Termine statt.
Termine statt.
Was geschieht in der Wüste? Dazu eine kleine Geschichte:
Eines Tages kamen zu einem einsamen Mönch einige Menschen. Sie fragten ihn: „Was für einen Sinn siehst du in deinem Leben der Stille und der Meditation?“ Der Mönch war mit dem Schöpfen von Wasser aus einem tiefen Brunnen beschäftigt. Er sprach zu seinen Besuchern: „Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?“ Die Leute blickten in den tiefen Brunnen: „Wir sehen nichts!“ Nach einer kurzen Weile forderte der Mönch die Leute wieder auf. „Schaut in den Brunnen! Was seht ihr jetzt?“ Die Leute blickten hinunter: „Ja, jetzt sehen wir uns selbst!“ Der Mönch sprach: „Schaut, als ich vorhin Wasser schöpfte, war das Wasser unruhig. Jetzt ist das Wasser ruhig. Das ist die Erfahrung der Stille und der Meditation: Man sieht sich selber! Und nun wartet noch eine Weile.“ Nach einer Weile sagte der Mönch erneut: „Schaut in den Brunnen. Was seht ihr?“ Die Menschen schauten hinunter: „Nun sehen wir die Steine auf dem Grund des Brunnens.“ Der Mönch erklärte: „Das ist die Erfahrung der Stille und der Meditation. Wenn man lange genug wartet, sieht man den Grund aller Dinge.“
In der heutigen Bibelstelle finden wir Elia in der Wüste, unter einem Ginsterstrauch. Depressiv und ausgelaugt, wünscht er sich den Tod. Wie kam es zu dieser Situation? Elia hatte eine heftige Auseinandersetzung mit den Baalspriestern. Auf seinen Befehl hin richteten die Juden ein Massaker unter ihnen an. Als die Königin Isebel dies erfährt, droht sie ihm mit dem Tod. Elia flüchtet und zieht sich in die Wüste zurück. Und hier setzt unser Bibeltext ein. Elia wünscht sich den Tod, legt sich unter den Ginsterstrauch und schläft ein. In der Wüste fallen alle Ablenkungen von Elia ab. Es wird still, um ihn herum und in ihm. Er begegnet sich selbst. Am Beginn einer langen Wanderung steht die Selbsterkenntnis: „Ich bin nicht besser als meine Väter.“
Dort, wo wir uns selbst begegnen, begegnen wir auch den dunklen Seiten in uns - Zorn, Hass, Selbstmitleid, Stolz, Habgier, Neid und vieles mehr. Diese Gefühle zulassen und als Teil von uns auszuhalten, fordert heraus. Aber es ist der erste Schritt, um Gott näher zu kommen. Das erzeugt oft Angst, Niedergeschlagenheit, Erschöpfung und Depression. Im schlimmsten Falle wollen sich Menschen das Leben nehmen. Auch Elia ist am Ende seiner Kräfte. Vielleicht schämt er sich für das, was er angestiftet hat (ein Massaker an 450 Baalspriestern). Er legt sich unter einen Ginsterstrauch und will sterben. Doch Gott lässt ihn nicht fallen. Ein Engel (Gesandter Gottes) rührt ihn an: „Steh auf und iss.“ Und ein zweites Mal ruft er ihn: „Steh auf und iss, sonst ist der Weg zu weit für dich.“
Gab und gibt es in unserem Leben nicht auch Zeiten der Krise, wo wir meinen ins Bodenlose zu fallen, wo wir nicht mehr ein noch aus wissen. Gott ist an unserer Seite. Die Kunst ist es, den Fingerzeig Gottes zu erkennen. Elia verweigert sich das erste Mal, doch dann erkennt er den Ruf Gottes. Er steht auf und beginnt eine lange Wanderung. Wenn man sich vorstellt: 40 Tage und Nächte durch eine karge und menschenleere Landschaft. Herausforderungen und Ablenkungen fallen weg. Die Gedanken werden weniger. Elia wird innerlich still und leer. So wie der Mönch sein Leben in der Stille und Einsamkeit beschreibt. Die Wanderung endet am Gottesberg Horeb. Er zieht sich in eine Höhle zurück. Doch Gottes Wort ergeht an ihn und ruft ihn vor die Höhle. Hier kommt es zu einer großen Überraschung. Entgegen der Vorstellungen der damaligen Zeit, in der man Gott mit den Naturgewalten in Zusammenhang brachte (Feuer, Sturm, Erdbeben), ist Gott nicht in diesen Naturgewalten. Erst als ein sanftes leises Säuseln kommt, verhüllt Elia sein Gesicht. Und der Spruch Gottes ergeht neuerlich an ihn. Gott offenbart sich in der Stille. Je tiefer wir uns auf die Stille einlassen, desto mehr begegnen wir dem Urgrund allen Lebens.
Im Grunde ist Gott immer gegenwärtig (Mt 28, 20: Seid gewiss, ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt). Wir spüren ihn nicht, wir hören ihn nicht. Ähnlich wie Elia, sind wir mit uns selbst und den Herausforderungen des Alltags beschäftigt.
Was nährt uns? Was stärkt uns? Wo können wir Gott begegnen?
Viele Menschen finden Ruhe und Entspannung in der Natur. Beim Wandern oder Pilgern über weite Strecken, beim Erklimmen eines hohen Berges, beim Staunen über eine schöne Landschaft, einen Sonnenuntergang oder einfach beim Lauschen auf Vogelstimmen und auf rauschendes Wasser begegnen sie sich selbst und dem, aus dem sie kommen. Andere entspannen bei einem intensiven Erlebnis von Musik, Tanz und/oder Kunst. Und für einige ist es Gebet oder Meditation, bei dem sie sich eingewoben in ein höheres Ganzes erleben. Ähnlich wie unser Mönch zu Beginn, begegnen sie sich selbst und erfahren immer mehr den Grund allen Seins, spüren die Nähe Gottes.
Das Eingebundensein in eine Gemeinschaft wird als stärkend erlebt. Menschen, die nicht nur das eigene Wohl, sondern auch das Wohl der anderen in den Blick nehmen, stützen und machen Mut. Solidarisch leben mit allen Menschen, auch jenen, die am Rande unserer Gesellschaft leben, bringt mehr Wärme und Verbundenheit in unser Leben.
Wo finden Sie Halt und Geborgenheit? An welchen Kraftquellen stärken Sie sich?