Einleitung:
Liebe Kinder, liebe Brüder und Schwestern!
Ich glaube, Sie sind so froh wie ich, dass die Ferien seit einer Woche begonnen haben. Einige werden verreisen – oder sind sogar schon wieder da.
Wenn wir das tun, überlegen wir: was brauch ich unbedingt, um mich wohl zu fühlen? Auf wen oder was möchte ich gar nicht verzichten? Welche Person, welches Ding, welches Ritual ist ganz wichtig für mich?
Diese Frage möchte ich Ihnen in die folgende Stille mitgeben.
Stille
Eingangsgebet
Gott, wir danken dir für unser Leben.
Du hast damit beschenkt, wie so viele andere vor und mit uns.
Du stellst uns Menschen zur Seite, die mit uns gehen,
damit wir ermutigt, begleitet und bestärkt sind.
Du hast Prophetinnen und Propheten in die Welt gesandt,
deinen Sohn Jesus, viele Menschen vor uns, auch jeden und jede einzelne von uns. Lass uns deine Gegenwart spüren an jedem Tag unseres Lebens.
Darum bitten wir durch Jesus Christus,
unseren Bruder und Herrn.
Amen.
Predigt
Liebe Kinder, liebe Brüder und Schwestern!
Was braucht man, um zu verreisen? Was muss man mitnehmen von zu Hause?
[Diejenigen, die auf ein Jungscharlager fahren, haben eine Packliste mitbekommen: Schlafsack, Matte, warme und kühle Kleidung, e-card, Wäsche, ein weißes Leiberl zum Bedrucken, Hausschuhe, Pyjama, Toilettsachen und anderes.]
Manchmal begeben sich Menschen – jüngere oder ältere – auf ein Abenteuer und nehmen für ihre Reise fast nichts mit, höchstens Zahnbürste und Jacke. Sie wollen bei Häusern anläuten, um Arbeit bitten und sich so das Essen, den Schlafplatz erarbeiten, strecken die Daumen aus, um ein Stückchen mit dem Auto mitgenommen zu werden („Autostoppen“ hieß das früher, heute heißt es „hitchhiking“), und kommen ganz schön weit damit. Erleben auch wunderbare Sachen. Für einige wenige Tage wäre das ein schönes Abenteuer für mich, aber auf Dauer ganz schön anstrengend: permanent auf andere angewiesen sein, viel reden und erklären, abgewiesen oder als Spinner angesehen werden.
So ist es vielleicht auch den Zwölf gegangen, die Jesus aussendet – ohne Geld im Beutel, ohne Essen, nur einen Gefährten und die Botschaft Jesu. Und sie haben beides erlebt: freundliche Aufnahme und Ablehnung.
Für mich ist dieser eine Gedanke aus dem heutigen Evangelium spannend: Jesus schickt die Apostel so aus, dass sie reden, kommunizieren müssen. Nicht von oben herab mit ihrer Botschaft, sondern auf Augenhöhe. Sie haben zwar etwas anzubieten – Jesu befreiende Worte – aber sie sind angewiesen auf den guten Willen derer, die sie besuchen. Sie müssen sich als ebenso Bedürftige äußern, sie sind den Besuchten, „Missionierten“, in anderen, nämlich den leiblichen Bedürfnissen, nichts voraus. Ihre Botschaft heißt: ich brauche – du brauchst. Ich bitte – du bittest vielleicht, kannst vielleicht brauchen. Oder aber du meinst, genug zu haben und nichts zu brauchen. Die Haltung, der Gestus jedenfalls funktioniert dann nicht von oben herab, sondern von Mensch zu Mensch, von Bedürftigkeit zu Bedürftigkeit, Geschenk gegen Geschenk, Dank gegen Dank. Es ist dann eine Wahrheit, eine Frohe Botschaft, die angeboten wird, und nicht anderen übergestülpt oder verordnet. Die Frohe Botschaft offerieren, darlegen, hinlegen, schenken, auf Annahme hoffen – freundlich, demütig, abwartend. Wenn in dieser Haltung Mission gelebt wird, wir als Christinnen und Christen Mission leben, dann werden wir der Botschaft der Liebe und des Angenommen-Seins vor Gott gerecht, die durch unser Leben ausstrahlen soll, die wir hinaustragen sollen.
