Bergrutsch in Alausí Ecuador - sechs Monate danach
Im März dieses Jahres ereignete sich eine dramatische Naturkatastrophe in der Kleinstadt Alausí im Hochland von Ecuador. In den nächtlichen Stunden lösten sich große Erdmassen des anliegenden Berges und sorgten für die Zerstörung zahlreicher Häuser sowie der Hauptstraße, als auch den Tod vieler Bewohner.
Die Oberösterreicherin Sr. Klara Maria Falzberger von den Oblatinnen des hl. Franz von Sales in Ecuador wendete sich damals an die Missionsstelle mit der Bitte um Hilfe. Den dazugehörigen Artikel finden sie hier.
Nun berichtet Sr. Klara Maria erneut und schildert die Situation, mehrere Monate nach dem verheerenden Erdrutsch:
Sie erinnern sich vielleicht noch an meine Bitte um Unterstützung nach dem großflächigen Erdrutsch der am 28 März 2023 nachts, in Alausí, die Bevölkerung zur Verzweiflung brach.
Drei Monate nach dem Erdrutsch, das heißt Ende Juni, wurden die Bergungsarbeiten eingestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten 65 Tote geborgen werden, mindestens zehn weitere Menschen blieben für immer unter bis zu 40 Metern hoher Erde verschüttet.
Langsam ging man in Alausí wieder zum Alltag über, das heißt, obwohl immer eine latente Gefahr droht, sind ein Großteil der Menschen in ihre Häuser zurückgekehrt, auch wenn diese in der Gefahrenzone liegen. Warum? Weil ganz einfach niemand das nötige Geld hat - normalerweise zwischen 300,00 und 400,00 Dollar, bei einem Monatslohn von 450,00 Dollar - um in Untermiete zu leben, noch dazu oft in Orten, die täglich eine lange Anreise verlangen, um zur Arbeit oder in die Schule zu gelangen.
Obwohl von Seite der Behörden bisher noch keine Straßensanierung erfolgte, haben die Menschen von Alausí und der umliegenden Bergdörfer ihre eigenen „Straßen“ gebaut, d.h. in Gemeinschaftsarbeit die abgerutschten Erdmassen so weit stabilisiert, um daraus neue Fahrwege herzustellen. Dadurch ist die Fahrzeit von Quito nach Alausí wieder mehr oder weniger die gleiche als vor dem Bergrutsch.
Jene Familien die zwar überlebten, aber ihr Haus verloren haben, müssen leider immer noch warten bis man ihnen, irgendwann und irgendwo, von Seiten des Staates, ein neues Grundstück zuteilt, und auch die Hilfslieferungen für die Opfer wurden schon seit mehr als drei Monaten eingestellt.
Wie sich in den kommenden Wochen und Monaten die Situation in Alausí weiterentwickeln wird, ist nicht vorhersehbar. Sorge bereitet die Regenzeit, die in diesen Wochen beginnen wird und mehr noch die Strömung des „El Niño“ die nicht nur die Küstengegend Ecuadors treffen wird, sondern nach jahrelangen Erfahrungen auch in der Sierra zu verstärkten Niederschlägen und Überschwemmungen führen wird.
Inmitten dieser harten und angsteinflößenden Situation ist der Glaube und die Gottesnähe des Großteils der Bewohner von Alausí zu bewundern. Nicht nur die Gottesdienste, die für die Verstorbenen gefeiert wurden, sondern auch das Vertrauen trotz allem auszuharren und weiterzukämpfen, beweist den Seelenmut der indigenen Bevölkerung dieses Kontinents der Hoffnung. Jedem einzelnen von Ihnen, der uns durch Gebete und konkrete finanzielle Hilfe unterstützt hat, sage ich im Namen dieser mutigen Menschen nochmals ein herzliches Vergelt’s Gott – ein „Dios les pague“. Mögen auch Sie in schwierigen Momenten ihres Lebens immer jemanden an ihrer Seite haben, der Ihnen Mut und Kraft gibt und sie tatkräftig unterstützt und zärtlich begleitet.
Den wundervollen Worten von Charles Péguy kann auch ich beistimmen: „Die Hoffnung, spricht Gott, die erstaunt mich jedoch. Selbst mich. Es ist wirklich erstaunlich, dass sie, diese armen Kinder, sehen, wie alles geschieht, und glauben, morgen werde es besser gehen, dass sie sehen, was heute passiert und glauben, morgen werde es besser sein. Das ist erstaunlich und wahrlich das größte Wunder unserer Gnade. Darüber muss ich selbst staunen.“ Das Tor zum Geheimnis der Hoffnung, Einsiedeln 1980
Sr Klara-Maria Falzberger OSFS
Auch weiterhin nimmt die Missionsstelle Spenden für die notleidende Bevölkerung in Alausí entgegen
Missionsstelle der Diözese Linz
Kennwort: Hilfe Ecuador
IBAN: AT71 5400 0000 0038 3117