Termine statt.
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Liebe Mitfeiernde,
„Es ist unmöglich, die Menschen zu kennen, ohne die Macht der Worte zu kennen“ heißt es in einem Sigmund Freud zugeschriebenen Zitat. Was der große österreichische Psychoanalytiker hier festhält, daran erinnert schon das dritte Kapitel des Jakobusbriefes sehr eindrücklich: an die Macht der Sprache, an die Macht „richtiger“ und „falscher“ Kommunikation – was auch immer diese Zuschreibungen im Anlassfall bedeuten mögen. Wie verständigen wir uns? Wie wenden wir uns einander zu? Und können wir an dieser Stelle von Jesus und der Bibel lernen?
Jakobus beschreibt gleich zu Beginn des Abschnitts, sehr bildhaft, die Zunge als klein, aber mit ungeheurem Einfluss – sie besitzt die Fähigkeit, gleich einem Feuer einen Brand zu stiften. Wir alle wissen: Unsere Worte können sowohl Segen als auch Fluch sein, sie können aufbauen oder zerstören, trösten oder das sprichwörtliche „Öl ins Feuer gießen“. Jakobus mahnt uns zur Vorsicht und vor allem zur Verantwortung im Umgang mit unserer Sprache. Seine klare Ansage: Worte sind nicht nur willkürliche Äußerungen, sondern haben tiefe Wirkung, sowohl auf uns selbst als auch auf unsere Mitmenschen.
Im Alltag sind wir uns des Einflusses negativer Sprache oft nicht bewusst. Murren, Meckern, Maulen – wir verbreiten immer wieder eine Atmosphäre der Abfälligkeit und des Misstrauens, oft ohne böse Hintergedanken, sondern einfach, um unserer eigenen Unzufriedenheit Luft zu machen. Jakobus fordert uns auf, unsere Sprache auf eine Weise einzusetzen, die ein Umfeld der Zugewandtheit schafft, zu Gott und unseren Mitmenschen.
Schon der griechische Philosoph Sokrates leistet Orientierungshilfe. Bevor wir sprechen, sollten wir unsere Worte durch drei Siebe laufen lassen und uns folgende Fragen stellen: Sind unsere Worte wahr, sind sie gut und sind sie notwendig? Wenn wir diese Prinzipien in unseren Alltag integrieren, können unsere Worte zu positiven Werkzeugen werden.
Wichtig ist seinem Umfeld in einer Sprache mit Respekt zu begegnen. Jesus ermutigt zum Dialog und sich unabhängig vom sozialen Status auf einen Dialog einzulassen, Fragen zu stellen, und so eine echte Verbindung zu den Menschen zu schaffen. Im Falle einer Kritik ist sie besser nachzuvollziehen, wenn klar ist, was vom Gegenüber erwartet wird. Jesus zum Beispiel eröffnet immer wieder er in seiner Sprache Gelegenheit zu Veränderung und persönlichem Wachstum – Scheitern bedeutet nicht das Ende, sondern den Beginn von etwas Neuem. Beim letzten Abendmahl sagte er zu Petrus: „Wenn du später umgekehrt und zu mir zurückgekommen bist, dann stärke deine Brüder“ (Lukas 22,32).
Die zerstörerische Kraft des Streits und echte Weisheit
Jakobus spricht aber nicht nur von der Macht der Sprache, sondern auch von so genannter „echter Weisheit“, die für ihn den Gegensatz zur zerstörerischen Kraft des Streits bildet. Wo boshafte Uneinigkeit herrscht, bleibt kein Platz für Liebe und Harmonie und damit auch kein Platz für Glück und Wohlstand – der Friede in einer Gemeinschaft ist dahin.
Wir alle haben selbst schon die verheerenden Auswirkungen von Streit in Familien, Nachbarschaften oder Gemeinden erlebt. Wo ein Streit nicht beigelegt wird, ist kein Fortschritt im Miteinander zu erwarten. An dieser Stelle kann für Jakobus nur „echte Weisheit“ eine Umkehr bringen. Dabei geht es nicht unbedingt um „Wissen“, sondern vor allem in der Art und Weise, wie wir unser alltägliches Leben gestalten, auch und besonders im Verhalten und der Kommunikation unserem Umfeld gegenüber. „Echte Weisheit“ ist mit seinen Mitmenschen nicht stolz, arrogant oder „von oben herab“ umzugehen.
Jakobus fordert uns auf, uns von falscher Weisheit zu distanzieren, die sich in Fanatismus, Schärfe oder Neid zeigt. „Echte“ Weisheit hat mit Liebe zu tun und bedeutet die Fähigkeit, zu hören und zu lernen, statt andere zu belehren. Die wahre Weisheit ist friedfertig und gütig. Menschen, die trotz ihrer Klugheit und ihres scharfen Verstandes ständig Unruhe stiften, handeln nicht im Geiste Gottes – und nicht im Sinne der Gemeinschaft.
Fazit
Versuchen wir also, diese „echte“ Weisheit für uns zu finden und zu leben. Sanftmut, Demut und Liebe statt Stolz, Arroganz und Neid – so sollte Kommunikation sein, Kommunikation im Sinne eines jeden Umgangs miteinander. Unsere Worte und Taten sollten dazu dienen, ein gutes Miteinander zu fördern und die Gemeinschaft zu stärken. Dazu gehört, bewusst positive Sprache zu nutzen, um zu Einheit und Zugewandtheit beizutragen.
Lasst uns, wo immer es möglich ist, diesen „Kommunikationsstil“ in unser Leben integrieren: Klarheit, Dialog und Mitgefühl sollen dominieren, genauso wie Ermutigung.