Verspielte Schöpfung
Seit ihrem ersten Geburtstag liebt meine Ältere das Schaukeln. Wo immer Helene eine Schaukel sieht, äußert sie den dringenden Wunsch, sich darauf zu setzen und sich vor- und rückwärts gleiten zu lassen. Selbst im Winter macht sie keinen Bogen um die Spielplätze. Diese Lust am Spielen ist etwas, das wohl zur „Grundausstattung“ des Menschen gehört. Wer sich nicht vom „Ernst des Lebens“ ausbremsen lässt, der wird das Spielerische als lebenslangen Begleiter schätzen lernen. Wie sehr das Scherzende, Heitere, Ausgelassene zur Schöpfung gehört, zeigt die Weisheitsliteratur des Alten Testaments: Als Gott die Fundamente der Erde abmaß, war nämlich die verspielte und scherzende Weisheit wie ein geliebtes Kind bei Gott. „Nicht der große Kummer oder ein irrer Zufall, sondern eine übermütige Heiterkeit und … Lebensfreundlichkeit liegen daher dem All zugrunde“ (O. Keel).
© Stefan Schlager, Grüß Gott Kalender 2007