Termine statt.
Termine statt.
Vorwort zur Idee einer Dialogpredigt:
Unsere Gesellschaft differenziert sich immer mehr aus. Menschen leben nach Werten und haben Gedanken und Ansichten, die immer stärker voneinander abweichen oder sich sogar widersprechen. Parallel dazu kann man beobachten, dass die Leute immer weniger miteinander reden, einander zuhören und andere, abweichende Meinungen tolerieren und respektieren können oder wollen.
Viele umgeben sich, nicht nur in den sozialen Netzwerken mit Personen, die dieselben Ansichten haben wie sie und meiden den Kontakt zu Leuten, die anders denken oder handeln. Das geht bis in die Familien hinein und führt zu Entfremdung und der Entstehung von Vorurteilen.
In Deutschland wurde daher eine Initiative im Bereich der Politik gestartet, bei der Menschen aus unterschiedlichen Parteien eingeladen wurden mit einer Person aus einer anderen Partei ein strukturiertes Gespräch zu führen. Dabei wurde zuerst eine festgelegte Zeit lang der jeweilige Standpunkt dargelegt und die andere Person hörte zu ohne zu unterbrechen. Nach dem Rollentausch war noch Gelegenheit über das Gehörte zu diskutieren. Alle Leute, die sich darauf eingelassen hatten sagten nach der Veranstaltung, dass es sich gelohnt hätte zu kommen und sie es sehr interessant und bereichernd gefunden haben sich mit anderen Meinungen auseinander zu setzen.
Diese Idee liegt der vorliegenden Predigt zu Grunde. Auch sie soll die Besucher und Besucherinnen des Gottesdienstes animieren verschiedene Ansichten zum Thema
Nächstenliebe anzuhören und zuzulassen und darüber ins Gespräch zu kommen.
Ablauf:
Es wäre gut, wenn die Predigt von zwei Sprechenden vorgetragen würde. Jeweils ein Absatz sollte von einer Person gelesen werden.
Danach kann man die Gottesdienstbesuchenden bitten sich mit ihrem Banknachbarn oder der Nachbarin über das Gehörte auszutauschen. Wichtig dabei ist klare Zeitvorgaben zu machen, damit das Gespräch den Rahmen des Gottesdienstes nicht sprengt.
Wahrscheinlich wird es sinnvoll sein nach der Feier noch Gelegenheit zum Weiterreden anzubieten als Pfarrkaffee, Frühschoppen oder Ähnliches.
Predigt:
Wenn man fragt, was das Typische und Spezifische der christlichen Religion ist, fällt sehr oft der Begriff Nächstenliebe.
Das ist zurecht so, denn Jesus bezeichnet im Lukasevangelium den Satz: „Liebe Gott und deine Nächsten, wie dich selbst“ als Zusammenfassung des gesamten jüdischen Gesetzes und der Propheten.
Wer aber ist mein Nächster? Zunächst ist das ganz einfach: die Leute, die mit mir in einem Haushalt leben, meine Familie und Verwandtschaft, der Freundeskreis und die Nachbarschaft, die Kollegen und Kolleginnen am Arbeitsplatz.
Jesus sieht das aber anders. Auf die Frage des Pharisäers: Wer ist mein Nächster? antwortet Jesus mit der berühmten Geschichte vom barmherzigen Samariter. Die Aussage dieser Geschichte ist durchaus provokant.
Da wird ein Mann am Weg nach Jericho ausgeraubt und zusammengeschlagen. Ob er selber schuld war, weil er keine Waffen oder Diener mit hatte, oder nicht wusste, dass dieser Weg gefährlich war, oder ob man ihm schon von Weitem angesehen hat, dass da etwas zu holen ist, wird nicht berichtet.
Jedenfalls kommen zwei hohe jüdische Religionsbeamte vorbei. Bei beiden wird betont, dass sie den verletzten Mann gesehen haben, aber sie gingen vorüber. Nur ein Samariter ein Angehöriger eines von Juden verachteten Volkes, das auch noch den falschen Glauben hatte, kümmert sich um den Mann.
