Samstag 19. Oktober 2024

Die Not wird abgeschafft

Aber Solidarität ist auch schwierig....

Sozialpredigt zum 2. Sonntag der Osterzeit (8. April 2018), Lesejahr B

 

Autorin: Mag.a Angelika Gumpenberger-Eckerstorfer,

Pastoralassistentin in Wels-St. Franziskus

 

 

Liebe Brüder und Schwestern, liebe Kinder!

 

Mein – dein – unser. Schon kleine Kinder verteidigen ihr Spielzeug, und teilen zu lernen ist ein Prozess. Eine Entwicklung zum Gemeinsamen ist auch in der heutigen Lesung beschrieben, fast hört es sich an wie eine kommunistische Einstellung zu Eigentum und Besitz.


Worum es vor allem geht, das ist der Erzählung vorgelagert: Alle waren so erfüllt von der Botschaft Jesu, dass sie nicht anders konnten als derart zu teilen, dass niemand Not leiden musste. Das war ein sichtbares Zeichen der Gnade, die auf ihnen ruhte – moderner formuliert, der Ausdruck ihres Zusammenhalts, das Leben der Botschaft Jesu, dass alle Menschen Geschwister in Gott sind und daher das zum Leben bekommen, was sie brauchen. Der Schatz dieser Menschen lag nicht mehr in ihrem Haus, bestand nicht mehr aus dem Grundstück oder einem anderen Wertobjekt, sondern in der Botschaft Jesu und in der Gemeinschaft derer, die von ihr erfüllt waren. Der Schatz war nun jede und jeder aus der Gemeinde, die zur großen Familie wurde, in der man niemanden zurücklässt. „Ein Herz und eine Seele“ – sich trotz aller Meinungsunterschiede als zusammengehörig verstehen, auf dasselbe hoffen, denselben Gott lieben, den anderen achten wie mich selbst.

Worauf es bei diesem Teilen ankommt, ist Wahrhaftigkeit. Grausam ist ja die Geschichte, die von Hananias und Saphira erzählt wird: Sie verkaufen ihren Acker für die Gemeinde, halten aber einen Teil der Erlöses zurück und tun so, als ob sie großzügig eh alles für die Gemeinde gegeben hätten. Sie lügen und sterben daher auf der Stelle, sobald sie ihre Lüge öffentlich machen.
Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit sich selbst und den anderen gegenüber stehen an erster Stelle. Wenn ich etwas tue, dann mit voller Überzeugung – ich soll mich selbst und die anderen nicht hintergehen, austricksen oder hinters Licht führen. Andere Menschen zu belügen wird hier mit „den Heiligen Geist belügen“ gleichgesetzt – im anderen, im Du ist der Geist Gottes, den man auch nicht belügen kann. Wenn ich nicht mehr geben kann oder will, ist das sozial unangenehm, ich fühle mich unter Rechtfertigungsdruck, aber die Wahrheit ist für die Gemeinschaft besser zu ertragen als Falschheit.

Aber Apostel verlangen ja nicht, dass man ein Grundstück verkauft oder den ganzen Erlös hergibt. Es besteht kein Zwang, alles Eigentum der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Natürlich – solange andere Not leiden, gibt es eine gewisse moralische Verpflichtung dazu, aber die Entscheidung dafür oder dagegen liegt beim Einzelnen.


In der Katholischen Soziallehre finden wir dieses Thema wieder: die Sozialpflichtigkeit des Eigentums. Was ich besitze (und ich darf auch etwas besitzen!), das ist nicht nur was für mich, sondern es soll – in wohltuender Weise – auch den anderen nützen. Wenn Güter ungleich verteilt sind, muss es einen Ausgleich geben, sodass mehr Menschen davon profitieren können.

 

Ein Gedanke drängt sich mir noch auf: Hananias und Saphira wollen für sich behalten, was sie ja doch nicht behalten bzw. mitnehmen können. Das denke ich mir auch manchmal bei Begräbnissen, oder wenn ich von Todesfällen höre: Menschen haben im Lauf ihres Lebens große Besitztümer angehäuft, die bei ihrem Tod bestenfalls auf ihre Erben übergehen. Sie selber waren reich, vielleicht ohne materielle Sorgen (obwohl Besitz auch belasten kann, weil man Mühe und Ärger damit hat), aber aus diesem Leben gehen sie wie alle anderen Menschen: das letzte Hemd hat keine Taschen. Besser für viele wäre gewesen, hätten sie ihren Wohlstand zu Lebzeiten geteilt und zu einem guten Leben für viele beigetragen.

 

Ein Leben in Wahrhaftigkeit – und mit meinem Vermögen (in seinen vielen Bedeutungen) für andere sorgen. So kann jede und jeder zum Aufbau der Gemeinschaft, des Reiches Gottes beitragen.

 

Gott, wir sparen mit Worten
und Werken der Zärtlichkeit.
Wir sparen am Evangelium,
an guten Nachrichten und am Mitmenschen.

Gott, erbarme dich unserer oft krankhaften Sparsamkeit.

Zeige uns im Angesichte Jesu,
wie menschlich wir sein können
und wie viel Zärtlichkeit und Wärme
wir für andere bereithalten.
Amen.

(Gebetsmappe der Burg Altpernstein, ohne Autorenangabe)

 

Gebet auf der Suche nach Gott

Um Umschulung bitten wir,
um Kenntnisse, die wirklich dem Leben dienen,
um die Fähigkeit zur Handarbeit für den Frieden.

Darum bitten wir,
um ein neues Gefühl für die Sprache
im Hören auf Unterdrückte und Minderheiten.
Dass wir ein scharfes Gehör entwickeln
für die Sprache von Propheten und Befreiern.
Dass wir tief getroffen und wesentlich verändert werden
durch den Notruf aller Machtlosen,
durch den stillen Protest aller Sprachlosen.

Um ein neues Verständnis von Geschichte bitten wir.
Dass wir sie betrachten aus dem Blickpunkt der Verlierer,
nicht aus der Perspektive der Sieger;
aus der Sicht der Sklaven,
nicht aus dem Blickpunkt der Herren.

Um ein neues Verständnis von Erdkunde bitten wir.
Dass wir die Orte des Unrechts kennen.
Dass wir wissen, wo heute Ägypten liegt
und wo die Sklaven der jetzigen Pharaos wohnen.

Um eine neue Naturkunde bitten wir.
Dass wir uns entscheiden
zwischen Schöpfung oder Zerstörung.
Dass wir die Lagerstätten des Todes entlarven
und unseren Kampf für eine menschenwürdige Umwelt nicht aufgeben.

Um eine neue Methode des Rechnens bitten wir.
Dass wir uns üben im Mahlnehmen durch Teilen.
Dass ausgerechnet das Zeichen des Brechens und Teilens
das Zeichen des Überlebens wird.
Dass das letzte Abendmahl Jesu
der erste Überfluss für alle sein wird.

(Gebetsmappe der Burg Altpernstein, Dieter Zils)

 

Sozialpredigt Download

Gesellschaft & Soziales
4020 Linz
Kapuzinerstraße 84
Telefon: 0732/7610-3251
Telefax: 0732/7610-3779
Katholische Kirche in Oberösterreich
Diözese Linz

Fachbereich Kommunikation
Herrenstraße 19
Postfach 251
4021 Linz
https://www.dioezese-linz.at/
Darstellung: