Gedenkstätte für Sternenkinder
Was war Ihre Rolle bei der Gedenkstätte für Sternenkinder in der Pfarre Ungenach?
Die Idee kam von unserer Pfarrassistentin Susanne Grurl. Ich fungierte als Koordinator, Vernetzer, Ideengeber, Organisator und so bildeten wir eine Arbeitsgruppe von 4 Personen Wir wollten einen qualitätsvollen Erinnerungsort für Sternenkinder schaffen. So nahm ich Kontakt mit der Kunstuniversität Linz auf und stieß auf offene Ohren. Ich möchte besonders Professor Lobnig nennen, der eigens eine Lehrveranstaltung zu unserem Sternenkinderprojekt durchgeführt hat. Uns ist im Rahmen dieser universitären Lehrveranstaltung ein besonderer berührender Nachmittag in Erinnerung, bei dem zwei Frauen aus unserem Dorf den Studierenden von ihren traumatischen Erfahrungen erzählten, wir konnten ebenfalls teilnehmen. Studierende konnten bei dieser Begegnung emotional erahnen, was es bedeutet, ein Kind tot zur Welt zu bringen.
Richtig auf Schiene brachte uns der Kontakt zum Kunstreferat der Diözese Linz mit Maga. Sonja Meller, die gemeinsam mit der Kunstuniversität einen fächerübergreifenden Wettbewerb ausschrieb. Das war ein Pilotprojekt! Nicht weniger als 16 Projekte wurden vorgestellt. Das Schöne daran war, dass wir Kunst-Laien aus der Pfarre Ungenach, die drei Juroren beschickte, mit den drei Experten über das Siegerprojekt einer Meinung waren, nämlich das Projekt von Su-Mara Kainz.
Und dann war da noch Josef Nußdorfer vom Leaderverein Vöckla-Ager, der mithalf, das Projekt auf finanzielle Beine zu stellen. Es war klar, dass es einen Verein brauchte, der das Projekt durchführte und damit kam der GUK (Gemeinnütziger Ungenacher Kulturverein) ins Spiel, bei dem ich auch Obmann bin.
Zuletzt brauchten wir noch eine Firma, die das Kunstwerk auch bauen konnte: Fritz Huemer (Schlosserei) war sofort bereit und sehr entgegenkommend, das Projekt in die Tat umzusetzen.
Somit ist das Kunstwerk ein Ergebnis von ineinandergreifendem Wollen, Unterstützen, Zusammenarbeiten über insgesamt Jahre, mit dem gemeinsamen Ziel, einen würdigen ruhigen Ort zu schaffen für Frauen und Männer, die ein Sternenkinder-Schicksal erleben mussten.
Seit wann sind Sie als Pfarrgemeinderat in der Pfarre Ungenach aktiv? Gibt es einen Schwerpunkt Ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit in der Pfarre?
Ich bin seit der letzten PGR-Wahl 2017 Mitglied des PGR Ungenach. Ich bin Mitglied des Fachausschusses „Pfarrleben“. Ich gestalte gerne und bringe Ideen ein. Ich sehe mich als (fast) Ältester mit viel Lebenserfahrung in einer offenen, lebendigen Gemeinschaft, ganz im Sinne von Martin Buber: „Alles wirkliche Leben ist Begegnung“. Generell kann ich sagen: Aktives Zuhören, Empathie und eine gewisse ausdauernde Langsamkeit fördern die Durchführung eines Projekts.
Beruflich sind Sie Allgemeinmediziner?
Ich bin seit 2017 als Gemeindearzt von Ungenach und als Arzt für Psychotherapeutische Medizin in Pension, somit kann ich andere Aktivitäten gut ausfüllen. Ich bin nach wie vor an der Medizinischen Fakultät der JKU Linz und an der Med. Univ. Innsbruck als Lektor tätig, mache außerdem noch manchmal Vertretungen bei Kolleg*Innen. Zudem bin ich Balintgruppenleiter (Anm.: eine Balintgruppe ist ein spezielles Supervisionsformat für Ärzt*innen, bei der es um Arzt-Patientenbeziehung geht) und auch noch in der ÖGPAM (Österr. Ges. für Psychosomatik in der Allgemeinmedizin), bei der ich Mitbegründer war, im Vorstand tätig.
Warum war es Ihnen ein großes Anliegen, eine Gedenkstätte für Sternenkinder in Ungenach zu initiieren?
In meiner 34-jährigen Tätigkeit als Hausarzt bin ich Frauen begegnet, die nach einer Totgeburt in eine belastende und traumatisierende Situation geschlittert sind, vor allem durch Unverständnis der Umgebung und auch durch die Hilflosigkeit der Männer. Noch vor Jahren war das Thema ein Tabu. Daher half ich gerne mit, einen Ort des Trostes, der Ruhe für Betroffene zu schaffen.
Wer ist die Künstlerin?
Su-Maria Kainz ging als Siegerin beim Wettbewerb hervor. Sie ist eine feinfühlende junge Architekturstudentin, sie stammt aus einer Künstlerfamilie aus Linz. Es ist ihr erstes großes Kunstwerk, das sie in Zusammenarbeit mit ihrem Zwillingsbruders Yuti Kainz entwickelt hat. Su-Mara Kainz schreibt: „Ein Sternenkind ist für mich etwas nicht Greifbares, doch Wunderbares, weil es, wenn auch nur kurz, ein LEBEN war und seine Spuren hinterließ. So ist die Idee eines hellen, klingenden Raumes entstanden. Durch sein Gitterwerk fließt Licht und der Wind lässt zarte Klänge entstehen. Ähnlich wie unter einem blühenden Baum stehend, lässt der kleine hohe Raum den Blick der Eintretenden nach oben wandern und verbreitet eine Atmosphäre von Leichtigkeit, Verbundenheit und Dankbarkeit."
Ihre Hobbys und Auftank-Stellen:
Ich singe (auch im Kirchenchor), gehe gerne auf Berge, fahre mit dem Mountainbike, gehe Schitouren. Und außerdem habe ich Regie bei der Theatergruppe ZELL E gemacht (vor allem bei Stücken von Felix Mitterer), was ich nach der Corona-Zeit weiterführen möchte. Ich leite seit 2008 den GUK, ich zitiere aus unserer Homepage (www.guk-ungenach.at): Wir sind eine bunte Gruppe von Landbewohnern, die Freude an Kultur haben. Wir gehen von einem weiten Kulturbegriff aus: Im ursprünglichen (und „ländlichen“) Sinn heißt „cultura“ Anbau. Wir wollen also Kultur und Schönheit anbauen und wachsen lassen.
Sind Sie in Ungenach aufgewachsen?
Ich bin in Ungenach aufgewachsen, meine Eltern waren beide Ärzte für Allgemeinmedizin in Ungenach. Mein Vater verstarb erst letztes Jahr im 102. Lebensjahr.