Sonntag 16. Februar 2025

Gottesdienstvorschlag 2024 zumTag der Arbeitslosen – 30. April und Tag der Arbeit – 1. Mai

Gottesdienstvorschlag 2024 zum Tag der Arbeitslosen – 30. April und Tag der Arbeit – 1. Mai

 

mit Texten von Mag.a Lucia Göbesberger, Fachbereichsleitung Gesellschaft und Soziales und Christian Winkler, Bischöfliche Arbeitslosenstiftung

5. Sonntag in der Osterzeit, 28. April 2024, Evangelium Joh 15,1-8

oder 6. Sonntag in der Osterzeit 5. Mai 2024, Evangelium Joh 15,9-17

 

Einleitung Text (oder Auszug) aus dem Begleitbrief

 

Kyrie

Herr Jesus Christus, du schenkst jeden Menschen Aufmerksamkeit und Achtung.

Herr erbarme dich unser.

Jesus Christus, du holst arme und ausgegrenzte Menschen in die Mitte. Christus erbarme dich unser.

Herr Jesus Christus, du willst das gute Leben für alle.

Herr erbarme dich unser.

 

Predigtelemente 5. Sonntag in der Osterzeit, 28. April 2024, Evangelium Joh 15,1-8

Im eben gehörten Evangelium wird Gott mit einem Winzer verglichen. Im Sinne der guten Ernte schneidet er Reben ab, die keine Frucht bringen. Er schafft die notwendigen Rahmenbedingungen, die Voraussetzungen für eine gute Ernte. Jesus wandte sich besonders jenen zu, die am Rande standen. Für sie setzte er sich ein, damit ihr Leben besser werden würde, die Lebensvoraussetzungen ebenso gut für sie passen wie für jene in der Mitte der Gesellschaft. Wollen wir ihm nachfolgen, ist das die Brille, mit der wir Situationen beurteilen können und die handlungsleitend ist. Im Mittelpunkt soll heute die Situation der Menschen stehen, die arbeitslos sind. Denn der 30. April wird als Tag der Arbeitslosen begangen. 

 

6. Sonntag in der Osterzeit 5. Mai 2024, Evangelium Joh 15,9-17

Im Evangelium geht es, wie Sie soeben gehört haben, um das Abschiednehmen Jesu, das zugleich Rückblick und Ausblick ist. Diese Reden sollen die brennende Frage beantworten, wie es für die Jünger:innen weitergehen kann, wenn Jesus dann nicht mehr konkret greifbar ist, nicht mehr von Angesicht zu Angesicht mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Nicht eine lange Liste an To-dos und Verboten ist die Antwort, sondern einander zu lieben, so wie auch Jesus sie geliebt hat. Oder mit anderen Worten gesagt einander auf Augenhöhe zu begegnen, wie es in Freundschaften üblich ist und auf diese Weise in Jesu Fußstapfen zu treten – die zugegebener Maßen groß sind. Jesus betont damit, dass es nicht nur das intellektuelle Verstehen braucht, sondern die Haltung aufeinander zu achten und sich einander zuzuwenden ebenso wichtig ist. Freundschaftliche Verbundenheit ist die Voraussetzung, um im Sinne des Evangeliums zu wirken, zum guten Leben beizutragen – die Gemeinschaft als Rückhalt und Bestärkung und für die Gesellschaft, also nicht nur für die in der eigenen Blase, die besten Freund:innen und Gleichgesinnten. Sich aufeinander zu stützen, spendet Trost, macht Mut und eröffnet eine Perspektive. Gegenseitige Ermutigung brauchte es nicht nur damals, sondern auch heute, damit wir uns den drängenden Problemen dieser Zeit widmen können, um uns mit und für jene einzusetzen, die Not leiden und/oder von Ausgrenzung betroffen sind. Im Mittelpunkt soll heute die Situation der Menschen stehen, die arbeitslos sind. Denn am 30. April war der Tag der Arbeitslosen.


Wie geht es arbeitslosen Menschen?
Gedanken eines Menschen, der das Gefühl kennt, wenn man arbeitslos ist:

„Ich habe es geschafft“, dachte Frau Ingrid. „Leider sollte ich mich täuschen. Warum? Gestern hat mich mein Chef wieder daran erinnert, dass ich ein befristetes Dienstverhältnis habe. In dem Augenblick, wo man es eingeht, ist man froh das „rettende Ufer“ des Arbeitsverhältnisses erreicht zu haben. Endlich wieder ein „normaler“ Mensch sein. Jetzt hab‘ ich wieder schlaflose Nächte. Zu nahe ist wieder die Hoffnungslosigkeit der Arbeitslosigkeit und damit ein Teufelskreis, der einem Menschen ganz schön zusetzen kann. Als Arbeitslose: Kein Geld, keine Zukunft, kein Prestige. Nichts. Wenn du einmal ein gewisses Alter erreicht hast, kannst du nur mehr hoffen auf ein kleines Fünkchen Glück. Man sucht verzweifelt und alles, was man bekommt, sind Absagen. Wenn die Hoffnung nicht wäre, man würde aufgeben. Aber mit jedem Brief hofft man auf eine Zusage und im besten Fall auf eine unbefristete Stelle.“ 

 

Jeder dritte Arbeitslose ist armutsgefährdet:

Sehr stark leiden arbeitslose Menschen unter den finanziellen Einschränkungen, vor allem dann, wenn sie bereits öfter arbeitslos waren. Der Lebensstandard sinkt rapide, beim Essen und bei der Kleidung muss gespart werden und die Wohnung warm genug zu heizen, ist da oft nicht mehr möglich. Wenn das Arbeitslosengeld sehr gering ist, besteht Anspruch auf Sozialhilfe. Die Anspruchsvoraussetzungen dafür sind aber eng und schwer zu erfüllen, das Procedere bis zur Zuerkennung ist oft psychisch sehr belastend.

