Resonanztreffen "Zeitgemäße Strukturen"
Pfarrgemeinderäte-Resonanztreffen: Angeregte Diskussionen
Viele Themen, erste Klärungen
180 Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte aus 75 Pfarren füllten beim Pfarrgemeinderäte-Resonanztreffen „Zeitgemäße Strukturen“ am 11. Mai 2019 den Festsaal des Bildungshauses Schloss Puchberg bis auf den letzten Platz.
Pastoralamtsdirektorin und Zukunftsweg-Leiterin Gabriele Eder-Cakl öffnete in ihrem Eingangsstatement den Blick auf jene Orte und Momente, in denen sich Gott in unseren Leben zeigt: in der Begegnung mit Menschen, an heiligen Orten, bei Liturgien und in der Kunst. Schließlich sei die neue Struktur nur ein erster Schritt im Zukunftsprozess, nämlich die Absicherung und Grundlage einer qualitätsvollen Seelsorge in unserer Zeit.
Gefragt und diskutiert wurde, wie die im Entwurf vorgesehene mittlere Leitungsebene der „Pfarre“ (bisher: Dekanat) wirken wird. Großen Raum nahmen die Fragen zur Finanzverantwortung und der rechtlichen Absicherung der vorgeschlagenen „Pfarr-Gemeinden“ (jetzt: Pfarren) gegenüber den „Pfarren“ (jetzt Dekanate) ein.
Gabriele Eder-Cakl betonte, dass in der Diözese Linz 2022 Pfarrgemeinderatswahlen durchgeführt werden und – sollte die neue Struktur beschlossen und implementiert werden - die neuen Statuten und die neue Wahlordnung bis dahin fertig werden.
TeilnehmerInnen fragten, wie eine Pfarrversammlung einen Pfarrgemeinderat mit Beschlussrecht ersetzen soll und wie ein Seelsorgeteam zu Stande kommt. Erfahrene Seelsorgeteam-Verantwortliche erzählten, mit welcher Freude sie ihre Pfarren jetzt schon in Teams von Ehren- und Hauptamtlichen leiten. Derzeit werden 52 Pfarren durch ein ehrenamtlich-hauptamtliches Seelsorgeteam geleitet. Die kooperative Leitung, in der ein Team gemeinsam die Verantwortung für eine Pfarr-Gemeinde übernehmen soll, wurde ebenfalls debattiert. In vielen Pfarren leiten jetzt schon in Gestalt engagierter Pfarrgemeinderats-Leitungen Teams die Pfarrgemeinde.
180 Pfarrgemeinderätinnen und Pfarrgemeinderäte aus 75 Pfarren füllten beim Pfarrgemeinderäte-Resonanztreffen „Zeitgemäße Strukturen“ am 11. Mai 2019 den Festsaal des Bildungshauses Schloss Puchberg bis auf den letzten Platz.
In Tischgruppen gaben die PfarrgemeinderätInnen Resonanz auf den Entwurf "Zeitgemäße Strukturen".
Pastoralamtsdirektorin und Zukunftsweg-Leiterin Gabriele Eder-Cakl öffnete in ihrem Eingangsstatement den Blick auf jene Orte und Momente, in denen sich Gott in unseren Leben zeigt: in der Begegnung mit Menschen, an heiligen Orten, bei Liturgien und in der Kunst. Schließlich sei die neue Struktur nur ein erster Schritt im Zukunftsprozess, nämlich die Absicherung und Grundlage einer qualitätsvollen Seelsorge in unserer Zeit.
Sabine Weißengruber von der Gemeindeberatung und Organisationsentwicklung führte durch das Resonanztreffen. Bildungshausdirektor Helmut Außerwöger stellte die Diskussionsgrundlage „Zeitgemäße Strukturen“ vor.
Viel Zeit gab es für Anfragen aus dem Plenum.
Auch in der Pause wurde engagiert diskutiert.
Die Fragen und Anregungen auf den Resonanzplakaten werden über den Sommer in den Strukturentwurf eingearbeitet.
