Sonntag 24. November 2024

Totengedenken am Nachmittag Allerseelen

Sozialpredigt
zum Totengedenken zu Allerseelen | Lesejahr C
Autorin: Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer,

Seelsorgerin in Wels – St. Franziskus

Eingangslied: Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr GL 422


Begrüßung - liturgische Eröffnung:


Hinführung:
Totengedenken mit Verlesen der Namen: 

   >    und zusätzlich: eine Kerze für alle anderen Verstorbenen, deren Namen nicht 
    genannt worden sind, die aber fest in unsere Herzen eingeschrieben sind.
   >    eine für alle Kinder, die vor, während oder nach der Geburt verstorben sind.
   >    eine für all jene, die in Vergessenheit geraten sind.
   >    eine Kerze für die Menschen, die in dieser Stunde gerade sterben und
   >    eine für den Menschen aus unserer Pfarre, den Gott als nächstes zu sich heimholen wird.

 

Gesang: Hilf, Herr meines Lebens GL 440
Gebet: Andacht von Tod und Vollendung Gotteslob 680/8
Evangelium: Joh 6,37-40

 

Fürbitten:

(Sollen von zwei bis drei Personen im Wechsel gelesen werden.)
In unserem Leben müssen wir uns immer wieder von einem lieben Menschen verabschieden. Ein Teil von uns stirbt mit ihm. Tag für Tag unseres Lebens gehen wir dem Tod entgegen, und mit ihm dem neuen Leben in deiner Gegenwart.

 

Bitten wir für uns Zurückgelassene:
Traurig, sinnlos und zerstört scheint unser Leben, wenn wir einen wichtigen Menschen verloren haben. Die Nächte sind schwarz, kalt und lang.
Sende uns Menschen, die mit uns durch die Trauer gehen. Gott, zeige dich uns.
Öffne unsere Augen und Ohren, damit wir Hilfe wahrnehmen können und zurück ins Leben finden.   A: Wir bitten dich, erhöre uns.


Bitten wir für die Verstorbenen:
Für die, deren Leben kaum erst begonnen hatte. Für die Kinder, die still geboren wurden, für die Eltern, deren Lebenstraum gemeinsam mit ihren Kindern gestorben ist. 


Für die, die viel zu früh von uns gegangen sind: sie fehlen uns so sehr, wir hätten sie noch so sehr in unserer Mitte gebraucht.


Für die, die der Tod aus langer Krankheit geholt hat, für die, die den Tod schon sehnsüchtig erwartet haben. Für die, die lebenssatt gestorben sind.


Schenke ihnen die Vollendung ihres Lebens bei dir.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Bitten wir für die Opfer von Krieg und Verfolgung:
Menschen sterben und starben in Kriegen, gerade jetzt ist das wieder sehr präsent: als Soldat*innen und Zivilpersonen, als Unterstützer*innen, als Menschen, die zum Kämpfen genötigt wurden, als Menschen, die andere vertrieben haben und als Geflüchtete.
Krieg ist immer Unrecht. Gib den Verstorbenen den Blick der Wahrheit auf das, was sie anderen angetan haben. Tröste sie für das, was sie erlitten haben. Lass uns – um der Würde der Leidenden willen – zu Streiter*innen gegen Krieg und Vertreibung werden.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Bitten wir für die Verstorbenen, an die niemand mehr denkt:
Sie haben lange vor uns gelebt und Grundlagen für unser Leben gelegt. Andere sind zu jung gestorben oder haben keine angesehenen Ämter bekleidet.
Bei dir ist jede und jeder aufgehoben, du nimmst alle Menschen unabhängig ihres Ansehens bei dir auf. Sei du denen nahe, die alleine leben und sterben.
A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

So bitten wir dich für die Menschen, die uns schon in den Tod vorausgegangen sind. Schenke uns ein Wiedersehen mit ihnen und mit dir. 
Der du lebst in alle Zeit und Ewigkeit. Amen

 

Vater unser und Gegrüßet seist du Maria: gesprochen
Schlusslied: Von guten Mächten GL 430


Segen:
Gott, der du alle unsere Wege begleitest, 
gehe auch mit uns den Weg der Trauer.
Hilf uns, den kostbaren Schatz der Erinnerung zu bewahren, 
sodass wir daraus Kraft für die Zukunft schöpfen können.
Richte uns auf, 
damit wir den Weg sehen, der uns in die Zukunft führt. 
Begleite uns in allen Höhen und Tiefen unseres Lebens.
Das gewähre uns der treue Gott, 
der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen. Auszug


Auf dem Friedhof

Einleitung: 
Wir stehen vor den Gräbern unserer Lieben. Dieser Ort ist ihre letzte Ruhestätte geworden – und für uns ein Ort, an dem wir ihrer gedenken. Der Friedhof ist ein Ort, wo auch wir ein Stück weit Frieden finden können.