 

Jugendliche, die im Jugendprojekt JU-CAN der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung unterstützt werden:

Arbeitslose Jugendliche sind derzeit besonders belastet. Kriege, Klimakrise und auch noch die Pandemie bedrücken sie. Lethargie und Fatalismus finden sich bei zunehmend mehr jungen Menschen. Daniel, 16 Jahre alt, ist sehr zurückgezogen und spricht wenig, er sucht bereits seit fast einem Jahr einen Ausbildungsplatz. Bei JU-CAN wird er sechs Monate vielfältig unterstützt und gewinnt beachtlich an Selbstvertrauen. Es gelingt ihm, ein Praktikum bei einem Buchvertrieb zu erhalten, der Betrieb sagt nach dem Kennenlernen die Lehrstelle zu. Die Trainer:innen bereiten mit dem Betrieb und mit Daniel alles vor, damit er die Lehre als Buch- und Medienwirtschafter beginnen kann. Die erste Klasse der Berufsschule hat er mit guten Noten bereits absolviert.

 Für Valentin, 17 Jahre, ist es in der ersten Phase bei JU-CAN wichtig, wieder einen Tagesrhythmus zu trainieren. Er braucht Entlastung von der großen Verantwortung zuhause in der Pflege seines Vaters und Unterstützung, sich wieder mehr auf sich selbst konzentrieren zu können. Valentin äußert von Beginn an Interesse an einer Lehre als Koch. Er bekommt eine Chance für Schnuppertage. Er entscheidet sich für eine Lehre in einem Gasthaus in Linz und hat diese im September 2023 angetreten.

 

Was brauchen arbeitssuchende Menschen?

Menschen, die längere Zeit vergeblich einen passenden Arbeitsplatz suchen, brauchen Hilfe bei der Orientierung und Suche nach einem für sie passenden Arbeitsplatz. Die Begleitung beim Antritt eines neuen Arbeitsverhältnisses ist oft ganz wesentlich, um die Abbruchgefahr zu vermindern. Durch die zeitlich befristete gemeinnützige Arbeitskräfteüberlassung (umgangssprachlich Personalleasing) erhalten sowohl die beschäftigten Menschen als auch die Betriebe Unterstützung durch den Betrieb JONA Personalservice der Bischöflichen Arbeitslosenstiftung.  Viele arbeitslose Menschen haben einmal ohne Ausbildung zu arbeiten begonnen oder eine solche abgebrochen. Sie brauchen eine bedarfsgerechte Berufsausbildung bzw. Weiterbildung, die mit einer Unterstützung beim Lernen und „Lernen lernen“ kombiniert ist. Oftmals ist auch der Aufbau und die Stärkung des Selbstvertrauens nötig oder eine Berufsorientierung, die eine realisierbare berufliche Perspektive aufzeigt. „Arbeitsmarktintegrative soziale Unternehmen wie sozialökonomische Betriebe und Beratungseinrichtungen unterstützen Teilnehmer:innen aller Altersgruppen in schwierigen Lebenslagen und helfen ihnen erfolgreich in neue Jobs. Das Problem ist allerdings, dass diese Einrichtungen im Jahr 2024 mit geringer werdenden Subventionen zu kämpfen haben. Die Kürzungen sind angesichts der starken Betroffenheit von der negativen Entwicklung am Arbeitsmarkt in Oberösterreich schwerwiegend. Es ist zu hoffen, dass die drohenden Kürzungsszenarien abgemildert und Rahmenbedingungen geschaffen werden für Menschen, die Unterstützung brauchen auf ihrem Weg in die Erwerbsarbeitswelt,“ meint Josef Pürmayr von der Sozialplattform, einem Netzwerk von Sozialorganisationen in Oberösterreich.

 

Fürbitten

Guter Gott, stärke uns alle im Einsatz für Würde und Gerechtigkeit für und mit arbeitslosen Menschen und erhöre unsere Bitten: Für alle arbeitslosen Menschen und ihre Familien, die schwere Zeiten durchleben: Lass sie das Vertrauen zu sich selbst und die Hoffnung auf einen guten Arbeitsplatz nicht verlieren. Für Jugendliche auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz: Gib ihnen Ausdauer für jede neue Bewerbung und stärke ihr Selbstvertrauen, damit sie bei Enttäuschungen nicht resignieren. Für ältere arbeitslose Menschen, die mit dem Gefühl des "nicht-mehr-gebraucht-werdens" kämpfen: Stärke ihnen die Zuversicht bei der Suche nach neuen Wegen. Für die Verantwortlichen in Politik und Sozialpartnerschaft: Gib ihnen Mut und Tatkraft, damit sie sich verstärkt für eine gerechtere Verteilung der Erwerbsarbeit einsetzen und konkrete Schritte dazu beschließen. Für uns alle: Gib uns Mut und Tatkraft im Einsatz für ein solidarisches und die Würde jedes Menschen achtendes Miteinander. Guter Gott, lass unsere Bitten im Vertrauen auf deine Gegenwart im Alltag wirksam werden.

 

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