Keine Kirche ohne Ehrenamt
“Kirche ohne ehrenamtliches Engagement ist schlicht nicht vorstellbar”, so drückt es Bischof Manfred Scheuer in seinem Gruß an die “Handwerker der Barmherzigkeit” (Papst Franziskus) aus. In der neuen Pfarrstruktur wird die zentrale Rolle der Ehrenamtlichen nun auch strukturell deutlich. Doch warum engagieren sich Menschen eigentlich in der Katholischen Kirche Oberösterreich?
Ehrenamt für andere und für sich selbst
Der Gemeinschaft dienen und damit auch der christlichen Verpflichtung, seine Talente für andere einzusetzen nachzukommen, das sind die zentralen Ingredienzien, die die vier Ehrenamtsrat-Mitglieder antreibt, sich zu engagieren. Die Sprecherin des Ehrenamtsrates, Regina Atzwanger folgt in ihrem Ansatz einem Bericht der Bischofssynode in dem es heißt, dass die Mitverantwortung aller Getauften entsprechend ihrer Berufungen, Erfahrungen und Kompetenzen konstitutiv für die Kirche ist.
Aber nicht nur den anderen nützen die Ehrenamtlichen mit ihrem Engagement, wie Monika Breitwieser (stellvertretende Sprecherin des Ehrenamtsrates) deutlich macht: “Für mich ist mein ehrenamtliches Engagement eine sinnstiftende Tätigkeit, mit der Zufriedenheit und Glück einhergehen”.
Auch die Tatsache, gemeinsam etwas bewirken zu können, schätzen Georg Senzenberger (engagiert in der Pfarrgemeinde Eberschwang) und Martina Maier (engagiert in der Pfarre Hirschbach im Mühlviertel) an ihren Ehrenämtern: “Es ist schön, mit dem was man tut, Spuren zu setzen und den nächsten Generationen etwas, das man vielleicht selbst schon von anderen Ehrenamtlichen übertragen bekommen hat, mitgeben zu können.”
Gleichzeitig bietet Ehrenamt auch eine große Freiheit, wie es Martina Maier beschreibt: “Es ist schön, abseits von fixer Arbeitszeit und Bezahlung ein aktives Mitglied einer Gemeinschaft zu sein und dort aber auch nein sagen zu können, wenn man nicht mehr mitarbeiten kann oder möchte.” Das sieht die Sprecherin des Ehrenamtsrats ähnlich: “Es ist fein, sich selbst die Bereiche aussuchen zu können, in denen gearbeitet wird und dort etwas Sinnvolles zu bewirken.”
Ehrenamt braucht Wertschätzung und Anerkennung
Wenn Martina Maier dann noch merkt, dass sie in manchen Bereichen Vorreiterin und auch Vorbild sein kann, dann ermutigt sie das besonders in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Motivierend sind für sie und für Monika Breitwieser aber natürlich auch Lob und Dank – sei es in Form von Ehrungen oder im persönlichen Gespräch.
Diese Wertschätzung sieht Regina Atzwanger durchaus auch strukturell: “Ich stelle fest, dass die Beteiligung der Ehrenamtlichen in unserer Diözese erwünscht und geschätzt wird. Gerade im Zuge der Umstrukturierung wird ihre Bedeutung deutlich sichtbar und ist ihr Beitrag für lebendige Gemeinden notwendig. Das erlebe ich so auf verschiedenen Ebenen - von der Pfarre bis zu diözesanen Einrichtungen.”
Forum Ehrenamt und Ehrenamtsrat als neue Vernetzungsmöglichkeit
Nachdem auf Grund der neuen Struktur Ehrenamtliche noch viel mehr Verantwortung und Gestaltungsmöglichkeiten haben, wurde schließlich auch ihre gremiale Vertretung verändert und das Forum Ehrenamt gegründet. Dieses dient einerseits als Interessenvertretung der ehrenamtlich Tätigen in der Diözese. Andererseits sollen dadurch auch ihre Anliegen in diözesane Beratungs- und Leitungsgremien eingebracht werden. Der 15-köpfige Ehrenamtsrat vertritt das Forum Ehrenamt schließlich im diözesanen Pastoralrat, einem Beratungsgremium des Bischofs. Die Sprecherin des Ehrenamtsrates sieht im Forum Ehrenamt ein großes Potential: “Dort kommen Menschen aus der ganzen Diözese zusammen, um ihre Anliegen zu formulieren und sich am Leben der Diözese aktiv zu beteiligen. Hier wie auch sonst kommen Menschen zusammen, um gemeinsam auf dem Weg zu sein. Ehrenamtlich tätig zu sein bedeutet, aus eigener Verantwortung zu handeln, entscheiden und gestalten zu können.”
Wunsch nach Wertschätzung und Begegnung auf Augenhöhe
Und was wünschen sich die Ehrenamtlichen von den Entscheidungsträgern in Kirche und Politik hinsichtlich ihres Engagements? Da sind sich die vier Mitglieder des Ehrenamtsrates einig: Wertschätzung und Begegnung auf Augenhöhe. “Aber auch eine gute Vernetzung und die Förderung bzw. Unterstützung des Ehrenamtes”, so Martina Maier. “Ich würde mir Empfänglichkeit für neue Gedanken, sowie Empathie für die Bedürfnisse der Menschen wünschen”, sagt Georg Senzenberger. Monika Breitwieser ergänzt es um den Wunsch nach Gleichberechtigung bzw. Gleichstellung der Ehrenamtlichen mit den Hauptamtlichen, weil alle Menschen durch die Taufe Berufene sind: “Außerdem sollten die Anliegen der Ehrenamtlichen gehört und umgesetzt werden. Wir wollen nicht auf einen späteren Zeitpunkt vertröstet werden.” Regina Atzwanger würde sich wünschen, “dass die Erfahrungen der Ehrenamtlichen, ihre Freude und Hoffnung, wie auch Trauer und Angst ernstgenommen werden; dazu gehören u.a. neben dem Dialog und der Einbeziehung in Entscheidungen auch die Anerkennung ihrer spirituellen und gesellschaftlichen Kompetenzen, ein gemeinsames Suchen nach begeisternden und inspirierenden Formen des Feierns und von Begegnungen, sowie die Unterstützung in Bildung und Weiterbildung.”
Text: Melanie Wurzer
Bischof Manfred anlässlich des Tages des Ehrenamts: „Handwerker der Barmherzigkeit“ (Papst Franziskus)
Kirche ohne ehrenamtliches Engagement ist schlicht nicht vorstellbar. Für die unzähligen Tätigkeiten, die viele Zeit, die dafür aufgewendet wird und für die Leidenschaft, die dahintersteckt, möchte ich meine ganze Wertschätzung und meinen aufrichtigen Dank zum Ausdruck bringen.
Papst Franziskus hat Ehrenamtliche einmal als „Handwerker der Barmherzigkeit“ bezeichnet. Darin schwingt mit, dass Ehrenamt oft konkretes Anpacken erfordert. Es schwingt aber auch mit, dass dem Ehrenamt eine Haltung der Solidarität und eine hohe Bereitschaft, die Gemeinschaft mitzugestalten, zukommt. Eure Talente und Eure breite Lebenserfahrung in den vielen gesellschaftlichen Bereichen sind ein unermesslicher Schatz für die Kirche und für die Nachfolge in der Spur Jesu.
Ich wünsche euch die regelmäßig wiederkehrende Erfahrung, dass eure Tätigkeit Sinn stiftet. Ich wünsche euch, dass ihr positive Resonanz für euer Tun erlebt. Der Segen Gottes begleite euch!
Bischof Manfred Scheuer