Maria-Empfängnis-Dom
Der äußere Anlass für den Bau einer neuen Domkirche, die der wachsenden Zahl an Gläubigen in Stadt und Diözese angemessen sein sollte, war die Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Marias (8. Dezember 1854). Die Größendimension geht auf die Absicht Bischof Franz Joseph Rudigiers zurück, allen Bewohnern von Linz Platz zu bieten – zu Baubeginn im Jahr 1862 waren dies 20.000 (heute müsste der Dom demnach die neunfache Größe haben).
Für den Bau im hochgotischen Stil wurde der Kölner Dombaumeister Vinzenz Statz nach Linz berufen, nach seinem Tod führte sein Sohn Franz den Bau fort. Dombaumeister Matthäus Schlager, der auch für den Entwurf zahlreicher neugotischer Kirchen in Oberösterreich verantwortlich zeichnet, brachte das Vorhaben nach 62 Jahren Bauzeit schließlich 1924 zu seinem Ende. Die feierliche Weihe fand am 29. April 1924 statt. Die baulichen Maßnahmen der letzten Jahre haben dazu beigetragen, die städtebauliche Situation des Mariendoms zu unterstreichen. Von der Mozartkreuzung aus fällt der Blick auf die Ostseite mit dem Querschiff und den Nordturm. Am besten betritt man den Raum durch die Turmhalle im Norden. Im Inneren beeindrucken die Dimensionen der dreischiffi gen Säulenbasilika.
Die mächtigen Granitsäulen lenken den Blick nach vorne zu Zelebrations- und Hochaltar und nach oben zum Gewölbe. In seiner künstlerischen Ausstattung verbindet der Dom Geschichte und Gegenwart. Zahlreiche Gemeinden Oberösterreichs beteiligten sich am Bau und an der Ausstattung. Davon zeugen die Farbglasfenster, die im Erdgeschoss und in der Galerie den Raum ausleuchten. Die Fenster im Kapellenkranz und über den Eingängen der Querarme stammen aus dem Jahr 1995. Anstatt für die zum Teil im Zweiten Weltkrieg zerstörten Fenster Kopien anzufertigen, beauftragte man den Physiker und bildenden Künstler Karl-Martin Hartmann mit Fenstern in der Sprache der Zeit. Als Leitmotiv für deren Gestaltung wählte er die Auseinandersetzung mit der Schöpfung im Kontext von modernen Entdeckungen und technischen Beobachtungsmöglichkeiten. Den Altarraum umschließt ein Kranz von sieben Kapellen, die Ehrentiteln Marias gewidmet sind. Dazu gehört die Kapelle „Maria, Königin der Märtyrer“, in der Reliquien des seligen Franz Jägerstätter, eines Gewissensmärtyrers der NS-Zeit, gezeigt werden. In der Krypta des Mariendomes, die den Linzer Bischöfen als Grablege dient, befi ndet sich mit der sogenannten Osterrieder-Krippe auch eine der größten bestehenden Krippen.
Die 1968 geweihte Rudigierorgel ist eine der größten mechanischen Orgeln der Welt. Durch den Einbau der Orgel entstand ein einzigartiger Raum, der mit seinen außergewöhnlichen Maßen und dem Lichteinfall durch die Fensterrosette bezaubert; diese Rudigierhalle ist im Kulturhauptstadtjahr 2009 als „Ruhepol“ öffentlich zugänglich. In der Krypta des Doms wird an jedem Sonntagnachmittag ein Gottesdienst in englischer Sprache gefeiert.
Der Mariendom, der gegenüber dem „Alten Dom“ (der Ignatiuskirche) gerne auch als Neuer Dom bezeichnet wird, ist zugleich Bischofs- und Pfarrkirche. Der Bau des Mariendomes zog eine mit der Barockzeit vergleichbare Baubewegung nach sich: Zahlreiche Kirchen in neuen Siedlungsgebieten wurden im Stil des Historismus errichtet. Eine noch stärkere Kirchenbaubewegung geht mit dem Aufschwung von Linz als Industrie- und Wirtschaftszentrum einher. Knapp zwanzig Kirchenbauten sind seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Linz, vor allem in neuen Siedlungsgebieten, entstanden. Dieser Bauboom erreichte von den 1970er Jahren bis zur Mitte der 1980er Jahre seinen Höhepunkt. Auch wenn die Bautätigkeit seither stark zurückging, werden dennoch bis in die Gegenwart neue Kirchbauten ausgeführt: etwa die 2006 errichtete Seelsorgestelle Elia im neuen Stadtteil SolarCity im Süden der Stadt und die Kirchenbauprojekte der näheren Zukunft, die Seelsorgestelle Lichtenberg und die Kirche am Areal der voestalpine AG.
Kontakt:
www.dioezese-linz.at/dompfarre
Quellenangabe:
Broschüre: "Kirchen in Linz", Dekanatssekretariat Region Linz, 2009, dekanatssekretariat@dioezese-linz.at