaus eine berechtigte Frage. Dem möchte kräftemangel ich jedoch mehrere Fragen entgegenstellen: Es geht dabei offensichtlich um Täich Tätigkeiten, die für eine Gesellschaft wichtig sind, ansonsten würde man vermutlich tigkeiten, die Frage, wer das machen soll, nicht stellen. Wie kann es also sein, dass bei solch wichtigen Tätigkeiten die Angst besteht, dass sie niemand machen möchte? Wie kann man diese Arbeiten aufwerten – sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in nicht-materieller Weise? Wie kann man Arbeit im Allgemeinen aufwerten und atnicht-attraktiv für die Menschen machen. Die Zeiten, unsere Gesellschaft, aber auch die traktiv Werte der Menschen verändern sich stetig und deshalb muss man auch die ArWerte Arbeitswelt immer wieder neu denken. Das beginnt bei den Gehältern – wenn das beitswelt Leben teurer wird, müssen auch die Löhne entsprechend angepasst werden – und muss natürlich weitergedacht werden bis hin zu Fragen der Work-Life-Balance.
Das sind nur ein paar Fragen und Herausforderung, denen wir uns als Gesellschaft stellen müssen. Gerade so provokant wirkende Texte können dabei den Anstoß geben, den Diskurs über gesellschaftliche Fragen und vor allem Fragen Arbeitswelt immer wieder neu zu beginnen.