Womit ich beim zweiten Aspekt bin, der mir an dieser Stelle gefällt: Es reicht nicht, dass es einen Messias, einen Guru, einen Religionsgründer gibt – auch wenn er noch so strahlt. Jesus selber schickt seine Jünger weg – beschrieben ist es als die Sendung der Zwölf, die das Volk Gottes wieder herstellen sollen, über die Grenzen Israels hinaus. Er schickt sie weg, um das zu tun, was er selber tut: predigen und heilen. Er traut ihnen und uns zu, in seinem Sinne weiter zu arbeiten. Das Gute soll mehr werden, sich verbreitern in der Welt – und die unreinen Geister zum Verschwinden bringen, die wir heute „Einsamkeit, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Ungerechtigkeit, Lüge“ und vieles mehr nennen. Aber sie/wir müssen das nicht alleine tun, wie ein Rufer in der Wüste. Jesus schickt sie zu zweit weg: Wenn einer fällt, hilft der andere auf; wenn einer müde ist, kann der andere noch; wenn einer verzagt ist, mag der andere noch Hoffnung finden; auch Misserfolge lassen sich zu mehrt leichter verdauen, Reflexion und Feedback ist möglich, beten ist leichter, die Gemeinschaft stützt.
Bei Taufen sage ich gerne: Zu glauben ist schwierig alleine. In der Gemeinschaft stützt man sich, trägt einander ein Stück, wenn es einem gerade schwer fällt, freut sich miteinander.
Uns allen wünsche ich, dass wir gestärkt aus den sonn- oder alltäglichen Erfahrungen eines gemeinsamen Glaubens hinausgehen zu Menschen um uns und dort „böse Geister“ vertreiben, die Freude Jesu durchscheinen lassen und Menschen zum Mitgehen einladen.
Fürbitten
Im Evangelium begegnen uns die Zwölf,
die zum ersten Mal alleine, ohne Jesus, zu zweit über Land gehen,
mit leichtem Gepäck, sorglos, böse Geister ausfindig machen und vertreiben.
Lasst uns beten:
Für die Menschen, die nicht lange überlegen,
sondern beherzt anderen den Frieden bringen.
Hilf ihnen, nicht enttäuscht zu werden.
Wir bitten dich – erhöre uns
Für die Menschen, die sich schwer damit tun, auf andere zuzugehen
und Risiken in Kauf zu nehmen.
Hilf ihnen, mutig zu werden.
Wir bitten dich – erhöre uns
Für die Menschen, die in Israel/Palästina, in der Ukraine, im Jemen
und in vielen anderen Krisengebieten der Erde noch nicht die Hoffnung aufgegeben haben,
auf friedlichem Wege wieder zueinander zu finden.
Hilf ihnen, Teufelskreisläufe zu überwinden.
Wir bitten dich – erhöre uns
Für die Menschen, die versuchen Leben zu retten und Geflüchteten beizustehen,
und anderen Völkern helfen, wieder auf eigene Füße zu kommen.
Stärke sie in ihrem Engagement und Einsatz.
Wir bitten dich – erhöre uns
Für die Menschen, die Kindern und Jugendlichen eine Perspektive geben,
an Arbeitsplätzen Mobbing wehren
und die vielen kleinen und großen alltäglichen Sorgen mit Humor angehen.
Hilf ihnen, sich nicht einschüchtern zu lassen.
Wir bitten dich – erhöre uns
Du hast Menschen ausgesandt,
in deinem Namen und mit deinem Wort böse Geister zu benennen,
ihnen die Masken zu nehmen und sie zu vertreiben.
Herr, sende uns! Amen
Text nach der Kommunion auf Anfrage