Marcel Callo
Auf der Suche nach einem geeigneten Ort für das Pfarrzentrum bot sich eine ehemalige Textilfabrik als einziges Bauwerk mit Geschichtsbezug an: Das 1907/08 errichtete Gebäude wird der Otto-Wagner-Schule zugeschrieben. In den 1930er Jahren übernahm die niederösterreichische Tuchfabrik Himmelreich & Zwicker den Betrieb – ihr Schriftzug ist noch heute an der nördlichen Eingangsfront zu lesen.
Nach einer bewegten Geschichte mit wechselnden Eigentümern befindet sich seit 1998 darin das nach Plänen der Linzer Architekten Schremmer & Jell ausgeführte Seelsorgezentrum. Als Patron erhielt die junge Pfarre den seligen Marcel Callo. Marcel wurde als Sohn einer Arbeiterfamilie in Rennes geboren, kam wegen seiner „katholischen Aktion“ unter französischen Zwangsarbeitern ins Konzentrationslager Mauthausen/Gusen und starb dort 1945 mit nur 24 Jahren. Der Bedeutung der Seelsorgestelle als spiritueller, sozialer und kultureller Brennpunkt des Stadtteils wird auch durch die an den Kirchenraum anschließenden Räume, das Café in der Tuchfabrik und das Kinder- und Jugendzentrum Turbine, Rechnung getragen. Ein Umgang aus Glasbausteinen umschließt den Kirchenraum.
An seine industrielle Vergangenheit erinnern Gusseisenstützen, die eine Deckenkonstruktion aus Fertigbetonelementen und Stahl tragen. Eine Reminiszenz an die Verbindung mit dem Werkstoff Textil ist die Bespannung der flexiblen Bestuhlung. Unter Einbeziehung der historischen Substanz wurde das Bestehende mit neuen Funktionen versehen. Anstatt eines Kirchturmes ragt der ehemalige Fabrikschlot über den Baukörper empor. Ein besonders eindrucksvoller Ort ist die Taufgrotte mit fließendem Wasser im ehemaligen Turbinenhaus des Kraftwerks. Die Pfarre greift die Symbolik dieses Ortes auf und versteht sich als Gemeinde, die für die Menschen sorgt, aber auch antreibt, die Kraft für den inneren Motor und für die Tat gibt.
Quellenangabe:
Broschüre: "Kirchen in Linz", Dekanatssekretariat Region Linz, 2009, dekanatssekretariat@dioezese-linz.at