Freitag 22. November 2024

Verkünden, segnen und heilen - in der Sprache vom Juli 2018

Sozialpredigt zum 15. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B

 

Autorin: Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Direktorin des Pastoralamtes der Diözese Linz

„Aber der HERR hat mich hinter meiner Herde weggenommen und zu mir gesagt: Geh und prophezeie meinem Volk Israel!“ Mit diesen Worten rechtfertigt sich der Prophet Amos für seine deutlichen Worte. Er sei ja NUR ein einfacher Hirte und Bauer, aber Gott habe ihn eben weggeholt...

 

So geht es manchmal. Man absolviert den ganz normalen Alltag. Von der Seite drängt sich Unrecht oder Ungerechtigkeit ins Blickfeld. Und plötzlich ist von mir ein deutliches Wort gefordert – eben, weil ich Christin, weil ich Christ bin.


Der Soziologe und Theologe Dr. Ansgar Kreutzer hat im Diözesanforum des Zukunftsweges der Diözese Linz im vergangenen November gefordert, eine  „Bürgerinitiative des Hl. Geistes“ in der Gegenwart zu sein. Wenn wir heute das Zweite Vatikanische Konzil ernst nehmen, dann müssen wir die  „Armen und Bedrängten“ im Blick haben. Wir dürfen nicht wegschauen.

 

Was wir heute sehen und wo wir einhaken müssen, beschreibt Papst Franziskus ausführlich in der Enzyklika „Laudato Si'“. Die weltweiten Machtstrukturen sind sehr verflochten. Profit- und Machtgier treten Menschenwürde und Gerechtigkeit mit den Füßen. Wir Christinnen und Christen haben den Auftrag, uns um das „gemeinsame Haus“ und die darin lebenden Menschen zu kümmern. Das bedeutet den Einsatz für Umwelt- und Klimaschutz. Das fordert das Eintreten für Menschen in Not. Das macht Aufmerksamkeit und Einfühlsamkeit für mein nächstes Gegenüber notwendig.

Im Evangelium des Sonntags sendet Jesus seine Begleiterinnen und Begleiter aus. Gott sei Dank nicht alleine, sondern zu zweit.


Und erstaunlicherweise können sie das, was Jesus so besonders macht: Die Umkehr verkünden, Dämonen austreiben, Kranke salben und heilen.

 

Jemanden heilen ist etwas ganz Besonderes. Heil werden bedeutet: In Frieden leben, mit sich selbst im Reinen sein, gut atmen zu können, Kraft spüren und versprühen, sicher sein, gesund sein.
Ja wir Christinnen und Christen können zum Heilen wirklich etwas beitragen! Wir wissen, dass es dazu oft nicht viel braucht: Zuhören, bestärken, aufrichten, eine andere Perspektive zeigen, Kleinigkeiten helfen.


Wir können „Dämonen“, Irrwege, Verwirrungen entflechten, indem wir den Blick sehr weit machen und dadurch mehr als nur einen Weg sehen und anbieten.
Wir können die Botschaft Jesu „verkünden“, indem wir unsere kleinen Auferstehungserfahrungen im Alltag weitererzählen. Dort, wo wir ein Stück vom Himmel erfahren haben, können wir anderen Anteil geben. Wir reden davon und erzählen unsere Geschichten mit Jesus.

 

Wenn im Evangelium die Rede davon ist, den „Staub von den Füßen zu schütteln“, dann kann auch damit die Erneuerung oder Aktualisierung der Kirche gemeint sein. Erstaunlicherweise tun wir dazu heute nichts Anderes als die Jüngerinnen und Jünger Jesu: Wir weiten den Blick, wir sehen aufmerksam auf die Menschen um uns, wir nehmen die Not und Ungerechtigkeit in der Gegenwart wahr. Das ist unsere heutige Form: So verkünden wir, schaffen wir Klarheit statt Verwirrung, segnen und heilen wir. Das ist unser Auftrag!

 

Allerdings alles in der Art und Weise, in den Worten und Gesten, in der Sprache von heute – ­im Juli 2018!

 

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