Freitag 22. November 2024

Ich höre dir zu!

zum 3. Sonntag im Jahreskreis (24. Jänner 2021) 

Bibelstelle: Jona 3,1,-5.1

 

Autorin: Mag.a Lucia Göbesberger,
Leiterin der Abtlg. Gesellschaft & Theologie, Pastoralamt Linz

 

Die heutige alttestamentliche Lesung erzählt von Jona. Jona ist vielen von uns bekannt als der Mann der im Bauch eines Fisches war. Der Auftrag Gottes an ihn, war ihm zu viel.


Er hatte sich schon als das erste Mal, als der Auftrag an ihn erging, aus dem Staub gemacht. Er hat versucht, der Sache zu entkommen.
Nach all den Turbulenzen auf seiner Flucht, die eben letztlich im Fischbauch endete, steht er wieder auf festem Boden, er ist wieder unversehrt an Land gekommen – vom Fisch an Land gespien und wieder ereilt ihn derselbe Auftrag. Er soll sich genau dorthin aufmachen, wo es ihm wirklich widerstrebt hinzugehen. Es zieht ihn überhaupt nicht nach Ninive, am liebsten würde er wohl wieder davonlaufen. In dieser großen Stadt dürfte einiges im Argen gelegen sein, genauer wird darauf nicht eingegangen.


Jona geht dann zwar hin, macht sich aber nicht die Mühe, alle StadtbewohnerInnen von der von Gott prophezeiten Vernichtung, zu informieren. Er geht nur ein bisschen in die Stadt hinein – einen Tagesmarsch lang, wo sie aber doch 3-Tagesmärsche groß ist. Nur einen Tag lang ruft er die Botschaft, dass die Stadt in 40 Tagen zerstört sein wird. Das genügt ihm. Damit ist der Auftrag für ihn erledigt. Haben sie bisher nicht gehört, warum sollten sie es jetzt tun und warum sollte ihnen verziehen werden. Aber diesmal kommt es anders, die Menschen hören ihm zu und die Nachricht geht bis zum König, auch er nimmt endlich die Sache ernst.


Wenn auch nicht der König der ist, der den Anfang macht. Aber nun ist er ganz dabei. Er ruft alle zum strengen Fasten auf. Ein Fasten, das auch für die Tiere gelten soll. Angestrebt wird, dass jede und jeder umkehren soll vom „bösen Weg und von der Gewalt, die an den Händen klebt.“ Und Gott hat Verständnis und zeigt sich nachsichtig. Er ist gnädig und barmherzig Menschen und auch den Tieren gegenüber wie es im Text heißt, was Jona ganz und gar nicht einsehen kann und will. Dafür fehlt Jona völlig das Verständnis. Er muss erst lernen und einsehen, was sein ganzer Auftrag als Prophet ist. Nicht nur wahrzunehmen und zu benennen, wenn in einem System – in einer Stadt, in einem Staat - etwas schief läuft, wenn nicht mehr das gute Leben, das Ziel des Handelns ist. Sondern er muss noch lernen, den Irrläufern, jenen die bisher nicht das Gute im Auge hatten, zumindest eine Chance zu geben, er muss sich ein Beispiel an Gott nehmen. Systemkritikerin oder -kritiker zu sein wie es Jona war, ist das eine, daran zu glauben, dass sich etwas ändern wird und den IrrläuferInnen eine Chance zu geben das andere. Bei dem einen oder anderem Projekt auch jene mit ins Boot zu nehmen, in die man gerade nicht seine Hoffnung gesetzt hat. Das ist wohl die spannende Herausforderung, über die in dieser Erzählung berichtet wird. Immer wieder sich über den Tellerrand, den eigenen Freundeskreis (Dunstkreis), hinauszubewegen, um dort Verbündete zu suchen für den Weg zum guten Leben, unabhängig davon, ob es nun ein soziales oder ökologisches Vorhaben ist.


Es dann auch noch auszuhalten, wenn es bei den Neulingen besser läuft als bei mir, die ich mich schon lange abmühe, könnte auch noch eine Irritation sein. Es wird wohl nicht immer leicht sein, Prophet oder Prophetin im eigenen Land zu sein. Ich denke aber, dass es diese ganz besonders auch jetzt braucht: Jene, die genau hinsehen das Wort erheben und sich einsetzen für eine gute Kultur des Miteinanders.


Nun noch ein Blick auf das Evangelium: Die im Evangelium Gerufenen, werden einen ähnlichen Auftrag ausführen wie Jona. Ihr „Job“ ist es auch dorthin zu gehen, wo es brenzlig ist, wo Gott nicht mehr spürbar ist. Genau dorthin, wo es scheint, dass Gott nicht mehr da ist zum Beispiel im persönlichen Bereich. Wo Einsamkeit und Sorge den Ton angeben, so wie wir es in der letzten Zeit erlebt haben, bei den Menschen, die alleine leben, deren finanzielle Nöte durch die Pandemie gewachsen sind, die anderen, die vor lauter Arbeit, sei es nun zuhause oder im Beruf, erschöpft sind.

 

Eine neue Erfahrung hat zudem tiefe Spuren hinterlassen, der Mangel an persönlichen physischen Begegnungen. Die Nächsten sind nicht mehr greifbar, nicht spürbar, nicht mehr zur Gänze sichtbar, nicht mehr riechbar. Genau dort glaube ich, sind wir nun gefordert, das gute Leben wieder spürbar zu machen.
Der emeritierte Bischof Wanke hat das in den sieben Sätzen der Barmherzigkeit formuliert.


Ich höre dir zu.
Ich gehe ein Stück mit dir.
Ich rede gut über dich.
Ich bete für dich.
Ich teile mit dir.
Ich besuche dich.
Du gehörst dazu.


Es braucht einerseits die sozialstaatliche Absicherung und eine funktionierende Infrastruktur, funktionierendes Gesundheitssystem wie das letzte Jahr gezeigt hat und das daher unbedingt erhalten bleiben muss und die persönliche Begegnung. Sozial ist nicht nur digital.

 

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