Donnerstag 11. Juli 2024

"Wie zahlreich sind deine Werke Gott, mit Weisheit hast du sie alle gemacht"

Sozialpredigt zum 25. Sonntag im Jahreskreis LJ B oder zur Schöpfungszeit
Autorin: Dorothea Schwarzbauer Haupt

Besinnung:
Jedes Jahr im September werden wir eingeladen unser Verhältnis zur Schöpfung Gottes zu überdenken.


Rufen wir das Erbarmen Jesu an, der gesagt hat: „Lernt von den Lilien des Feldes.“
Jesus wir leben über unsere Verhältnisse und beuten die Natur aus.
Herr, erbarme dich unser
Jesus wir drücken uns davor die Verantwortung für unser Wirtschaften und Konsumieren zu übernehmen.
Christus erbarme dich unser
Jesus unser Respekt und unsere Ehrfurcht vor dem Wunder Natur sind oft nicht sehr groß. Herr, erbarme dich unser


Lesung: Sprichwörter 8, 22 – 33
Der Herr hat mich, die Weisheit, am Anfang seiner Schöpfung erschaffen.
Ich war das erste seiner Werke vor aller Zeit.
In längst vergangenen Tagen wurde ich geschaffen, am Anfang der Erde, vor unvorstellbar langer Zeit.
Ich wurde geboren, als es noch keine Meere gab und kein Wasser aus den Quellen der Tiefe strömte.
Bevor die Berge in der Erde verankert wurden und die Hügel entstanden, kam ich zur Welt.
Gott hatte das Land noch nicht geschaffen und auch nichts anderes.
Nicht einmal Staub gab es auf der Erde.
Ich war dabei, als er das Dach des Himmels baute, als er den Horizont über dem Meer bildete.
Ich war dabei, als er die Wolken oben festmachte und die Quellen unten aus der Tiefe sprudeln ließ.
Ich war dabei, als er dem Meer eine Grenze setzte und dem Wasser verbot, sie zu überschreiten.
Als er dann die Fundamente der Erde legte, stand ich ihm als Handwerkerin zur Seite.
Tag für Tag war es für mich eine Freude, die ganze Zeit lachte ich an seiner Seite.

Ich war fröhlich, dass es den Erdkreis gab, und hatte meine Freude an den Menschen.
Ihr jungen Leute, hört jetzt auf mich!
Glücklich zu preisen sind alle, die mir folgen.
Hört genau hin, damit ihr klug werdet!
Schlagt die Erziehung nicht in den Wind!


Antwortpsalm: PS 104


Predigt:
Liebe Mitchristinnen, liebe Mitchristen!


Im Psalm 104 wird von Gott gesagt: mit Weisheit hast du alle deine Werke gemacht. Klingt interessant: Mit Weisheit, nicht mit Logik, nicht mit Mathematik, nicht mit kosmischen Gesetzen oder mit Evolution, nein mit Weisheit hat Gott die Welt erschaffen. Weisheit, das ist mehr als Klugheit und Intelligenz, mehr als Reflexion und Kalkül. Weisheit erfasst das Ganze, sieht in die Tiefe und Breite, erahnt Wirkungen und Perspektiven, die nicht auf der Hand liegen.


Im Buch der Sprichwörter wird gesagt, dass Gott diese Weisheit nötig hat, um die Welt zu erschaffen. Sie wird weiblich, als Frau personifiziert. Ohne sie läuft gar nichts, auch für Gott.


Gott hat sie als Erste geschaffen, vor aller Zeit wurde sie geboren und dann war sie bei allem dabei, was Gott ins Dasein gerufen hat. Die Weisheit spielte vor Gott, wie ein selbstvergessenes Kind, ganz in der Gegenwart und es war ihre Freude, bei den Menschen zu sein.