Beten wir für die Verstorbenen – und ich lade Sie ein, in die Antworten miteinzustimmen.

 

Litanei für die Verstorbenen: Gotteslob 569/6

Vater unser


Herr, gib den Verstorbenen die ewige Ruhe. 
Und das ewige Licht leuchte ihnen. Lass sie ruhen in Frieden.

 

Überleitung:
Nun segnen wir die Gräber mit Weihwasser und Weihrauch und bitten: Der barmherzige Gott vollende an den Verstorbenen, was er an ihnen in der Taufe aus Wasser und Heiligem Geist begonnen hat.

 

Gedenken am „Kriegerdenkmal“
Musik

 

Wie jedes Jahr stehen wir beim Totengedenken am Kriegerdenkmal – in einigen Pfarren heißt es auch schon „Friedensmahnmal“. Es ist ein Stein gewordenes Zeichen dafür, dass der Tod auf unnatürliche Weise viele Menschen zugleich aus der Gemeinschaft unseres Ortes gerissen hat, dass der Krieg mit seinen Folgen ein Trauma für die Gesellschaft ist.

 

Zu den Toten, die in die Gedenksteine eingemeißelt sind, haben nur noch wenige von uns eine persönliche Beziehung. Vielleicht sind es noch Väter, Onkel, Groß- oder Urgroßväter, Großonkel oder andere weitschichtige Verwandte. Diese zwei Weltkriege mit ihren immensen Todeszahlen bei Kämpfern und Zivilist*innen erschienen fast schon als Relikt aus einer weit vergangenen Zeit, die sich doch nicht mehr wiederholen würde.

 

Im Frühling dieses Jahres ist ein Kampf mit Waffen, Panzern, Flugzeugen, Bomben und Drohnen wieder ganz nah gerückt, in die Grenzen Europas gekommen, über die Bildschirme und Handys in unsere Häuser geflimmert. Auch mit geflüchteten Teilfamilien in unser Land gereist, in unsere Gemeinden, in Schulklassen und Wohnungen. Dass Menschen in einem anderen Land „für die Heimat“ sterben, ist wieder aktuell, dass Invasoren nur durch Waffengewalt aufgehalten oder zurückgedrängt werden können, dass Wahrheit verschwimmt und Propaganda überhandnimmt.

 

Und mit dem Krieg ist uns nahegekommen, dass so viele Menschen grausam sterben: ausgehungert, durch Bomben getroffen, auf dem Rückzug oder auf der Flucht, mit der Waffe in der Hand, oder gefesselt als Zivilist*innen, gefoltert, im Schlaf überrascht. Menschen, die gern einfach friedlich weitergelebt hätten, die so lebten wie wir, bis im vergangenen Jahr.


Wir haben eine kleine Ahnung bekommen vom Irrsinn des Krieges, der mit keinen einfachen Rezepten aufzulösen sein wird, der auch Auswirkungen auf uns hat mit den Energiepreisen, die nach oben geschnalzt sind. Dieser Krieg, der uns etwas angeht, weil Menschen angegriffen wurden und leiden, und wir nur zufällig wo anders leben.


Hier am Denkmal der Gefallenen aus unserem Ort denken wir an die Menschen, die in der Ukraine und so vielen anderen, weniger beachteten Krisenherden der Welt gewaltsam sterben. Die ebenso Väter, Mütter, Kinder, Geschwister zurücklassen. Wir lesen die laute Mahnung, mit all unserem Erfindungsreichtum danach zu streben, Konflikte gewaltfrei zu lösen und den Krieg als großes Übel der Menschheit zu verabscheuen. Gewaltfrei Druck auf Kriegstreibende auszuüben, kann auch heißen, selber wirtschaftliche Folgen zu spüren und sie in Solidarität auszuhalten.