Die Gespräche gehen weiter
Die TeilnehmerInnen bedankten sich für dieses Resonanztreffen – insgesamt 90 solcher Treffen führte die Diözese Linz von Jänner bis Juli 2019 durch. Nach anfänglicher Skepsis seien sie jetzt besser informiert und könnten sich nun eher vorstellen, wie die neue Struktur wirksam werden. Die Einträge der TeilnehmerInnen auf den thematischen Resonanzplakaten zu den Fragen „Was motiviert mich an diesem Strukturvorschlag?“ „Welche Herausforderungen sehe ich?“ „Wo sehe ich Klärungsbedarf?“ „Für ein gutes Gelingen braucht es: …“ wurden professionell ausgewertet, über den Sommer 2019 in den Entwurf eingearbeitet und im Herbst allen Gremien vorgelegt, ehe im Jänner 2020 eine Diözesanversammlung ein Votum dazu abgibt, das dem Bischof vorgelegt wird.
www.dioezese-linz.at/zukunftsweg
Gut, dass sich etwas tut
Eine Durchsicht der Plakate dieses Resonanztreffens
Gut, dass sich etwas tut. Es braucht dringend Reformen in der Katholischen Kirche der Diözese Linz. Das ist auch die Meinung der TeilnehmerInnen beim Resonanztreffen der PfarrgemeinderätInnen. Positiv am neuen Strukturmodell wird gesehen, dass das Ehrenamt aufgewertet wird: „Als Laiin kann ich „meine“ Kirche nun stärker mitgestalten.“ Steht auf einem der Plakate. Mit einer starken Vision einer Lebensfreundliche und lebensfreundlichen Kirche, die solidarisch mit den Schwächerin ist, die das neue Strukturmodell in sich trägt und die auf den verschiedenen Ebenen ausformuliert und geteilt wird, kann viel Gutes entstehen.
Nähe bleibt: Bei der Gesamtsicht auf das Strukturmodell motiviert die TeilnehmerInnen, dass die Eigenständigkeit der bisherigen Pfarren (am Ort), im Entwurf „Pfarr-Gemeinden“ erhalten bleibt. Die anwesenden zumeist ehrenamtlichen PfarrgemeinderätInnen wissen, dass sie in der Nähe (Heimat, Antreffbarkeit in einem Pfarrbüro, wenn auch nur in kleiner Stundenzahl) sind und damit gut Seelsorge am Ort leisten können. Die Qualifikationen, die durch die Ehrenamtlichen in die Seelsorgeteams und Pfarrgemeinderäte hereinkommen, werden als große Chance gesehen. In der Nähe entsteht die Identifikation mit einer Pfarr-Gemeinde. Ehrenamtliche stehen für eine „bodenständige Spiritualität“. Das Vermögen der bisherigen Pfarren bleibt in den Pfarr-Gemeinden. Für die eigenständige Vermögensverwaltung der Pfarr-Gemeinde wird die juristische Person „Pfarrkirche“ erhalten und aufgewertet. Eine fixe hauptamtliche Ansprechperson wird es in jeder Pfarr-Gemeinde geben, auch den kleinen.
Raum entlastet: Dass es auf der geplanten Pfarr-Ebene des Strukturentwurfs Unterstützung für die Verwaltungsaufgaben in den Pfarr-Gemeinden gibt, kommt gut an. Raum weitet den Blick: Und dass in größeren Räumen gedacht wird, in denen die Pfarr-Gemeinden vermehrt aufeinander schauen können, gefällt auch vielen TeilnehmerInnen an diesem Resonanztreffen. Sie freuen sich auf den Austausch, das Schauen über die Grenzen. Der pastorale Raum „Pfarre“ ist etwas anderes als der „Pfarr-Gemeinde“-Ort: Es gibt in der neuen „Pfarre“ des Strukturentwurfs keine Haupt-„Pfarr-Gemeinde“, sondern (durchschnittlich) 14 Pfarr-Gemeinden mit 14 Pfarrkirchen. Diese Pfarre wird finanziell neu aufgestellt, bietet dafür den Pfarr-Gemeinden Leistungen an, die es bisher in der Nähe nicht gegeben hat.
Hier entsteht etwas Neues. Die Anmerkungen der TeilnehmerInnen bei diesem Resonanztreffen zeigen deutlich, dass sie Verantwortung übernehmen wollen und die dafür nötigen Änderungen mittragen. Sie sagen jedoch deutlich, dass Ehrenamtliche nicht einfach hauptamtliche Aufgaben übernehmen können, sondern die Freiheit brauchen, gemeinsam mit ihrem/Ihren Hauptamtlichen nach ihren Möglichkeiten das Leben der Pfarr-Gemeinde zu gestalten, wie es für sie und die Pfarr-Gemeinde gut und möglich ist. Die Umstellungen von einer versorgten zu einer kooperativ geleiteten Pfarr-Gemeinde wird mit diesem Modell vorangetrieben. Die Frage: Wer sorgt für Spiritualität, für die Seele? Für eine Kirche, die Menschen bewegt (nicht wie ein Verein!) Verweist auf das seelsorgliche Wirken, das bereits jetzt von Ehrenamtlichen ausgeht.