Haben diese Aussagen eine Bedeutung für unseren Zugang zur Natur, unseren Umgang mit allem Lebendigen um uns herum?
Stimmen werden heutzutage immer lauter, die fordern, dass es bei den Fragen rund um Klimawandel, das Artensterben und die Nachhaltigkeit neben konkreten Maßnahmen um einen fundamentalen Wandel unserer Einstellung zur Umwelt gehen muss. Für Viele ist die Natur eine Sache, die man möglichst gut und gewinnbringend nützen soll und kann. Die Frage ist, was man herausholen kann, wie man Ertrag und Effizienz steigern kann. Solange diese Mentalität herrscht, werden Maßnahmen zum Klima oder Artenschutz, zur Renaturierung oder Nachhaltigkeit vielleicht eingesehen (besonders nach der nächsten Wetterkatastrophe oder Dürre), aber unwillig in Kauf genommen.
Wir können aber auch wieder lernen, die Natur mit den Augen von Frau Weisheit zu sehen. Wir können staunen, welche Schönheit die Schöpfung uns bietet, wie ausgewogen und raffiniert das Zusammenspiel der Naturgesetze ist oder wie kreativ sich die Lebewesen an ihren Lebensraum und ihre Situation anpassen.
Wir können unsere Gleichgültigkeit, Überheblichkeit und Arroganz hinter uns lassen und zum Beispiel am Weg in die Arbeit darüber staunen, dass jetzt die Sonne aufgeht, oder dass unser Magen das Essen verdaut, das uns so gut geschmeckt hat oder dass die Dämmerung eine friedliche Stimmung erzeugt, die uns zur Ruhe kommen lässt. Dann können wir spüren, wie alles mit Weisheit gemacht ist und wie kostbar, schützenswert und einmalig unsere Umwelt ist.


Wenn wir einen absichtslosen, bewundernden Zugang zur Schöpfung pflegen, Ausbeutung und Zerstörung zurücknehmen, dann können wir auch Gott, der Schöpferin in der Natur begegnen.


Und die Frau Weisheit, die Freude hat unter uns Menschen zu sein kann uns einen guten Weg zeigen. Wenn wir uns auf sie einlassen, können wir von ihr lernen:


+ Genügsamkeit: Wer weise mit der Natur umgeht, spürt, wann es genug ist, und verbraucht nicht mehr, als er oder sie nötig hat.


+ Genussfähigkeit: Wer mit allen Sinnen den Reichtum der Schöpfung erspürt, der oder die erfährt Fülle und Glück im Leben.


+ Respekt und Ehrfurcht: Wer mit weisen Augen auf die Natur schaut, erkennt ihre Einmaligkeit aber auch ihre Zerbrechlichkeit und Verletzbarkeit.


+ Verantwortung: Wer die Weisheit findet, selbst ein Teil dieser wunderbaren Schöpfung zu sein, kann sensibel und rücksichtsvoll mit der Natur umgehen.


UND es ist nicht schwer diese Weisheit zu finden. An anderer Stelle sagt die Bibel, dass Frau Weisheit auf unserer Türschwelle sitzt und auf uns wartet. Wir brauchen nur die Tür zu öffnen, dann ist sie da und wartet darauf hereingebeten zu werden.


Öffnen wir unsere Türen und Herzen und bitten sie herein, denn es ist ihre Freude bei den Menschen zu sein.


Fürbitten:


Lebenspendender Gott, Quelle des Lebens wir bitten dich:


+ um Weisheit im Umgang mit deiner Schöpfung
+ um die Bereitschaft im Einklang mit der Natur zu leben
+ um die Einsicht unseren Konsum und die Verschwendung kritisch zu reflektieren
+ um den Mut jene zu unterstützen, die die Macht haben den Umweltschutz umzusetzen
+ um Geduld, um mit anders Denkenden im Gespräch zu bleiben
+ um die Fähigkeit über die Schönheit und Pracht der Natur zu staunen
+ um Trost und Frieden für unsere Verstorbenen und ihre Angehörigen


Gott du bist uns nahe und begleitest uns alle Tage unseres Lebens. Dafür danken wir dir. Amen

 

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