Die Klage über die Sinnlosigkeit und die Zerstörungswut der Kriege richten wir auch an Gott: Wir ahnen zwar, dass es Menschen sein müssen, die Friedensgespräche führen und Lösungen suchen und einhalten müssen. Aber die Wege sehen wir noch nicht, und die Aufgabe scheint unlösbar groß. Gott, schau hin, hör uns, leite uns mit deinem Geist, schenk Phantasie und Kraft! Gib den Kriegstreibern den Geist der Einsicht und ein mitfühlendes Herz! Und steh den Menschen bei, die so viel zu leiden haben! Sei bei den Menschen, die so schlimm gestorben sind!


Gott wird die Menschen im Tod nicht zugrunde gehen lassen, sondern auferwecken, wie wir beim Evangelisten Johannes gehört haben. Ein möglicher Trost angesichts von Toden, die zu früh kamen und wirklich nicht sein müssen hätten. Tode, die Menschen zu verantworten hatten, die mit Waffengewalt Tatsachen zu ihren Gunsten schaffen wollten oder ließen, bis heute.
Das Gedenken an die Toten der Kriege macht nur Sinn, wenn es in unser Leben hineinspielt – als Mahnung zum Frieden, als Warnung vor der Unmenschlichkeit, als Anstiftung zur Nächstenliebe. 

 

Psalm 126, nach Martin Gutl

 

Wenn Gott uns heimführt aus den Tagen der Wanderschaft, 
uns heimbringt aus der Dämmerung in sein beglückendes Licht, 

 das wird ein Fest sein! 
Da wird unser Staunen von neuem beginnen. 
Wir werden Lieder singen, Lieder, die Welt und Geschichte umfassen. 
Wir werden singen, tanzen und fröhlich sein: denn Er führt uns heim: 
aus dem Hasten in den Frieden, aus der Armut in die Fülle. 

 

Wenn Gott uns heimbringt aus den engen Räumen, das wird ein Fest sein! 
Und die Zweifler werden bekennen: Wahrhaftig, ihr Gott tut Wunder! 
Er macht die Nacht zum hellen Tag; Er lässt die Wüste blühen! 
Wenn Gott uns heimbringt aus den schlaflosen Nächten,

aus dem fruchtlosen Reden, 
aus den verlorenen Stunden, aus der Jagd nach dem Geld, 
aus der Angst vor dem Tod, aus Kampf und aus Gier, 
wenn Gott uns heimbringt, das wird ein Fest sein! 
Dann wird er lösen die Finger der Faust, 
die Fesseln, mit denen wir uns die Freiheit beraubten. 
Den Raum unseres Lebens wird er weiten in alle Höhen und Tiefen, 
in alle Längen und Breiten seines unermesslichen Hauses. 
Keine Grenze zieht Er uns mehr. 
Wer liebt, wird ewig lieben! 

 

Wenn Gott uns heimbringt, das wird ein Fest sein. 
Wir werden einander umarmen und zärtlich sein. 
Es werden lachen nach langen Jahren der Armut, die Hunger gelitten. 
Es werden singen nach langen, unfreien Nächten die von Mächten Gequälten. 
Es werden tanzen die Gerechten, die auf Erden kämpften und litten für eine bessere Welt! 

 

Wenn Gott uns heimführt, das wird ein Fest sein! 
Den Verirrten werden die Binden von den Augen genommen. 
Sie werden sehen.


 Die Suchenden finden endlich ein Du. 
Niemand quält sich mehr mit der Frage „Warum“.
Es werden verstummen, die Gott Vorwürfe machten. 
Wir werden schauen, ohne je an ein Ende zu kommen. 
Wenn Gott uns heimführt, das wird ein Fest sein! 

Der Mensch sät in Betrübnis, er leidet und reift! 
Es bleibt sein Ende ein Anfang! 


Wer sät in Betrübnis, wird ernten in Freude. 
Denn Gott, unser Gott, ist ein Gott der ewigen Schöpfung. 
Ein Gott, der mit uns die neue Erde, den neuen Himmel gestaltet. 
Er lässt uns kommen und gehen, lässt uns sterben und auferstehen. 
Der Sand unserer irdischen Mühsal wird leuchten. 
Die Steine, die wir zusammentrugen zum Bau unserer Welt, sie werden wie Kristalle glänzen. Wir werden uns freuen wie Schnitter beim Ernten. 
Wenn Gott uns heimbringt aus den Tagen der Wanderschaft, das wird ein Fest sei. 
Ein Fest ohne Ende!
 

 

Text mit freundlicher Genehmigung von: 
Karl Mittlinger, www.mittlinger.at, karl.mittlinger@gmx.at

 

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