Sonntag 1. Dezember 2024

Was sollen wir also tun?

Sozialpredigt zum 3. Adventsonntag (16. Dezember 2016) im JK / LJ C

Lk 3.10-18

Zef 3,14-17

Phil 4,4-7

 

Autorin: Mag.a Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer, Pastoralassistentin Wels-St. Franziskus

 

Liebe Brüder und Schwestern!

 

Wie passt das zusammen – Jubel und Freude – und der Ruf zur Umkehr? Beides wird uns vorgelegt in den heutigen Lesungen. Beim Propheten Zefanja jubelt ein Volk, das umgekehrt ist zu Gott, und ähnlich wird im Philipperbrief darauf hingewiesen, was Tugenden für ein gottgefälliges Leben sind.

 

Der Zusammenhang der Evangelienstelle sieht so aus: Johannes wird von Gott gerufen, zieht in der Gegend am Jordan umher und verkündet die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden.

Es muss eine Stimmung in der Luft liegen, die seine Worte auf fruchtbaren Boden fallen lässt – sonst würden nicht so viele Menschen auf ihn reagieren. In Scharen – so heißt es – folgen sie ihm an den Jordan und lassen sich von ihm taufen – um „zum Dank“ als Schlangenbrut beschimpft zu werden. Johannes sagt zu ihnen: Es genügt nicht, dass ihr Kinder Abrahams seid – an den Früchten wird man erkennen, ob ihr wirklich den Willen habt, umzukehren!
Da setzt nun unsere Bibelstelle ein. Dreimal kommt die Frage: „Was sollen wir tun?“ Wie sieht Umkehr konkret aus, für meine Lebensform, mein Arbeitsumfeld?


Warum diese Frage „Was sollen wir tun“? Haben die Leute keine Fantasie, kein Gespür dafür, was Recht und was Unrecht ist? Oder müssen sie die Konsequenz, die unbequemen Vorschläge aus einem anderen Mund hören?


Johannes bringt verschiedene Handlungsanweisungen: was zu tun ist - ein Teilen, das so weit geht, dass einem selber noch das Nötige bleibt, aber auch nicht viel mehr – und was zu lassen ist: mehr verlangen als festgesetzt ist, Misshandlungen, Erpressungen. Das sind schon auch Sachen, die systemimmanenten Versuchungen zuwiderlaufen, quasi „Berufsvorteile“ schmälern und diese Berufsbilder zurückführen auf solche, die für die breite Masse der Bevölkerung vermutlich noch akzeptabel sind. Also nicht den Beruf aufgeben, sondern ihn so ausüben, dass er sozial verträglich ist.

 

Ein wenig erinnert mich diese Szene an heutige Fragen, wenn wir mit dem Klimawandel und seinen absehbaren (auch schon spürbaren) Folgen konfrontiert sind: Was sollen wir denn tun? (Was können wir – als kleine, politisch wenig einflussreiche Menschen – denn tun?) Entgegnet wird dem etwa mit Listen zum Energiesparen, mit Berechnungen zum Ökologischen Fußabdruck oder internationalen Versammlungen und Resolutionen. Mit dem Verzicht auf Flugreisen, mit dem Gewinn gesunder, biologischer Nahrung und mehr körperlicher Bewegung. Aber die kleinen und die großen Ideen bleiben Schläge ins Wasser, leere Worte, wenn sie nicht in die Tat umgesetzt werden – täglich, im Kleinen und im Großen.

 

Was Johannes hier vorschlägt, sind zwar radikale, aber umsetzbare Sachen für den Alltag. Eine Haltung des Teilens, der Gewaltfreiheit und Unbestechlichkeit einzunehmen, Tag für Tag. Denn nicht im Wort, in der Symbolhandlung oder im rituellen Vollzug entscheidet sich, ob man den Weg der Umkehr – besser: der Neuausrichtung auf Gott hin – geht, sondern im alltäglichen Handeln. In den Kleinigkeiten mindestens so wie im Großen. Bequemer ist das Alte, herausfordernd das Neue. Aber dieses neue, solidarische Handeln kann Menschen zusammenführen, von einer Schicksalsgemeinschaft hin zur Menschheitsfamilie.

Diese Haltung – ausgedrückt in den kleinen Handlungen des Lebens – wirkt fort in den Menschen unserer Umgebung, verbreitet ein Klima des Wohlwollens, des Respekts und der gegenseitigen Achtung. Man spürt: Da sorgt sich jemand um mich, ich bin nicht egal, unsere Schwester Erde ist uns nicht egal.

 

So kann Umkehr, Neuausrichtung eine Wirkung haben – für mich, für mein Umfeld, für die Menschen und die Erde. Uns schon jetzt Freude und Jubel bringen.

 

Liturgische Elemente auf Anfrage.

 

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