Das heißt letztlich, Jesus sagt uns, dass wir uns nicht aussuchen können wem wir helfen und wem nicht. Wer in Not ist soll Hilfe bekommen unabhängig von der Schuldfrage und ob wir ihn oder sie kennen oder nicht. Auch ob der oder die Bedürftige vor uns steht oder liegt oder weit weg in einem anderen Land lebt spielt keine Rolle.
Was aber tun, wenn uns die Situation überfordert? Wenn wir keine Zeit haben zu helfen? Auch hier ist die Aussage der Geschichte klar: Erste Hilfe leisten und den Leidenden in Sicherheit bringen ist angesagt. Handle genau so, fordert Jesus den Pharisäer auf. Wo immer du Menschen in Not siehst, leiste erste Hilfe, hole Hilfe, - das ist mit den Handys heutzutage ja leichter geworden - und bringe die leidende Person in Sicherheit.
Dort in der Herberge, kommt auch der Samariter an seine Grenzen. Er muss offenbar weiterziehen und so gibt er dem, der vor Ort helfen kann, Geld um den Mann zu versorgen. Auch das ist wichtig für uns. Wir können nicht überall und jederzeit den Leidenden helfen. Aber jene Leute und Organisationen finanziell zu unterstützen, die professionell dazu in der Lage und beauftragt sind, das ist eine wichtige Form der Nächstenliebe.
Nächstenliebe richtet sich also an alle Menschen in Not, unabhängig davon ob wir sie kennen oder nicht und sie schließt die Menschen auf der ganzen Welt ein, von deren Leid wir erfahren.
Es gibt aber auch Personen, die vor lauter Engagement für die anderen, die Not von nächststehenden Menschen übersehen. Wenn Eltern sich ehrenamtlich engagieren, aber ihre Kinder vernachlässigen oder keine Zeit mehr für den Besuch bei den alten Eltern haben, dann werden sie dem Gebot der Nächstenliebe nicht gerecht.
Schließlich sei noch erwähnt, dass man manchmal aus Nächstenliebe auch Hilfe verweigern muss. Wenn Menschen abhängig und hilflos in der Opferrolle verharren möchten, kann es sein, dass man Hilfe entziehen muss, damit sie wieder auf die Füße kommen und die Verantwortung für ihr Leben in die eigenen Hände nehmen.
Das Nächstenliebe also eine vielschichtige Angelegenheit ist, merken wir schnell, wenn wir darüber nachdenken, was dieses Gebot Jesu bedeutet. Auf jeden Fall ist klar, dass es sich dabei nicht um eine von Sympathie geleitete Hilfe für Menschen, die das aus unserer Sicht verdienen, handelt. Es geht um eine Haltung des Mitgefühls und der Menschlichkeit, die sich überall dort engagiert, wo Menschen in Not geraten sind.
Und was denken Sie sich zu diesem Thema?
Fürbitten:
GL: Barmherziger Gott, du hast keine Hände, Augen und Ohren um die Not der Menschen zu wahrzunehmen und zu lindern, als unsere Hände, Augen und Ohren. Wir bitten dich:
+ für die Not Leidenden auf der ganzen Welt
+ für die Hilfsorganisationen, die kompetente Hilfe leisten können + für alle, die sich mit der Not leidender Mitmenschen überfordert fühlen
+ für jene, die Menschen bewerten ob sie ihrer Hilfe würdig sind oder nicht
+ für jene, deren Ansichten wir nicht teilen und die wir meiden, abwerten oder ausgrenzen
+ für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen
GL: Gütiger Gott du gibst uns Kraft und Mut zu helfen, wo es nötig ist. Deshalb vertrauen wir dir alle unsere Sorgen und Anliegen an. Amen
+ für jene, die Menschen bewerten ob sie ihrer Hilfe würdig sind oder nicht
+ für jene, deren Ansichten wir nicht teilen und die wir meiden, abwerten oder ausgrenzen
+ für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen
GL: Gütiger Gott du gibst uns Kraft und Mut zu helfen, wo es nötig ist. Deshalb vertrauen wir dir alle unsere Sorgen und Anliegen an. Amen