Freitag 27. September 2024

Ich habe euch ein Beispiel gegeben

Sozialpredigt zum Gründonnerstag (29. März 2018), Lesejahr B

(Joh 13,15a)

 

Autor: Peter Schwarzenbacher, MSc

Ständiger Diakon in d. Dompfarre und Referent für d. Ständige Diakonat

 

 

Wir feiern heute das Abendmahl Jesu und treten in das Geschehen von damals ein. Wir können nicht mehr so tun, als wären wir nicht mit dabei gewesen. Wenn wir hinausgehen, haben wir einen gewandelten Blick auf unser Leben, auf unsere Mitmenschen, auf die Herausforderungen unseres Lebens in der Nachfolge Jesu.

 

Was in den anderen drei Evangelien durch den Brot- und Kelchritus des letzten Mahles verdeutlicht wird, geschieht bei Johannes durch die Fußwaschung: Jesu Lebenshingabe an seine Freunde. Wer sich von ihm die Füße waschen lässt und wer seinem Beispiel folgt, hat Anteil an ihm wie durch die Brot- und Kelchkommunion.

Ist ein Mahl etwas Erhabeneres, an einem Tisch vollzogen, so findet das Füßewaschen in den Niederungen des Alltags statt: Füße sind ganz unten. Zerfurcht, staubig, oft unbeachtet – Jesus legt seine ganze Liebe in dieses Tun hinein: „Begreift ihr, was ich an euch getan habe?“ (Joh 13,12b)
Er hebt die Verhältnisse auf, Jesus, der Meister und Herr, verrichtet den Dienst eines Sklaven. Das letzte Abendmahl ist ein Liebesmahl, ein Verweiszeichen darauf, was wir morgen am Karfreitag erinnern: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13)


Jesus ist die fleischgewordene Zärtlichkeit Gottes. In der Fußwaschung zeigt er, wie weit er gehen wird in seiner Liebe zu uns: bis zum Äußersten. Er kniet vor mir nieder, sodass ich mir seine Liebe gefallen lasse und ich dadurch frei werde zum Dienst an den Anderen. „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“
Immer wenn wir uns, die wir in der Nachfolge Jesu stehen, hinunter beugen, nach ganz unten gehen, den Staub wahrnehmen, das Zerfurchte und oft Unbeachtete – immer dann ereignet sich Kommunion, haben wir intensivsten Anteil an – communio mit – Jesus Christus. Und in der Logik des Gründonnerstags ist dies gleichzusetzen mit der Brot- und Kommunion in der Eucharistiefeier.

Dort begegnet uns Jesus Christus leiblich, er ist gegenwärtig im Nächsten, besonders in den Notleidenden, in den Armen und Bedrängten jeder Zeit.


Papst Johannes Paul II. hat in Indien ein an Aids erkranktes Kind hochgehoben, geküsst und gerufen: Du bist Jesus Christus! Oder jener Priester und Theologe im mittelalterlichen Rom, der von der Kirchenleitung mit einem Eucharistieverbot belegt wurde. Er antwortete darauf: „Das macht mir nichts aus. Nehme ich mir halt einen Armen ins Haus, so habe ich Christus immer bei mir.“
Und Papst Franziskus hält es sowohl für sich sowie für alle Getauften und christlichen Gemeinden in der Nachfolge Jesu unerlässlich, die Armen in unserer unmittelbaren Umgebung persönlich zu kennen, mit ihnen Gemeinschaft – Communio – zu halten, zu wissen, was sie brauchen und entsprechend mit ihnen zu teilen.

 

Nicht nur aus dem Beispiel der Fußwaschung ergibt sich gleichsam ein allgemeines Diakonat für alle Getauften: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15) Auch bei Lukas heißt es am Ende des Beispiels vom barmherzigen Samariter: „Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!“ (Lk 10,b) Jesus fordert uns auf, sein Tun und sein Handeln zu begreifen und nachzuahmen. In unserem unmittelbaren Lebensumfeld, in den kleinen Dingen und Momenten des Alltags einander die Füße zu waschen, die Aufmerksamkeit von sich selber wegzulenken, hinüber zum Nächsten, zum Du.

 

So gesehen ist der Gründonnerstag der jährliche Tag zur Einübung in die dienende Dimension des Christentums. Jesus wäscht uns nicht den Kopf, sondern die Füße. Eine alltägliche Geste bekommt eine Idee von Ewigkeit. Diese Stunde der Fußwaschung geht nie zu Ende, sondern bringt immer wieder die Frage hervor: Was haben wir füreinander übrig?

 

Füße waschen heißt: sich meinem Nächsten zuzuwenden. Und dabei ganz unten anzufangen. Füße erzählen seit dem Beispiel Jesu im Abendmahlsaal von empfangener Liebe, von Wertschätzung und Würde.

 

Amen.

 

Download: Sozialpredigt

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