Kooperative Leitung. Wie kann das mit Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen gut in einer kooperativen Leitung im Seelsorgeteam einer Pfarr-Gemeinde gehen? Auf Augenhöhe! Und nicht von oben herab. Für Teamentwicklungen und –begleitungen muss gesorgt werden – von der Pfarr- und der Diözesanebene. Zur Kooperativen Leitung gehört Vertrauen, Mut und Experimentierfreude: Das probieren wir aus! Und das Aufteilen von Aufgaben.
Ehrenamtliche. Was ist die ehrenamtliche Motivation für das Wirken in einem Seelsorgeteam, einem Pfarr-Gemeinde-Rat? Auf einigen Plakaten wird die Sorge geäußert, dass nicht genug Engagierte für die Pfarr-Gemeinde-Räte und die Seelsorgeteams gefunden werden. Wie geschieht die ehrenamtliche Personalentwicklung? Wer macht sie? Wie funktioniert sie? Wie können Ehrenamtliche hinzukommen, sich aber auch wieder verabschieden? Gut für sich sorgen, Nein sagen lernen. Wie wird verhindert, dass PensionistInnen mit großem Zeitbudget ein Übergewicht in den Pfarr-Gemeinde-Leitungen bekommen? („Werden wir alt?“) Die Herausforderung, Menschen verschiedener Altersgruppen für die Pfarr-Gemeinden zu gewinnen wird von den teilnehmenden PfarrgemeinderätInnen sehr deutlich gesehen. Das gilt nicht nur für das Ehrenamt, sondern auch für das Hauptamt. Was motiviert junge Menschen, sich für einen Beruf in der Kirche zu entscheiden und ausbilden zu lassen? Der Strukturvorschlag sieht vor, dass neue Berufe in den Pfarren und Pfarr-Gemeinden entstehen.
Mehrmals gefordert wird die Beibehaltung der Steuerungsfunktion der Diözesanebene für verschiedene Bereiche. Das gilt für die personelle Ausstattung und die Kirchenbeitragszuteilung. Auch für Beratungen, Ausbildungen etc. soll die Diözesanebene die Pfarren und Pfarr-Gemeinden unterstützen. Gefordert wird Gerechtigkeit und Solidarität für kleine Pfarr-Gemeinden. Sollen diese nicht mehr finanzielle Zuwendung bekommen, da sie prozentuell weniger Personal zugeteilt bekommen? Auch hier, so wünschen es sich die TeilnehmerInnen, soll die Diözese auf den Plan treten.
Der Wunsch nach klaren Strukturen und Finanz- und Personalgerechtigkeit für die Pfarr-Gemeinden werden ausgesprochen. Klare Regelungen soll es bei den Finanzen und Zuständigkeiten, Entscheidungsbefugnissen geben. Als Herausforderungen werden genannt: Die Koordination zwischen den neuen „Pfarren“ und den „Pfarr-Gemeinden“. Es soll keine Doppelungen auf den Ebenen Pfarr-Gemeinde und Pfarre geben. Wichtig es den Anwesenden, dass die Pfarr-Gemeinden Gestaltungsräume haben! Die Pfarr-Gemeinde bekommt einen Kirchenbeitragsanteil direkt von der Diözesanebene, die Pfarre ebenfalls.
Ämter-Reform steht noch aus. Dass es Leitungsfunktionen in Gestalt des Pfarrvorstandes für pastorale Aufgaben auch für Frauen gibt, wird positiv gesehen. Manchen gehen die Strukturänderungen nicht weit genug, wie auf vielen Plakaten zu lesen ist. Viele Plakateinträge (auf etwa der Hälfte der 32 Resonanzplakate) sprechen sich für eine tiefgreifende Amts-Reform in der Katholischen Kirche aus: Für die Erweiterung der Zulassungsbedingungen zu den Weiheämtern auf alle katholischen Christinnen und Christen, Frauen und Männer, alleinlebend und mit Familie. Beklagt wird die Unflexibilität des Kirchenrechts: Es sei „Recht um des Rechts willen und nicht Recht, das den Menschen nützt“.
Was zum Gelingen beiträgt. Toleranz, Humor und Kommunikationsfähigkeiten werden die neuen Strukturen ermöglichen – finden die TeilnehmerInnen dieses Resonanztreffen. Und, so ist auf einem der Resonanzplakate zu lesen „Mut, Geduld, Nerven, Konfliktfähigkeit“.
Positiv gewürdigt wird die Gestaltung des Strukturprozesses an sich: Die Präsentation des Modells für alle an einem Termin und die Einbindung aller in der Katholischen Kirche Wirkenden in den 90 Resonanztreffen. Die Frage nach den beiden anderen Modellen konnte Gabriele Eder-Cakl dahingehend beantworten, dass auch in diesen beiden anderen Modell-Entwürfen die Ehrenamtlichen sehr gefordert gewesen wären.