Spiegeln
Viele von uns entdecken in Zeiten eines solchen Scheiterns den Großen Göttlichen Blick, die letztgültige Ich-Du-Beziehung, die immer barmherzig ist und uns ganz und gar in sich birgt; sonst wäre sie nicht göttlich. Wie jeder ehrliche Spiegel nimmt uns der Blick Gottes genau so an, wie wir sind, ohne unser Bild zu beurteilen oder zu verzerren, ohne etwas wegzunehmen oder hinzuzufügen. Eine solche vollkommene Annahme transformiert uns. Voll und ganz so angenommen zu sein, wie wir sind - darauf warten wir ein Leben lang, danach sehen wir uns. Alles, was wir tun können, ist, den liebevollen Blick Gottes jeden Tag zu empfangen und zu erwidern.
© Richard Rohr. Reifes Leben. Eine spirituelle Reise. Freiburg im Breisgau 2012.