Termine statt.
Termine statt.
Sie wissen alles über ihn. Über seine Mutter. Über seinen Vater. Woher sie kommen. Was sie essen. Wie er sich in der Schule benommen hat. Und am Weg dorthin. Mit wem er befreundet ist. Seinen Tagesablauf. Seinen Besitz. Alles wissen sie über ihn.
Plötzlich erzählt dieser großgewordene Nachbarsbub in aller Öffentlichkeit davon, welche Menschen vom göttlichen Boten mit Gesundheit und Barmherzigkeit beschenkt wurden: Eine verarmte Witwe in Sidon, ein Aristokrat in Syrien – zwei Beispiele von ganz unterschiedlichen Existenzen in fremden Ländern. Jesus spricht darüber, dass alle Menschen auch diese aus anderen Ländern, mit anderen Sitten und einer anderen Kultur ebenfalls Kinder Gottes sind und von Gott geliebt und beachtet werden.
Alles wissen sie über ihn. Aber dieses Reden, das passt nicht ins Bild, das irritiert die Menschen, die Jesus schon so lange kennen. Empörung taucht auf: Der braucht sich nicht so aufzuspielen! Meint, er könne ihnen etwas vom Leben erzählen! Oder gar von Gott!
Die Menschen rund um Jesus, die ihn schon so lange kennen: Sie lassen sich seine Rede nicht bieten. Wütend werden sie über die mögliche Kritik, die im Raum steht. Dabei greift Jesus niemanden persönlich an. Er erzählt nur davon, dass Gottes Ruf nach Gerechtigkeit und Barmherzigkeit nicht aus der Nachbarschaft gehört werden will.
In der Nachbarschaft gelten schließlich eigene Regeln: Freundlich und höflich sein. Stets lächeln. Ruhe bewahren. Sich anpassen. Den Schein einer heilen Welt wahren. Wahrheit zugunsten der Höflichkeit hinten anstellen. Die eigenen, echten Gedanken gibt’s erst
hinter verschlossener Tür, wenn die betroffene Person uns den Rücken zukehrt. Diese scheinheilige Haltung wirft den Blick auf das Negative in den Menschen und verhindert ehrliche Beziehungen.
Jesus fordert zur Wahrheit auf, zur inneren und zur äußeren. Immer wieder kann ich mich fragen: Wie echt sind meine Beziehungen? Kann ich ehrlich sein mit jenen, die um mich herum wohnen? Und: Kann ich es zulassen, dass mich ein Mensch überrascht? Dass jemand plötzlich anders ist, vielfältiger als in meiner Vorstellung? Darf ich das dann auch? Überraschendes tun? Anders sein, vielfältiger als in meiner Vorstellung?
Kyrie
Du Gott des Lebens: Wir sehen uns selbst oft als Mittelpunkt dieser Welt.
Kyrie eleison.
Du Gott des Lebens: In der Hast des Alltags übersehen wir die Wunder und Überraschungen des Lebens.
Christe eleison.
Du Gott des Lebens: Wir sehnen uns nach liebevollen Begegnungen.
Kyrie eleison.
Segen
Gott, Du hast uns Menschen geschaffen. Einzigartig ist jede und jeder: Ein Unikat deiner Schöpfung. Diese göttliche Kreativität darf auch in unserem Leben, in unserem eigenen Da-Sein spürbar werden. Schenk uns Deinen Segen, für jeden Tag, in jeder Begegnung.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.
Nach dem Gottesdienst kann angeboten werden: Segnung mit Öl in den Handflächen, dazu die Worte: Gott spricht zu dir: „Du bist meine geliebte Tochter“ / „Du bist mein geliebter Sohn“.