Pastoral des Entdeckens
Menschen zu vergemeinschaften und Kommunikationsräume zu schaffen bedeutet gleichzeitig, dass jedes Versammeln in dem Bewusstsein geschieht, dass „WIR“ nicht „ALLE“ sind. Christliche Koinonia (Gemeinschaftsdienst) ist immer mehr als ein gerade konkret erlebtes Gemeinschaftsgefühl. Daraus ergeben sich auch Grundlinien für die pastorale Arbeit.
Die Auseinandersetzung mit der Sinus-Milieu-Studie zeigt, dass Menschen sehr unterschiedliche Zugänge zum Leben, zur Arbeit, zur Familie und zu Freundschaftsbeziehungen ebenso wie zu Glaube und Kirche haben. Sensibel mit diesen Unterschieden umzugehen und als Kirche darauf zu reagieren stellt uns vor große Herausforderungen, wenn wir nicht einer schlichten Angebots-Logik verfallen wollen.
Die Emmauserzählung im Lukasevangelium sagt etwas über die Grundhaltung in der pastoralen Arbeit aus: Hinausgehen - Erzählen - Gott finden. Diese biblische Grundlegung (Lk 24, 13-35) bietet eine Orientierungshilfe. Um den Sendungsauftrag der Kirche erfüllen zu können, ist es wichtig, den eigenen Standort/Standpunkt, das eigene Milieu gut zu kennen. Um mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen, ist die Bewegung aus dem eigenen Zentrum an die Grenze dessen, was ich schon kenne, was mir vertraut ist, notwendig. Es geht dabei nicht um das „ Hereinholen“, sondern um das Lernen von denen, die mir in gewisser Weise fremd sind. Einander erzählen, was uns bewegt, den Blick auf die gegenwärtige Situation richten, nichts beschönigen, nichts dramatisieren, einfach erzählen und zuhören: das verändert die in der Pastoral Tätigen ebenso wie die Menschen, denen sie begegnen.
Darum geht’s: Im Gehen, im Unterwegssein, beim gemeinsamen Essen einander Aufmerksamkeit und Zeit schenken. „Da gingen ihnen die Augen auf.“ Gott mit uns. Gott lässt sich finden im Lebendigen.
(Monika Heilmann, aus: Klarheit, Geschichte für die Zukunft. Pfarrer – ein Dienst in der Zusammenarbeit mit vielen - Seelsorgeraum Perg)